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Skoda Kodiaq RS: Kuschelbär mit Aggressionsproblemen

Dass der Skoda Kodiaq nach dem Kodiakbären benannt ist, gehört schön langsam zum automobilen Allgemeinwissen. Doch während der normale Kodiaq immer eher die Kuschelbärfraktion bedient hat, unterstreicht der RS nun die Tatsache, dass der Kodiakbär eines der größten Landraubtiere der Welt ist.

Text: Jakob Stantejsky / Fotos: Eryk Kepski

Mächtig steht er da. Breitschultrig ist er, groß natürlich auch. Doch auf den allerersten Blick unterscheidet er sich damit gar nicht so sehr vom kürzellosen Kodiaq. Ein paar dezente Schwünge an der Unterlippe und massivere Endrohre sowie die knallroten Bremssättel sind neben den RS-Emblemen schon die größten Anhaltspunkte. Bis man einsteigt. Denn dann grüßen die stylischen Sportsitze und die Sportanzeigen im Infotainment lassen keinen Zweifel an der Ausrichtung dieses Bären. Kuscheln war gestern, heute wird gerungen.

Vor allem die 240 PS müssen mit den knapp 1.900 Kilogramm Kodiaq ordentlich kämpfen. Sie werden allerdings erstaunlich gut mit ihnen fertig und der Bär steppt beschwingt und rasant durch die Gegend. Klar muss sein: Skoda wollte mit dem RS keinen (mehr oder weniger) reinen Sportwagen aus einem Alltagsauto machen – à la Honda Civic Type R. Aber verglichen mit dem Basis-Kodiaq geht hier schon die Post ab. Nicht umsonst ist der Kodiaq RS der schnellste Siebensitzer am Nürburgring. Er kann und will sich austoben, aber wenn er mit Familie und Gepäck vollgepackt ist, dann übt er sich notgedrungenermaßen auch in Zurückhaltung. Wenn es denn sein muss.

Den Kodiaq RS flink und wendig zu nennen, wäre natürlich etwas vermessen. Aber es erstaunt mich angesichts seines Riesentums schon gewaltig, wie rasant dieses Auto mit seinem Allradantrieb durch Kurven schneiden kann. Und wenn man kann, dann will man ja auch. Deshalb tritt man als Fahrer gerne mal ordentlich drauf und lässt den Bären die Zähne blecken. Unwissende Insassen wären dann sicherlich überrascht über die plötzliche Aggression des großen SUVs.

Wer ultimativ viel Platz will und braucht, kauft sich bitte gerne einen Skoda Kodiaq. Aber wer darüber hinaus auch noch sportliche Ambitionen hat und seinen aufgestauten Aggressionen hin und wieder gerne freie Fahrt gewährt, der besorgt sich dieses Teil. Denn der Kodiaq RS bietet alles, was der Kodiaq auch kann. Nur dass er eben noch eine Seite hat. Aus dem gemütlichen Kuschelbären wird nämlich erschreckend schnell ein Raubtier. Und erst dann macht die Fahrt so richtig Laune.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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