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Ssangyong Korando: Raus aus dem Schatten!

Dass sie in Korea längst solide SUV bauen können, das haben Hyundai und Kia in den letzten Jahren zur Genüge bewiesen. Doch bei allem Erfolg von Modellen wie dem ix35 oder dem Sportage wird der Dritte im Bunde gerne vergessen: Ssangyong. Dabei ist das doch die eigentliche SUV-Marke, die zumindest für den Export gar keine klassischen Pkw im Angebot hat. Weil er die Statistenrolle langsam leid ist, müht sich der kleinste der Koreaner redlich, um aus dem Schatten der beiden großen Marken herauszutreten und macht dafür jetzt mit dem neuen Korando den nächsten Schritt.

Von Thomas Geiger

Denn wenn Ende September zu Preisen ab 22.990 Euro (Deutschland) die vierte Generation des Tiguan-Gegners an den Start geht, sieht der nicht nur endlich vergleichsweise schmuck aus und bietet bei nun 4,45 Metern Länge und 2,68 Metern Radstand in beiden Reihen mehr Platz denn je und zwischen 551 und 1.248 Litern Kofferraum. Sondern vor allem Ambiente, Ausstattung und Assistenzsysteme sind jetzt auf der Höhe der Zeit.

So blickt der Fahrer in komplett digitale Instrumente mit zahlreichen Darstellungsoptionen, die Finger fliegen über einen endlich mal ordentlich integrierten Touchscreen, aus den Konsolen schimmert fast holographisch eine Ambientebeleuchtung und so sehr das ganze Gebimmel und Geblinke auch nervt, wacht der Korando über seine Insassen wie eine fürsorgliche Mutter über ihr Kind. Erstmals gibt es eine Abstandsregelung und Spurführung mit Lenkeingriff, es gibt eine Auffahrwarnung und einen Querverkehrswarner und selbst wer unbedacht die Tür öffnet, wird im Zweifel gewarnt, wenn sich von hinten ein anderes Auto nähert. Außerdem bieten die Koreaner nun auch eine elektrische Heckklappe an, die Sitze sind klimatisiert und zumindest in der besten Ausstattungsvariante gibt es mittlerweile sogar LED-Scheinwerfer. Was da noch fehlt, ist eigentlich nur noch die verschiebbare Rückbank.

Während Ssangyong bei den Assistenten klotzt, wird beim Antrieb nur gekleckert. Denn zum Start gibt es den Korando einzig mit einem 1,6 Liter großen Diesel, der magere 136 PS leistet und sich vor allem im Zusammenspiel mit der kraftzehrenden Automatik ein bisschen schwer tut. Ja, die Gangwechsel sind jetzt viel harmonischer als früher und das raue Knurren des Vierzylinders ist passé. Doch so richtig eilig darf man es mit dem Korando nicht haben: Mit gerade einmal 320 Nm dauert der Spurt von 0 auf 100 km/h gefühlte zehn, eher zwölf Sekunden, bei 140, 150 wird es auf der Autobahn schon ziemlich zäh und mehr als 181 km/h sind auch mit Anlauf und bei Vollgas nicht drin.

Selbst wenn der Diesel im besten Fall mit 5,0 Litern zufrieden ist, freut man sich deshalb schon auf den Benziner, den Ssangyong im November nachreichen will. Der holt aus nur 1,5 Litern, einem Turbo und der Direkteinspritzung sei dank, immerhin 163 PS und wenigstens noch 280 Nm. Viel schneller ist er allerdings mit maximal 193 km/h auch nicht.

Zwar bleibt es vorerst bei diesen beiden Motoren und ob die für Ende 2020 angekündigte Elektroversion dann auch noch Korando heißen wird, ist noch nicht entscheiden. Doch bringen die Koreaner zumindest über Antrieb und Getriebe ein wenig Varianz ins Spiel. Denn beide Motoren gibt es wahlweise mit Front- oder für 2.000 Euro auch mit Allradantrieb und neben dem Handschalter immer auch mit sechsstufiger Automatik, die mit 2.200 Euro in der Liste steht.

Vom neuen Korando profitiert auch sein kleiner Bruder Tivoli. Denn der bekommt zur Hälfte der Laufzeit nicht nur die gleichen Motoren, sondern auch dasselbe digitale Cockpit sowie die meisten Assistenzsysteme und startet zum gleichen Termin. Nur dass die Koreaner für 20 Zentimeter weniger Auto 7.000 Euro weniger Geld verlangen und die Preise so bei 15.990 Euro beginnen.

Verlierer in diesem Spiel könnte ausgerechnet das Auto werden, mit dem die Aufholjagd des kleinsten Koreaners begonnen hat: Das Flaggschiff Rexton. Denn das sieht jetzt nach nur zwei Jahren plötzlich ganz schön alt aus.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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