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Opel Zafira-e: Raumfahrt ohne Reue

Während die kompakten Vans zusehends dem SUV zum Opfer fallen, sind ihre großen Brüder groß im Kommen. Denn wer wirklich viele Plätze oder reichlich Platz braucht, der kommt um die zivilisierten Kastenwägen nicht herum. Und weil sie bei Opel fest daran glauben, dass dieser Trend noch lange anhält, machen die Hessen diese Fahrzeuggattung jetzt mit dem ersten Elektroantrieb zukunftsfest: Wer ab nächstem Frühjahr zu Preisen von 45.825 Euro (D) aufwärts mit dem neuen Zafira-e vom Hof stromert, der genießt deshalb nicht nur Raumfahrt ohne Reue. Sondern der kann sich auch in der Sicherheit wiegen, dass ihm so schnell nicht die Fahrt in irgendwelche Innenstädte verwehrt wird. Kein Wunder, dass Opel vor allem Shuttle-Dienste, Hotels oder Flughäfen als Kunden erwartet und parallel für Handel, Handwerk und Gewerbe auch den baugleichen Kastenwagen Vivaro elektrifiziert.

Von Thomas Geiger

Obwohl der Zafira deutlich größer ist, übernimmt er den Antrieb aus dem handlichen Corsa-e: Hier wie dort gibt es deshalb einen 100 kW oder nach alter Währung 136 PS starken E-Motor an der Vorderachse, der auch mit dem Raumriesen leichtes Spiel hat. Weil die 260 Nm des Stromer von der ersten Umdrehung an bereits stehen, wirkt er vor allem beim Ampelstart oder beim Spurwechsel in der Stadt sogar etwas spritziger als die Verbrenner und punktet obendrein mit einer wunderbaren Ruhe beim Reisen. Die kennt man zwar von allen Stromern, doch klingt die Stille bei so viel Resonanzraum irgendwie noch stiller. Nur für eilige Kurierfahrer oder Shuttledienste mit knapper Zeitkalkulation ist das Spaceshuttle unter Strom nichts. Denn wo sich Paketkuriere und Personen-Kutscher bisweilen wie Kamikaze-Piloten mit Vollgas über die linke Spur stürzen, dreht die Elektronik dem Zafira-e bei 130 Sachen den Saft ab.

Das stört den Zafira-Fahrer allerdings nur beim ersten Mal oder wenn der Feierabend naht. Denn so gut der große Kasten mit den schweren Akkus im Boden auf der Straße liegt, verbietet sich alle Raserei von selbst. Schließlich lernt man beim Blick auf den Bordcomputer schnell, dass die Reichweite dramatisch sinkt, wenn das Tempo steigt. Selbst die Klimaanlage macht schon einen Unterschied, wie man auf dem Zusatzinstrument im Cockpit ablesen kann. Allerdings macht er auch die umgekehrte Erfahrung: Mit bedachter Beschleunigung und dem im Eco-Mode gedrosselten Antrieb sind im Stadtverkehr nämlich schnell auch deutlich mehr Kilometer als im Normzyklus möglich.

Gegenspieler bei diesem Balanceakt zwischen Tempo und Aktionsradius sind zwei Batteriepakete, die so im Wagenboden untergebracht sind, dass die volle Innenraum-Variabilität erhalten bleibt: Egal welche der zwei Radstände und drei Längen man bestellt, es passen immer bis zu neun Personen auf die nahezu frei verschieb- und drehbaren Bänke oder Sessel, und wenn man alles ausräumt, schluckt der Zafira im besten Fall 4,5 Kubikmeter Ladung.

Mit dem kleinen Akku bieten die Zellen einen Speicher von 50 kWh, der im Zyklus für 230 Kilometer reichen soll. Wer auf 75 kWh erhöht, kommt 330 Kilometer weit, bevor der Zafira an die Steckdose muss. Ausgestattet mit einem maximal 11 kW starken Lader und bestenfalls an einer 100 kW-Säule eingesteckt, ist der kleine Akku nach 30 und der große nach 45 Minuten wieder zu 80 Prozent voll.

Nach dem Corsa ist der Zafira-e bereits der zweite Stromer aus Rüsselsheim und dabei soll es nicht bleiben. Im Gegenteil. Sowohl bei den leichten Nutzfahrzeugen als auch bei den Pkw stehen die Hessen kräftig auf dem Gas und wollen im Lauf des nächsten Jahres deshalb alle wichtigen Baureihen inklusive Astra und Mokka mit Akku anbieten.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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