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Toyota C-HR Hybrid: Wild oder Weichei?

Wild oder Weichei?

Der Toyota C-HR Hybrid

Er schaut schon wild aus, der Popsch des Toyota C-HR. Das ändert sich auch bei der Hybridversion nicht und dementsprechend stark polarisiert das Design unseres Testwagens. Doch vermag das Auto mit seinen inneren Werten genauso große Leidenschaft zu erwecken oder ist das flashige Äußere nur der Sturm vor der Ruhe?

Text: Jakob Stantejsky
Erstaunlich groß ist der Unterschied bereits zwischen Front und Heck beim C-HR, was das Flair angeht. Denn während das Heck eben superfuturistisch zerfurcht ist, extrem auffällige Leuchten sein Eigen nennt und auch noch über einen höchst undezenten Spoiler verfügt, gibt sich die Front eher geschmeidig. Geschwungene Linien fast ganz ohne Ecken und Kanten geben hier den Ton an. Seitlich betrachtet fügen sich die beiden Pole aber zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen. Geduckt und coupéhaft steht der C-HR Hybrid da, eine auffällige Beplankung und ein schwungvoller Falz an der Seite versprühen robuste Dynamik. Alles in allem ist er optisch sehr gut gelungen, dieser Toyota. Das Heck für sich allein betrachtet ist allerdings schon sehr gewöhnungsbedürftig und definitiv nicht seine Schokoladenseite.

Im Innenraum geht es dank der C-lub-Ausstattungslinie originell her, da sich eine spezielle Verkleidung an den Türen findet. Das wabenartige Design hebt sich haptisch deutlich ab und ist vor allem endlich mal was Anderes. Das heißen wir sowieso immer von ganzem Herzen gut und deshalb taugt uns die ganze Geschichte auch. Im Übrigen zeigt sich das Interieur supersauber und aufgeräumt, auch hier bleibt kaum eine Linie ungeschwungen. Das schaut gut aus und verströmt auch ein cooles Feeling. Die wenigen Druckknöpfe, die ihr Dasein noch im Cockpit fristen dürfen, stellen sich allerdings nicht als Redaktionslieblinge heraus. Das Draufdrückgefühl ist irgendwie lasch und nicht besonders befriedigend, optisch sind sie auch eher auf der öden Seite unterwegs. Da hat sich Toyota mit dem restlichen Innenraum eigentlich schon selbst bewiesen, dass sie es viel besser können. Bequem sitzt es sich trotzdem und auch hinten gibt es trotz der fetzigen Dachlinie schön viel Platz. Der Wohlfühlfaktor sinkt leider jedoch deutlich, da das hintere Fenster eher einer Schießscharte gleicht und keinen guten Ausblick ermöglicht.
Die für uns viel wichtigere Frage stellt sich jedoch in Bezug auf den Fahrersitz und dem Feeling, das sich dort aufbaut. Das Gespann aus Elektromotor und Vierzylinderbenziner wirft der Vorderachse immerhin 122 Pferde entgegen. Klingt nicht besonders spektakulär? Ist es zugegebenermaßen auch nicht, aber für eine flotte Sohle reicht es durchaus. Der Toyota C-HR lässt sich ebenso schwungvoll bewegen wie seine Front den Eindruck erweckt, allerdings lange nicht so wild wie sein Heck suggeriert. Zwei kleine Wermutstropfen verschüttet der Japaner in Punkto Fahrfreude leider doch noch: Einerseits jault das CVT-Getriebe, wie für seine Gattung üblich, bei jedem Gasstoß fürchterlich laut und lange auf und andererseits gönnt einem die Batterie wirklich kaum Spielraum im EV-Modus. Beim Ampelstart muss man förmlich dahinkriechen, um den Benziner nicht zu wecken. Da verzichtet man leider doch gleich freiwillig drauf. Schade eigentlich, denn das elektrische Cruisen bei gleichmäßigen 50 km/h ist schön entspannend und man fühlt sich supergrün. Aber gut, der C-HR Hybrid ist eben auch kein Plug-in, insofern darf man sich hier keine allzu ausufernden E-Reichweiten erwarten.
Außen gibt sich der Toyota C-HR Hybrid also zwiespältig, wobei vor allem seine geschmeidige Seite vollauf überzeugt. Die ist auch im Interieur und beim Fahren deutlich ausgeprägter und macht das japanische Crossover somit zu einem coolen Gesellen. Er macht so sein eigenes Ding, dieser C-HR, und das sieht man ihm auch aus jeder Perspektive an. Allein das ringt uns schon jede Menge Lob im grauen Automobileinheitsbrei ab, außerdem macht der Japaner seine Sache auch richtig gut. Praktisch, obwohl er so emotional gezeichnet ist, gemütlich, obwohl er sichtlich großes Augenmerk auf Style legt. Bei diesem Wagen gehen Moderne und Lässigkeit Hand in Hand, anstatt sich im Weg zu stehen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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