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Renault Scenic: Nach dem Sex ist vor dem Sex

Renault Scenic 2016

Nach dem Sex ist vor dem Sex

Vor 20 Jahren begründete der Scenic, damals noch als Untermodell der Mègane-Reihe, das Segment der Kompaktvans in Europa! Nach dem Van-Urmeter, dem Espace, hatten die Franzosen mit dem Scenic nun auch ein kompakteres Ladewunder am Start. Seit 1999 läuft der Scenic nicht mehr unter der Fuchtel des Mègane, als Mègane Scenic, vom Band, sondern wurde zum eigenen Modell geadelt.

Text: Gregor Josel

Fotos: Renault Communication

Wer die ersten Scenics noch kennt, der weiß, dass es damals wohl hauptsächlich um das Schlichten der Kinderleins und des Gepäcks ging und es im Lastenheft der Entwickler nicht an vorderster Stelle um Design, Anmut und Dynamik ging. Schon damals war der Scenic aber grundsätzlich ein feines Auto, doch der Sex fehlte total! Außer im Bett der Besitzer, was in vielen Fällen neun Monate später wahrscheinlich auch der Grund für die Anschaffung des französischen Kompaktvans war.

Gut, zwanzig Jahre sind eine lange Zeit, in der hat sich viel verändert! Auch der Scenic! Und zwar zum viel, viel Besseren!

Der komplett neue Scenic samt seiner noch geräumigeren Version, dem Grand Scenic, der auf Wunsch auch mit sieben Sitzen zu haben ist, hat mit dem Ur-Scenic nicht mehr viel gemein, außer die Namensgebung! Das Styling ist emotional-expressiv, sowas stellt sich auch das Millenial-Pärchen gern in die Garage, noch lange bevor von Nachwuchs die Rede ist. Der neue Scenic ist mit 4,31 Metern insgesamt vier Zentimeter länger, dafür aber drei Zentimeter niedriger als sein Vorgänger. Damit ergibt sich ein eher geducktes, souveräneres Gesamtbild. Er wirkt wesentlich selbstbewusster als bislang. Der Grand Scenic ist nochmals um 23 Zentimeter länger und bietet rund 200 Liter mehr Kofferraumvolumen, als der kompaktere Standard-Scenic.
Bemerkbar macht sich die Größe des Grand Scenic allerdings nicht nur in Sachen Platzangebot im Fond und Kofferraum! Im direkten Vergleich der beiden Modelle wirkt der Grand Scenic etwas satter und bequemer, was hauptsächlich am rund zehn Zentimeter größeren Radstand liegt, denn gewichtsmäßig liegen beide Modelle fast gleichauf. Was der Grand Scenic an besserem Komfort liefert, spielt der kompaktere Scenic in Sachen Dynamik und Wendigkeit aus.

Apropos Wendigkeit: Scenic und Grand Scenic parken auf Wunsch nun auch selbstständig ein und aus und zwar in allen Varianten: Egal ob parallel, quer oder gar schief! Großes Kino bei Beifahrern und Passanten jedenfalls.

Für Petrolheads, wie wir sie sind, ist es hoch erfreulich, dass die feisten 20-Zoll Felgen zur Serienausstattung (!!) gehören. Für viele wahrscheinlich nicht so wichtig, aber Renault gibt sich damit nicht die Blöße (so wie einige andere Hersteller), dass der Fahrzeugbody stylish und cool aussieht und dann im schlimmsten Fall irgendwelche 15-Zöller-Stahlfelgen mit Asphaltschneider-Bereifung eigentlich die gesamte harte Arbeit der Designer ad absurdum führen. Chapeau, Renault, das gefällt uns.

Besonders der Grand Scenic sieht dem aktuellen Espace dort und da ähnlich, macht aber nicht so sehr auf SUV, wie der große Bruder! Trotz geduckter Optik bleibt im Innenraum vor allem auf den vorderen Sitzen massiv viel Platz zum Wohlfühlen! In zweiter Reihe wird’s für große Leute obenrum etwas eng in Richtung Dach, aber alles soweit noch im Lot.

Das neue Interieuer spielt alle Stücke: vom Massagesitz bis hin zu Headup-Display und super Sound in der Bose-Edition ist ziemlich alles machbar. Neu ist auch das zentrale 8,7 Zoll Touch-Display in der Mittelkonsole, das alle Infotainment-Funktionen, sowie auch Heizung und Klimaanlage und alle sonstigen Einstellungen steuert. Ein Detail, das mich beim „alten Scenic“ immer wahnsinnig gestört hat, war das mittig im Armaturenbrett verbaute Kombiinstrument samt digitaler Tachoanzeige. Digital ist die neue Anzeige zwar auch, aber mit fescher analoger Zeigeroptik und vor allem wieder direkt vor dem Lenkrad und somit im direkten Gesichtsfeld des Fahrers verbaut!
Das Multi-Sense System, das fünf verschiedene Fahrmodi ermöglicht, und diverse R-Link 2-Funktionen, samt Konnektivität mit Apple Car Play sowie Android-Auto, verstehen sich von selbst im neuen Scenic. Zahlreiche Assistenten, wie der adaptive Tempomat, bringen Komfort und Sicherheit, wie im Falle des aktiven Notbremsassistenten, des Spurwechselwarners, Totwinkelassistenten oder der Verkehrszeichenerkennung.

Den Scenic gibt es ab Start mit einem 115 oder 130PS starken Benziner, oder wahlweise mit Diesel zwischen 95 und 160PS. Gleiches gilt auch für den Grand Scenic, wobei hier der schwächste Diesel wegfällt und somit 110PS für den Einstiegsdiesel anstehen. Beide Scenics sind mit dem 110PS und dem 160PS-Diesel auch mit Doppelkupplungsgetriebe zu haben.
Komplett neu im Antriebsportfolio ist allerdings die neue Hybrid Assist-Variante des Scenic. Dabei handelt es sich nicht um einen klassischen Hybrid, sondern, wie der Name schon sagt, um eine elektrische Motorunterstützung. Ein 10kw starker Riemenstarter-Generator ersetzt hier die Lichtmaschine und speichert aus Rekuperation gewonnene Energie in einer im Heck verbauten Batterie und unterstützt den 110PS starken Dieselmotor, was sich einerseits beim Fahren positiv als zusätzliche Power bemerkbar macht, aber vor allem den Verbrauch senken soll. Durch das Rekuperieren ist auch die Motorbremsleistung wesentlich höher als bei den anderen Motorvarianten.

Die beiden neuen und höchst stylischen Kompaktvans sind ab sofort zu bestellen, die Hybridvariante ist ab Anfang 2017 in Österreich zu haben. Der Einstiegspreis für den Scenic liegt bei 20.990 Euro, für den Grand Scenic legt man nur 1.200 Euro mehr auf die Händlerbudl.

Fazit: Mehr als gelungenes Update für den Begründer des Kompaktvan-Segments. So ist der Scenic reif für die nächsten 20 Jahre! Uns sind aber natürlich die serienmäßigen 20-Zöller sowieso am wichtigsten!

Bernhard Katzinger

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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