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Abarth 124 Spider: Open-Air Konzert

MX-5 auf Italienisch

Abarth 124 Spider: Open-Air Konzert

Auto des Jahres 2016, hochgelobt von allerlei Medien und Kunden – die Glorifizierung des Mazda MX-5 nimmt auch vier Jahre nach dem Erscheinen der neusten Generation des japanischen Sportlers kaum ab. Wieso seinem technischen Bruder, dem Abarth 124 Spider, kein ähnliches Schicksal ereilt? Wissen wir nicht. Am Fahrvergnügen kann’s nicht liegen. Am Sound auch nicht.

Text: Maximilian Barcelli

Nachbarn können zu Freunden werden, nur müssen ein paar grundsätzliche Voraussetzungen schon auch erfüllt sein. Eine davon ist: Fahre keinen Abarth 124 Spider. Niemals. Denn der spaßige Zweisitzer ist neben spaßig und unpraktisch hauptsächlich: Laut. Sehr laut. Wohl einer der lautesten Vierzylindermotoren (wobei die Musik hinten an der Auspuffanlage spielt, der Motor selbst gibt eher weniger Feuer), den man in Serienfahrzeugen finden kann.
Doch bellende Hunde beißen nicht und so sehr der Vierender im Italo-MX-5 auch Krawall macht, so wenig steckt eigentlich da hinter. 170 PS sind nun mal nicht die ganz große Show. Sind 160 PS allerdings auch nicht und dennoch machen sie den Mazda MX-5 zu wohl einem der freudigsten Low-Budget-Sportler überhaupt. 10 PS mehr schaden da also sicherlich nicht, im Gegenteil.
Übrigens: Er ist länger, der Abarth 124 Spider. Was ihn weniger knuffig als sein Pendant aus Fernost erscheinen lässt, vor allem die überdimensionale Motorhaube gibt optisch richtig was her. Ebenso wie die aggressive Front- und Heckschürze und das wilde Farbenspiel: Eine weiße Grundlackierung, eine mattschwarze Motorhaube und Kofferraumklappe sowie rote Akzente strahlen eine gewisse Extrovertiertheit aus. Understatement war gestern.
Heutzutage wird Krawall gemacht – optisch und eben auch akustisch. An Selbstvertrauen darf es einem jedenfalls nicht mangeln: Egal, wie man mit dem Abarth 124 Spider auch umgeht, man hört ihn. Und die Leute schauen her, fotografieren (Vor allem asiatische Touristen scheinen entweder mir oder dem 124 Spider sehr zugeneigt zu sein) und die Möglichkeiten im geöffneten Zustand den Kopf einzuziehen sind begrenzt. Ähnlich begrenzt ist auch das Platz- und Ablageangebot. Handschuhfach? Fehlanzeige. Staufächer in der Tür? Ebenso. Die großen Reisen wird man mit dem Abarth 124 Spider nicht in Angriff nehmen – dafür die spaßigsten.
Denn die Disziplin, auf die sich der feurige Italiener fokussiert und auf die dieses Automobil getrimmt wurde, beherrscht er beinahe perfekt. Vielleicht nicht ganz so perfekt wie ein MX-5 – da fehlt das Ansprechverhalten des Saugers und das knackige Sechsganggetriebe – aber eben auch mehr als nur gut. Es braucht nicht viel, schon fliegt dir das Heck um die Ohren. Selten haben wir mit einem Gerät mehr Freude auf der Landstraße gehabt, als im Abarth 124 Spider.
Man muss mit dem italienischem Krawallmacher nicht nur notorisch quergehen, auch präzises Kurvenrauben schnalzt einem ein Lächeln ins Gesicht. Auf die darauffolgende Gerade zieht der Abarth 124 Spider dann richtig brav an. Besser als der Mazda MX-5. Lauter als der Mazda MX-5. Und das schönste dabei: Die Symphonie wird unter freiem Himmel gelauscht. Ein Open-Air Konzert der Sonderklasse.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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