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Opel Manta GSE ElektroMOD: Arm aus dem Fenster

Wer braucht schon Marty McFly und einen DeLorean, wenn er Männer wie Jens Cooper und einen Manta hat: Denn wenn Michael Lohscheller „Zurück in die Zukunft“ reisen will, geht das auch ohne die Hilfe aus Hollywood. Stattdessen steigt der Opel-Chef einfach in das jüngste „Projekt“ seiner Klassik-Werkstatt und surrt mit einem Manta GSe ElektroMod über den Zeitstrahl.

Auf Basis eines ausrangierten Oldtimers haben die den grellgelben Oldtimer gemeinsam mit den Kollegen aus dem Marketing und dem Design zum 50. Geburtstag des Manta und zur Selbstfindung im Markendschungel des Stellantis-Imperium zur neuen Ikone der Marke aufgerüstet und ihn mit viel Liebe zum Detail und noch mehr Augenzwinkern dabei zugleich fit für die Zukunft gemacht. Deshalb fährt das blitzblank polierte Coupé politisch korrekt mit einem E-Motor statt einem Verbrenner.

Und wie! Statt beim ersten Anlassen kurz zu stottern und zu röcheln und dann müde davon zu pöttern, herrscht nach dem Start jene gespenstische Stille, die E-Fahrer so schätzen, die Oldtimer-Freunde allerdings immer an einen kapitalen Schaden denken lässt. Doch der Motor ist nicht kaputt, sondern fehlt eben ganz. Denn wo bis dato ein Vierzylinder mit 105 PS montiert war, surrt jetzt still und leise eine E-Maschine, die mit 148 PS fast anderthalbmal so viel Leistung hat – und mit 255 Nm mehr Drehmoment entwickelt, als sich ein Manta-Fahrer je träumen lassen konnte. Und das bei einem für Elektroautos lächerlichen Gewicht von nicht einmal 1,2 Tonnen. Wenn qualmende Reifen nicht so politisch inkorrekt wären, könnte man mit einem Kickdown reichlich Gummi von den 205er-Schlappen hobeln, die das Klassik-Team hinten auf die 17-Zöller gezogen hat. Und mit ein bisschen Glück sind auch mehr als die 150 km/h drin, die Opel bei den Elektrovarianten von Corsa und Co. erlaubt. Energie dafür gäbe es jedenfalls genug – im Heck sind Akkus mit zusammen 31 kWh verbaut.

Aber nicht nur Klassik-Cruiser müssen sich beim Manta GSe umgewöhnen, auch E-Fahrer zwingt der ElektroMOD eine neue Erfahrung auf. Als einer der ganz wenigen Stromer hat der Opel tatsächlich noch ein Schaltgetriebe. Und auch wenn man die E-Maschine natürlich nicht abwürgen kann, spielt man deshalb trotzdem ständig mit Kupplung und Gas- äh Strompedal. Sobald man das aber mal raus hat, wird die Zeitreise im Manta für beide Lager zu einem elektrisierenden Erlebnis: Für die Vintage-Fraktion, weil der alte Opel besser antritt und flotter fährt als jeder noch so wild getunte Manta jener Zeit, und für die Generation E, weil er eben kein steriler, cooler Stromer ist, sondern ein Auto mit Patina und Seele, in dem es trotz des E-Motors noch irgendwie nach Öl und Benzin oder zumindest nach Lack und Leder riecht, in dem Antriebswellen vibrieren und Getrieberitzel grummeln – ein Auto für alle Sinne.

Neu ist die Idee vom Oldtimer unter Strom zwar nicht. Sondern Jaguar hat schon vor Jahren mit der Umrüstung des legendären E-Type zum Elektrosportwagen begonnen, bei VW kann man mittlerweile Elektro-Bausätze für Käfer und Bulli kaufen, und alle paar Wochen meldet sich ein anderer Tüftler, der wieder einen neuen Oldtimer zurück in die Zukunft schicken will. Doch mit dem ElektroMod hat Opel den Faden ein bisschen weitergesponnen. Statt einfach nur einen modernen Antrieb ins alte Auto zu frickeln, haben die Hessen den ganzen Wagen in die neue Zeit geholt und die Uhr fünf Jahrzehnte vorgedreht: Im originalen Armaturenbrett flimmern deshalb digitale Instrumente aus dem Mokka-E, zwischen den Sitzen schallt der Soundtrack zur Zeitreise aus einem Bluetooth-Lautsprecher und sogar ein Navi haben sie ins Cockpit integriert.

Und natürlich trägt der in einem zur neuen Markenfarbe geadelten Neongelb lackierte GSe den Vizor-Grill, den Opel mit dem Mokka eingeführt und zum künftigen Gesicht der Marke erklärt hat. Nicht umsonst nennen die Designer den Manta dafür als wichtigste Inspirationsquelle. So findet zusammen, was zusammengehört. Allerdings haben die Manta-Modder dafür nicht einfach ins Ersatzteillager des Mokka gegriffen, sondern schon den nächsten Schritt gemacht: Das Kühlerschild des Manta GSe wird zum PixelVizor und damit zum riesigen Display, über den der zeitreisende PS-Pensionär mit seiner Umgebung kommuniziert. Er stellt sich vor, prahlt mit seinen Eigenschaften, informiert über den Ladestand oder zeigt den Blitz als das, was er von Natur aus ist – eine Lichtsignatur.

Selbst wenn ausgerechnet der Antrieb nicht von Corsa oder Mokka übernommen, sondern bei einem auf derartige Umbauten spezialisierten Klassik-Partner eingekauft wurde, schürt Opel mit dem Einzelstück geschickt die Gerüchte über das Comeback des Manta und befeuert die Sehnsucht nach einem neuen, dann natürlich elektrischen Sportwagen aus Rüsselsheim. Und auch der sonst eher nüchtern auftretende Opel-Chef Michael Lohscheller wirkt wie elektrisiert von dem Neoklassiker und stimmt ein in den Jubel: „Der Manta GSe zeigt eindrucksvoll, mit welcher Begeisterung wir bei Opel Autos bauen. Er verbindet unsere großartige Tradition mit dem heutigen Wunsch nach emissionsfreier Mobilität für eine erstrebenswert nachhaltige Zukunft. Opel ist bereits mit vielen Modellen elektrisch – und jetzt ist es der legendäre Manta auch.“

Doch die Chancen, dass sich ausgerechnet der zahlenfixierte Konzernchef Carlos Tavares im fernen Paris so ein Prestige-Projekt für Opel aus dem Rippen leiern lässt, sind vergleichsweise gering. Deshalb ist das Vergnügen aber noch lange nicht vorbei: Denn wenn er schon nicht in Serie geht, dann darf der ElektroMod zumindest auf die Straße. Nicht umsonst haben sie in der Oldtimer-Werkstatt tatsächlich den Segen der TÜV-Prüfer bekommen und dem GSE deshalb nicht nur Akkus für 200 Kilometer Reichweite ins Heck geflanscht, sondern auch ein Nummernschild angeschraubt. Natürlich kein H-, sondern ganz stilecht ein E-Kennzeichen.

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