Stolzer Rüsselsheimer
Opel Insignia: Deutscher Premium geht auch anders
Mit der Kombi-Version des Opel Insignia waren wir ja bereits in Hamburg unterwegs, unsere Testfahrten mit der Limousine im heimischen „Gelände“ untermauerten dann noch die ersten Eindrücke und Gedanken: Wer deutschen Premium schätzt, hat neben Audi, BMW oder Mercedes mit dem Insignia eine günstige Alternative.
Ja, wir sind durchaus vom neuen Opel-Flaggschiff begeistert und der Preis des Rüsselsheimer trägt maßgeblich dazu bei: 41.790 Euronen muss man für die Limousine, die wir zum Test-Tanz baten, auf den Tisch hauen. Stimmt schon, an und für sich nicht wenig Geld, doch kann sich die Anzahl der Kreuzchen auf der Ausstattungsliste durchaus sehen lassen.
So darf man sich über feines Leder freuen, die Gesäße der Mitreisenden im Fond brauchen sich vor Kälte nicht zu fürchten und eine 360-Grad Kamera macht das Einparken der 4,897 Meter langen Limousine zu einem einfachen Unterfangen. Ein Massagesitz krault den Fahrer und damit sich dieser nicht gleich auf den Straßen verirrt, ist ein Navi mit an Bord. Von den Assistenzsystemen braucht man ja gar nicht anfangen: Vom Toten-Winkel-Warner bis hin zum adaptiven Tempomaten inklusiver Gefahrenbremsung ist alles dabei, was dem Puristen Tränen der Trauer ins Auge schießen lässt. Die brillant-aussehende Metallic-Lackierung sorgt dann für ein stimmiges Äußeres. Doch ist es nicht nur die Sonderausstattung, die beeindruckt: Spurhalteassistent, adaptive LED-Scheinwerfer, eine elektrische Feststellbremse und ein schlüsselloses Startsystem sowie ein Start-Stopp-System sind (zugegeben, ab der zweitteuersten Ausstattungslinie) Serie. Und das alles (also inklusive Sonderausstattung) für 41.790 Euro.
Denn der Insignia ist bestimmt vieles, aber langweilig? Sicher nicht. Schon das Armaturenbrett überzeugt und macht neugierig. Eine herrliche Kombination von digital und analog. Auf den Seiten sind Drehzahlmesser, Kühltemperaturmesser und die Tankinhaltsangabe zu finden – alles analog, alles gefühlvoll designt. In der Mitte: Technik. Zukunft. Ein digitales Display, das Öltemperatur und Batteriespannung anzeigt. Brillant mit einem Chromring zum analogen Teil des Armaturenbrettes vereinheitlicht. In der Mitte des Displays (oder am hochwertigem Head-up-Display) lässt sich das Tempo ablesen und dann noch, naja, worauf man eben Lust hat. Radiosender, Straßenkarte … auch wenn es so manchem Traditionalisten nicht recht ist, aber Vorteile hat das Digitale schon.
Wir wandern weiter zur Mittelkonsole: Die erinnert ein wenig an den neuen 5er BMW. Was als Kompliment zu verstehen ist! Überzeugt hat uns auch der Schaltknauf (wobei Knauf ja schon fast beleidigend für so ein fesches Ding ist). Der sieht nicht nur gut aus, sondern brilliert auch beim Schaltvorgang: Die Gänge sind in optimaler Länge voneinander entfernt und lassen sich weder zu knackig, noch zu schwammig sortieren.
Unter der Motorhaube arbeitet übrigens ein zwangsbeatmeter 1,5-Liter-Vierzylinder, der freudig 165 PS abdrückt. Mehr kann man zwar haben, braucht man aber nicht. Und auch optisch gibt sich der Rüsselsheimer von seiner besten Seite. Die Silhoutte erinnert ein wenig an das Tesla Model S, was wie beim 5er durchaus als Kompliment zu verstehen ist. Front und Heck sehen schnittig aus, vor allem der mit Chrom umrandete Kühlergrill und die Leuchten haben’s uns angetan.
Der neue Opel Insignia macht sich also nicht nur am Datenblatt gut, sondern er lässt auch Emotionen zu. Klar wird man nicht den Fahrspaß schlechthin erleben (kann Opel aber auch, wie der Astra OPC beweist), darauf zielt der Rüsselsheimer ja gar nicht ab. Doch beim Herrn Papa wird sich ein breites Lächeln durchs Gesicht ziehen, wenn er gerade die Oberklasse ärgert.