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Rallye unter Strom

Wenn auch die Geschwindigkeitsrekorde dieser Welt nicht hier aufgestellt werden, ist und bleibt Rallye einer der härtesten Wettkämpfe im Rennsport. Die oberösterreichische Firma Kreisel Electric setzt gemeinsam mit Baumschlager Rallye & Racing nun den Rallyesport unter Strom.

Text: Jakob Stantejsky / Fotos: Jakob Hanner

Raimund Baumschlager höchstselbst, seines Zeichens 14-facher österreichischer Rallye-Staatsmeister, erklärt das ehrgeizige Projekt wie folgt: „Wir stehen vor der Herausforderung, elektrisch betriebene Rallyefahrzeuge wettbewerbsfähig zu machen. Mit unserer ausgeprägten Rennsport-DNA und dem Elektro-Know-how von Kreisel werden wir die einmalige Chance ergreifen, Geschichte zu schreiben und den Rallyesport neu zu definieren.“ Anders ausgedrückt bedeutet das, dass die beiden Kooperationspartner ab der Saison 2021 mit einem vollelektrischen Fahrzeug der R5-Klasse namens RE-X1 an der Rally 2-Meisterschaft teilnehmen wollen. Man tritt also mit einer noch sehr frischen Technologie (vor allem was den Rallyesport betrifft) unverfroren gegen traditionelle Benzinboliden an und scheint trotzdem vor Selbstvertrauen zu strotzen. Das ist allerdings auch nicht weiter verwunderlich, schließlich spuckt das 900 Volt-Batteriesystem des E-Racers knapp 280 PS aus und das bei nur 1.300 Kilo Gesamtgewicht – Zahlen, die Respekt einflößen. Vor allem, da die Power ja dank E-Antrieb jederzeit zu hundert Prozent abrufbar ist. Das könnte sich gerade im Rallyebereich als entscheidender Wettbewerbsvorteil erweisen.

Im Mai 2020 soll der erste fahrbare Prototyp fertig sein, der später im Jahr dann auch schon ein paar Einsätze als Show- und Voraus-Fahrzeug hinlegen wird. 2021 sind vereinzelte Rennstarts geplant – wir halten euch diesbezüglich auf dem Laufenden.

Ambitioniertes Projekt

Mit dem RE-X1 im Rallyesport angreifen zu wollen, ist nicht nur aufgrund des neuen Ansatzes ein ambitioniertes Projekt. Denn gerade bei Rallyes wird dem Auto alles abverlangt: Auf den Offroadstrecken ist das Fahrzeug dem Wetter und den schwierigen Untergrundbedingungen besonders schonungslos ausgesetzt und die knapp bemessenen Tankstopps zwingen Kreisel Electric, besonders schnell ladende Batterien zu bauen. Nach nur 10 Pause müssen die Akkus wieder die volle Kapazität und vor allem 100 Prozent Leistung bieten.

„Wir sprechen hier von einer Ladeleistung von 250 kW bei 900 Volt, was insbesondere die Kühlung der Batterien in den Fokus rückt. Das System von Kreisel ist so ausgelegt, dass die Temperatur der Zellen während des Ladens nicht ansteigt. Beim Rallye-Fahrzeug bedeutet das: Volle Leistungsfähigkeit ab dem Moment, wo man den Ladestecker abzieht. Für die Serienproduktion bedeutet das: größtmögliche Sicherheit und hohe Lebensdauer“, legt Philipp Kreisel, Geschäftsführer und Entwicklungsverantwortlicher, die Akkusituation dar. Man hat also definitiv vor, die Erkenntnisse aus dem Rallyeprojekt in weiterer Folge auch für die Serienfertigung nutzen – so soll es sein!

Mit Raimund Baumschlager und Kreisel Electric kooperieren hier zwei echte Vollprofis in ihrer jeweiligen Branche, was sicher noch für Gesprächsstoff sorgen wird. Vielleicht ja sogar dann, wenn sie ihren ersten Bewerb gewinnen und all den voreingenommenen Benzinbrüdern zeigen, wo es langgeht?

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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