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Offroad wohnen in der HellsKlamm

Wohnen in der Hellsklamm

Wer braucht schon Straßen?

„Wo wir hinfahren, brauchen wir keine Straßen.“ Doc Brown, der schrullige „Zurück in die Zukunft“-Held im weißen Kittel, bringt es auf den Punkt. Zimmer, Kuchl, Kabinett und Allradantrieb machen uns autark.

Text: Rainer Behounek | Fotos: Maximilian „Maquez“ Lottmann

Offroad kennt viele Schreibweisen. Einmal sauschnell hingefetzt, das andere Mal langsam und vorsichtig hinkalligrafiert. Eines verbindet alle Herangehensweisen: das Lesen des sich ständig verändernden Untergrundes. Auch wenn die meisten Herrschaften im Offroad-Zirkus hinter dem Lenkrad aussehen wie gewaltbereite Rugby-Spieler, brauchen sie doch das geübte Auge eines Golfers, das die Wege einordnet in lose und zu lose. Auf geteerte Straßen kann man sich verlassen, auf einen mit Steinen und Wurzeln gepflasterten Waldweg nicht. Offroad, der Name sagt es bereits, findet abseits zivilisierter Gegenden statt.

Dort, wo der Alltag nicht hinkommt, beginnt für viele die Freiheit. Und weil man in der Freiheit nicht nach drei Stunden umdrehen will, bloß weil man weder Essen noch Wasser dabeihat, sind die Leute erfinderisch geworden und haben ihre mobilen Untersätze entsprechend angepasst. Heute gibt es professionelle Um- und Aufbauten für jeden Geländewagen. Von luxuriös bis spartanisch, Hauptsache praktisch. Aber wie praktisch sind die Umbauten eigentlich?

Offroad-Mekka

Wir machen die Probe aufs Exempel und begeben uns mit Land Rover Defender Ex-Tec-Umbau und Toyota Hilux GaZell-Umbau ins österreichische, ach was, europaweite Offroad-Mekka. Denn mit 200 Hektar unbefestigten Straßen in allen Schwierigkeitsgraden ist die HellsKlamm im niederösterreichischen Kaumberg eines der besten Fleckerln Österreichs, auf dem Offroader und die, die es gerne werden möchten, so richtig die Sau rauslassen können.

Gleich auf den ersten Metern sind wir von der professionellen Herangehensweise der beiden Aufbauten beeindruckt. Da wurden nicht bloß Kästen draufgesetzt oder reingebaut. Die Fahrwerke wurden speziell auf das Mehrgewicht abgestimmt und die Schwerpunkte so gut es geht in die Fahrzeugmitte verlagert, weshalb wir selbst steile Passagen und Verschränkungen ohne Probleme bewältigen. „Beim Defender sind alle Anbauteile wie Markise und Tisch mit Verstrebungen befestigt, die vom Fahrzeug weggehen. Das hat den Vorteil, dass wir nicht auf den Untergrund angewiesen sind. Wir können mit dem Defender fahren, ohne die Stangen abmontieren zu müssen. Die bei Ex-Tec haben sich was überlegt, das Auto steckt voller Details“, meint Clemens Stiegholzer, Wiens unumstrittener Offroad-Gottseibeiuns und neuerdings auch erste Adresse, wenn es um Offroad-An- und Umbauten geht.

„Die beiden Umbauten von Ex-Tec und GaZell haben den Vorteil, dass sie alle Annehmlichkeiten bieten, das Auto aber kompakt genug lassen, um es in einen genormten Schiffscontainer hineinzubringen. So lassen sich oft auf günstige Art und Weise lästige, tagelange Anreise- oder Verbindungsetappen abkürzen.“

Voll im Element

Wir kraxeln weiter in der HellsKlamm und stechen von einer Lichtung direkt in einen Waldweg mit unzähligen Baumstämmen am Boden. Bei jedem Meter denk ich mir: „Alles klar, der Zusatztank ist gleich Geschichte.“ Nix da. Die beiden Geländewagen sind voll in ihrem Element und das Einzige, was im Innenraum wackelt, bin ich. Die Kästen sind solide verbaut und mit speziellen Verschlusskappen versehen, sodass sie unmöglich aufspringen können. Der Defender ist ein Umbau, alle Teile wurden in die Karosserie eingebaut, sodass er von außen fast unverändert aussieht. Wer genau hinschaut, sieht das geteilte Dach, unter dem sich das Ausstelldach befindet. Der Toyota Hilux wurde mit einem Aufbau versehen, der Vorteil: Wer will, kann ihn schnell und unkompliziert abnehmen und hat einen voll funktionsfähigen Pick-up.

Meine Meinung dazu: Ich steh drauf, wenn ein Fahrzeug zum Multitool wird. Wenn egal was kommen kann, von der Zombie-Apokalypse bis zu mehr als drei Sackerln beim Billa, und man trotzdem völlig vorbereitet ist. Außerdem sollen die Mädls ja auf den Outback-Typ stehen. Wenn ihr also in nächster Zeit einen geilen weißen Defender seht, einfach nachschreien.

Infobox

Ex-Tec spezialisiert sich auf Rallye- und Expeditionstechnik und ist insbesondere bekannt für seine einzigartigen Landrover Defender-Umbauten. Ga-Zell ist ein französischer Hersteller von Kabinenaufbauten für verschiedene Offroader, von leeren bis zu voll ausgestatten Wohnkabinen.

Info: www.stiegholzer-4wd.at

Bernhard Katzinger

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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