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VW Scirocco R – Schneid‘ dich nicht

Schneid‘ dich nicht!

Praktisch ist der VW Scirocco R nicht. Der Fond bietet wenig Platz. Was wurscht ist, denn dorthin kommt man eh schlecht. Der Kofferraum ist eng, schmal und hat eine hohe Ladekante. Darum geht es aber nicht, die Hauptsache ist: Dem Fahrer geht es gut.

Text: Rainer Behounek
Und dem Fahrer geht es sehr gut. Der Scirocco ist ja nicht neu, seit 2008 gibt es ihn. Jetzt hat er ein umfassendes Facelift bekommen. Manchmal sind Veränderungen notwendig, wenn zum Beispiel mehr passiert, als nur eine neue Kante ins Blech zu schweißen. Wenn neue Sicherheitsassistenten verfügbar sind, oder aber wenn neue Motoren zur Verfügung stehen, die noch sparsamer und dynamischer arbeiten.

Wenn der 2,0-Liter TFSI jetzt mehr kann, warum verbauen wir ihn dann nicht einfach? Genau das haben die bei VW getan. Jetzt leistet das Aggregat 280 statt 265 PS. Gleich zum Fahrgefühl: Der Scirocco tut super und hängt fein am Gas. Der Durchzug ist da, die 6,5 Sekunden auf 100 km/h spürt man richtig und die Elastizität bis rauf auf 200 ist ebenso gegeben. Das Fahrgefühl wird untermalt von einem dumpfen, sonoren Sound, der zwar ab einer bestimmten Drehzahl nur mehr lauter und nicht brüllender wird, sehr wohl aber zum Charakterbild des R passt. Im Gegensatz zum Golf R ist der Scirocco R ein Fronttriebler, die Agilität bleibt aber dank elektronischer Differenzialsperre im positiven Rahmen.
Anders ist er, unkonventioneller als der Golf. Der Golf deckt alle Lebensbereiche perfekt ab, dass der Scirocco da nicht mitmacht, legt einen sympathischen Schleier über die Karosserie. Mal nicht allen Konventionen entsprechen. Nicht allen recht machen. Ausscheren, gegensteuern, umdrehen. Natürlich findet man im Innenraum gewohntes Terrain vor. Regler, Knöpfe, alles da, wo man es erwartet. Die Anzeigen werden im R um drei Zusatzinstrumente auf dem Armaturenbrett ergänzt. Ladedruck, Öltemperatur, Rundenzeitmesser. Mehr als nur eine witzige Spielerei: Heutige Autos verraten immer weniger über ihren Zustand, manche Werte wie Öltemperatur findet man oft gar nicht mehr.

… Das Fahrgefühl wird untermalt von einem dumpfen, sonoren Sound, der zwar ab einer bestimmten Drehzahl nur mehr lauter und nicht brüllender wird, sehr wohl aber zum Charakterbild des R passt …





Meine persönliche Meinung? Der VW Scirocco R ist durch seine teils unpraktische Herangehensweise an den Alltag viel sympathischer als der Golf R. Ein paar Ecken da, ein paar Kanten dort und ein Wagerl wird gleich um einiges anpsrechender. Ist doch bei uns Menschen nicht anders. Wenn einer immer Ja und Amen sagt, finden wir das ja auch verwunderlich.

Der VW Scirocco steht ab 28.800 Euro in der Garage. Halt nur mit 125 PS. Die R-Variante startet bei 44.890 Euro. Wer gerne mittels DSG schalten lässt, muss 47.280 Euro in die Hand nehmen.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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