Der Verbrenner ist tot. Oder soll es zumindest ab 2035 sein. Wahrscheinlich ganz sicher. Die Branche hat den Abgesang längst in voller Lautstärke angestimmt. Auch im Rennsport wendet man sich zusehends mehr dem großen E zu. Aber Skoda spielt beim Technofestival (noch) nicht (so ganz) mit, sondern packt noch einmal in bester Nick Cave & The Bad Seeds-Manier die archaische E-Gitarre (wie ironisch) aus: Der Skoda Fabia Rally2 Evo bekommt einen reinrassigen Vollblut-Nachfolger namens Skoda Fabia RS Rally2.
Der wurde am 14. Juni direkt vor den heiligen Hallen von Skoda Motorsport in Mladá Boleslav unter großem Getöse präsentiert. Anwesend nicht nur zahlreiche Journalisten, sondern auch gleich ein ganzer Haufen Kunden, die mit ihren Teams schon mit den Vorgängern gut gefahren sind. Verdammt gut sogar. Nicht nur, dass die vorige Generation satte 469 mal verkauft wurde, was in Kundenrennwagenmaßstäben eine Zahl von schwindelerregender Höhe ist. Nein, das gute Stück hat auch 1.714 Siege bei den verschiedensten Wettbewerben auf der ganzen Welt eingeheimst. Kein Wunder, dass Rallyefreunde da auch auf den Neuen ganz spitz sind. Der basiert zum ersten Mal auf einem Fabia, der auf dem Modularen Querbaukasten steht. Und eine neue Farbe hat er auch bekommen. Laut Skoda heißt sie Mamba Green, und giftig ist der RS Rally2 zweifellos.
Denn die Ingenieure haben einen ganz neuen Motor entwickelt: Basierend auf dem 2.0 Liter-TSI aus der EA888-Serie, verrichtet im RS Rally2 jetzt ein turbogeladener 1,6 Liter-Vierzylinder seine Arbeit. Der produziert um die 289 PS und 430 Nm Drehmoment – gemeinsam mit dem sequentiellen Fünfganggetriebe und dem Allradantrieb steigt da eine ordentliche Party auf der Straße. Oder auf Schotter. Oder im Gatsch. Oder auf Schnee. Darüber hinaus ist natürlich vom Lufteinlass bis zum Auspuff jedes Einzelteil bis ins Letzte perfektioniert und exakt auf den Rallyesport abgestimmt. Damit auch mit dem Fabia RS Rally2 wieder eine Menge Siege in der WRC-2 und allen möglichen anderen Bewerben eingefahren werden können.
Ein Werksteam von Skoda wird mit dem neuen Boliden wie schon seit dem VW-Ausstieg aus dem Verbrenner-Rennsport nicht unterwegs sein. Inwieweit das auf Fabia in der WRC-2 erfolgreiche Toksport-Team wirklich nichts mit Skoda zu tun hat, sei angesichts anhaltender Unterstützung durch Werksmechaniker etc. mal dahingestellt. Aber damit kommen wir auch schon zu den Wirren, die derzeit leider jeden Neuwagen begleiten.
Konkret sind damit vor allem die allgegenwärtigen Lieferprobleme gemeint, die auch an einem Rallyeautos nicht spurlos vorüberziehen. Kundenteams, die mit dem Fabia RS Rally2 die Konkurrenz ärgern wollen, müssen sich noch etwas gedulden. Mit dem 1. August soll das Auto von der FIA homologiert sein. Auf den Markt soll es im dritten Quartal dieses Jahres kommen. Wann da jeder Käufer seinen Boliden tatsächlich in der Garage stehen hat, bleibt der Fantasie überlassen. Nur zum Vergleich: Bei vielen Volumenmodellen gelten Lieferzeiten von sechs bis neun Monaten als Erfolg, ein Jahr und mehr ist keine Unerhörtheit. Na ja, wir drücken jedem Interessenten die Daumen, dass er für mindestens 209.700 Euro dann auch so bald wie möglich im Skoda Fabia RS Rally2 abheben kann.
Denn wer weiß, vielleicht geht auch im Rallyesport bald die letzte Zündkerze aus. In einem Atemzug mit der von Flammen und Rauch begleitenden Enthüllung des Skoda Fabia RS Rally2 erwähnt man zumindest am Rande, dass man gemeinsam mit Kreisel Electric und dem Baumschlager Rallye & Racing Team schon in Richtung elektrisches Rallyeauto denkt. One more time with feeling – aber auch mit Hirn.
