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Opel Astra Facelift: Aller guten Dinge sind drei

VW bringt einen neuen Golf und Opel bereitet ihm einen gebührenden Empfang. Denn um dem Meister aller Klassen den Start zumindest nicht ganz so leicht zu machen, kontern die Rüsselsheimer mit einem gründlichen Update für den Astra: Von außen kann man das zwar nur an ein paar Retuschen am Grill erkennen. Doch wenn die elfeinhalbte Generation der Rüsselsheimer Kompaktklasse nach ihrer IAA-Premiere im November in den Handel kommt, gibt es ein schon etwas gründlicher modifiziertes Innenleben mit teilweise digitalen Instrumenten, Online-Infotainment, kabellosem Smartphone-Laden, schlaueren Assistenten, intelligenteren LED-Scheinwerfern und vor allem völlig neue Motoren.

Von Thomas Geiger

Dabei hat Opel mit Blick auf die strengen Klimaschutzvorgaben aus Brüssel vor allem am Verbrauch gefeilt und den CO2-Ausstoß um bis zu 21 Prozent gesenkt. Fünf der sieben Antriebskombinationen bleiben deshalb künftig unter der magischen Grenze von 100 g/km.

Allerdings gelingt das nur mit gewissen Einschränkungen: Die Zahl der Motorvarianten sinkt vor allem gegenüber der deutschen Konkurrenz auf ein Minimum und es gibt künftig nur noch drei Benziner und zwei Diesel, die Bandbreite schrumpft auf 105 bis 145 PS und vor allem beschränken sich die Hessen als aktuell einzige Marke in dieser Klasse allein auf drei Zylinder. Die stammen übrigens trotz identischer Hubräume von 1,2 oder 1,4 Litern bei den Benzinern und 1,5 Litern beim Diesel nicht von der neuen Konzernmutter PSA aus Frankreich, sondern sind eigene Konstruktionen, die Opel quasi als Abschiedsgeschenk an die alte Familie noch unter GM-Regie entwickelt hat und die deshalb auch bei Buick & Co noch zum Einsatz kommen.

Zwar bleiben beim Facelift mit dem Abschied vom Vierzylinder auch ein paar stärkere Motoren auf der Strecke und Opel verabschiedet sich damit gar vollends von der Fahrspaß- und Bleifußfraktion, die vergeblich auf einen GSI oder gar einen OPC warten wird. Stattdessen gibt es nur noch 110, 130 oder 145 PS bei den Benzinern und 105 oder 122 PS bei den Dieseln Doch wer Vernunft über Vergnügen stellt, erlebt den Astra als gute Wahl. Und die neuen Motoren sind ja nicht nur knausrig, sondern auch komfortabel.

Das gilt ganz besonders für den stärkeren der beiden Diesel: Während die Benziner wie alle Dreizylinder trotz der Ausgleichsweile relativ präsent sind und sich das übliche Schnattern nicht verkneifen können, ist vom Selbstzünder kaum etwas zu hören. Und mit der ersten Neugang-Automatik in dieser Klasse fährt er obendrein ausgesprochen entspannt und schnurrt seidig durch den dichten Verkehr. Dabei beschleunigen ihn die 285 Nm in 10,8 Sekunden auf Tempo 100 und bei Vollgas sind 205 km/h drin. Das ist zwar etwas langsamer als bei Golf & Co, und selbst mit dem stärksten Benziner ist bei 220 Sachen Schluss. Doch was dem Astra an Tempo fehlt, macht er durch seine selteneren Tankstopps wieder wett. Selbst im naturgemäß etwas ungünstigeren, dafür aber realistischeren WLPT-Zyklus kommen die Diesel schließlich auf Werte zwischen 4,5 und 5,3 Litern und die Benziner stehen mit 5,3 Litern für die Handschalter und 5,9 Litern für den stärksten Motor mit stufenloser Automatik in der Liste.

Ein dezent retuschiertes Design, ein etwas modernisiertes Cockpit, ein bisschen mehr Ausstattung und vor allem die neuen Sparmotoren – so gut und ausgewogen der Astra nach dem Facelift daher kommt, wird er den neuen Golf bei seinem Durchmarsch zwar kaum stoppen können. Doch er kann zumindest besser den Anschluss halten und sich so vielleicht über die Zeit retten. Schließlich werden in zwei Jahren die Karten wieder neu gemischt. Dann macht Opel das Dutzend voll und bringt die zwölfte Generation seiner Kompaktklasse. Und bei VW ist es sogar fürs Facelift noch zu früh.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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