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VW Atlas Cross Sport: Schräge Nummer

BMW hat X4 und X6, Mercedes die Coupés von GLC und GLE und Audi bald einem Q3 Sportback. Nur bei VW haben sie den Trend zum schrägen SUV -mal wieder – verschlafen. Doch zumindest in Amerika sind sie jetzt aufgewacht und bringen bald den Atlas Cross Sport. 

Von Thomas Geiger

Noch bevor der Hoffnungsträger für den US-Markt im Oktober enthüllt und ab dem Frühjahr verkauft wird, waren wir mit einem ziemlich finalen Prototypen unterwegs. Der sieht zwar für sein Format deutlich schnittiger aus, weil das sonst so steile und kastige Heck sich jetzt hübsch flach macht, ohne dass der Platz in der zweiten Reihe auch nur ein bisschen und im Kofferraum nennenswert leiden würde. Und weil es für die erste Reihe neben einem aktualisierten Infotainment auch neue Sitze mit mehr Seitenhalt gibt, fühlt er sich auch für den Fahrer etwas sportlicher an. Doch wer mit dem Prototypen auf den kurvigen Landstraßen rund um das Werk in Chattanooga/Tennessee unterwegs ist, erlebt den Cross Sport als genauso einen gemütlichen Riesen wie seinen konventionellen Bruder – kein Wunder, bei noch immer knapp fünf Metern Länge und gut und gerne zwei Tonnen Gewicht. Eher Gleiter als Fighter, gibt er lieber den dicken Kumpel für die entspannte Fahrt, der sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen lässt.

Auch nicht durch die Steigungen in den Smokey Mountains an der Grenze zu North-Carolina oder die über 300 Kehren, die dem Highway 129 den Beinahmen Tail of the Dragon eingebracht haben und den Abschnitt zwei Stunden nördlich von Chattanooga zur kurvenreichsten Straße der USA machen. Nur eilig sollte man es halt nicht haben. Denn 280 PS und die 360 Nm des 3,6 Liter großen V6-Motors im Zusammenspiel mit der althergebrachten Wandlerautomatik sind nicht auf schnelle Sprints ausgelegt, sondern auf einen niedrigen Ruhepuls. Mit dem Zwei-Liter-Vierzylinder mit 238 PS und 350 Nm dürfte das kaum anders sein. Und auch die Abstimmung von Fahrwerk und Lenkung freut eher die Mägen der Familienmitglieder als das Lustzentrum des Fahrers. „In einem Land, in dem die meisten Straßen kerzengerade sind und viele oft stundenlang mit dem Tempomat unterwegs sind, steht Fahrdynamik bei solchen Fahrzeugen nicht gerade an erster Stelle der Prioritätenliste,“ sagt Gunnar Wynarski aus dem VW Engineering.

Dafür allerdings bietet der Atlas auch als Cross Sport mehr Platz als jedes SUV im europäischen VW-Porfolio, schrumpft aber mit seiner schnittigen Kehrseite und dem um eine gute Handbreit kürzeren Überhang auf ein auch bei uns sozialverträgliches Maß. Und selbst wenn er tatsächlich mehr kosten sollte als der Atlas, der aktuell bei knapp 31.000 Dollar startet, wäre er noch immer deutlich günstiger als bei uns der Touareg.

Zwar gibt es das gleiche Auto als Teramont X auch für China. Doch so gut der Atlas und mehr noch seine Coupé-Variante ins europäische VW Portfolio passen würden, weil sie viel Auto für vergleichsweise wenig Geld bieten und damit mal wieder tatsächlich volkstümlich wären, wird es beide Autos bei uns wohl nicht geben. Denn dann könnten Sie den Tiguan Allspace und den Touareg einstampfen.

Aber zumindest die Coupé-Idee scheint nun auch in Wolfsburg angekommen zu sein – und wird ihren Niederschlag nach aktueller Nachrichtenlage in neuen Ablegern für den aktuellen T-Cross und den nächsten Tiguan finden.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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