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VW T-Cross: VW stürmt den Großstadtdschungel

VW stürmt den Großstadtdschungel

Der neue VW T-Cross

Es ist wie immer bei VW: Ein Segment boomt, die Konkurrenz macht den Markt und in Wolfsburg schauen sie dem Treiben so lange zu, bis sie das Feld von hinten aufrollen müssen. So war es bei den Vans mit dem Touran, so war es bei deen kompakten SUV mit dem Tiguan und so ist es bei den kleinen Kraxlern, die im Augenblick so eine große Nachfrage erfahren. Renault kommt mit der Produktion des Captur kaum hinterher, Peugeot verkauft den 2008 wie geschnitten Brot und selbst Seat war mit dem Arona schneller – nur in Wolfsburg hatten sie die Hände mal wieder lange im Schoß. Doch jetzt endlich hat auch VW eine Antwort auf den Boom der kleinen Geländewagen gefunden und bringt in diesen Wochen den neuen T-Cross in Stellung. Als Polo für die Pampa soll er seinen Beitrag dazu leisten, dass der Anteil der SUV im VW-Absatz bald bei 50 Prozent liegt – und damit natürlich auch der Umsatz steigt. Denn bei einem Grundpreis von 17.975 Euro liegt der T-Cross rund 700 Euro über seinem braven Bruder mit identischer Motorisierung.

Von Thomas Geiger
Im Ringen gegen den Rückstand setzt VW vor allem auf die inneren Werte: Zur ohnehin schon erhöhten Sitzposition gibt es deshalb auch eine gehörige Portion Variabilität: So lässt sich der Beifahrersitz serienmäßig flachlegen und die Rückbank zumindest gegen Aufpreis um 14 Zentimeter verschieben. So können bei 4,11 Metern Länge und 2,56 Metern Radstand wahlweise auch zwei Erwachsene zumindest mal kurz im Fond mitfahren oder der T-Cross wird mit 385 oder 455 bis 1.281 Litern Ladevolumen zu einer modischen Weiterentwicklung des Polo Variant. Selbst dem zwölf Zentimeter längeren, aber sehr viel sportlicher geschnittenen T-Roc steht er in kaum etwas nach.
Überraschender als der Sinn fürs Alltägliche ist allerdings das Modebewusstsein, dass VW diesmal an den Tag legt. Denn während der Polo so aufregend wie ein Blutdrucksenker ist, will der T-Cross zum Pulsbeschleuniger werden und treibt es deshalb für die Niedersachsen ungewöhnlich bunt: Farbige Felgen, zwölf Lacktöne im Fächer, Kontrast-Lackierungen und auffällige Klebetattoos sollen den Nachzügler zum Blickfang machen, sagt Designchef Klaus Bischoff, der auch bei der Form etwas frecher war als beim Polo: Der T-Cross ist deshalb nicht nur fünf Zentimeter länger und deutlich bulliger als sein braver Bruder, sondern er hat einen stolzen Grill, der mit den Scheinwerfern verschmilzt, und auffällige Rückleuchten, die mit einem roten Reflektorband verbunden sind. Und innen geht es mit der Farbenfreude munter weiter. Deshalb gibt es knallige Konsolen rund um das auf Wunsch digitale Cockpit mit dem großen Touchscreen daneben, freche Sitzbezüge und bunte Nähte.
Außen bunter und innen trotz nur fünf Zentimetern mehr Länge deutlich praktischer – so lässt der 4,11 Meter lange T-Cross den neuen Polo ziemlich alt aussehen. Nur beim Fahrer ist es vorbei mit dem Pepp. Denn der T-Cross ist genauso gutmütig und kompromissbereit abgestimmt wie der Polo und fährt mit den gleichen Motoren: zur Wahl stehen bei den Benzinern zwei Einliter-Dreizylinder mit 95 oder 115 PS, ein Vierzylinder mit 1,5 Litern und150 PS und als einziger Diesel ein 1,6 Liter mit 95 PS.
Natürlich kommt man damit flott von Fleck und selbst der Einstiegsmotor reicht aus. Doch so rechte Fahrfreude mag da nicht aufkommen. Erst recht nicht mit einem antiquierten Fünfgang-Getriebe. Und dass VW mal ein SUV ohne Allrad baut, hätte man auch nicht glauben mögen. Selbst wenn den in dieser Klasse kaum einer kauft, ist das eine Frage der Glaubwürdigkeit.
Trotzdem wird es wahrscheinlich so laufen wie es immer läuft: VW wird das Feld von hinten aufrollen und vor allem den Franzosen ordentlich Kopfschmerzen bereiten. Dass VW aber mit dem T-Cross nicht nur ein paar Kunden von Renault Captur & Co. erobert, sondern auch ein paar Käufer von Polo abzieht, kann den Niedersachsen nur recht sein – schließlich verdienen sie dann auch mehr.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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