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Citroen DS3 Racing – Der fesche Rabauke

Citroen DS3 Racing

Als sportliche Speerspitze der neuen Marke DS macht der DS3 Racing eine gute Figur. Aber auch der Marke Citroen steht der fesche Flitzer gut ins Portfolio.

von Franz J. Sauer
Fest steht: der DS3 ist ein großer Wurf, designtechnisch, puncto Auftitt, in Sachen Image und – seit der Geburt  des DS3 Racing – auch in Sachen Fahrspaß. Dass er gleichzeitig den Nukleus einer eigenen, neuen Marke darstellt, die sich vom Doppelpfeil selbstbewußt abspaltet, festigt seine Position in einem Unternehmen, das seine Produkte dem Nimbus der Extravaganz immer schon gerne unterstellte. So treffen sich hier in einem ziemlich kompakten, chicen Automobil, das viel Liebe zum Detail beweist, die spitzen Stifte künstlerisch angehauchter Automobildesigner mit den Rennsportgenen eines mehrfachen Rallye-Weltmeisters zum Lunch. Und was die einen den anderen an Rauch, Lärm, Gummiabrieb und Auspuffgedröhne zu berichten haben, bringen die anderen ziemlich einzigartig zu Papier.
Racing meets Design. So sieht der Nukleus einer neuen, designgetriebenen Marke aus, wenn er in der Früh laufen geht.

So weit, so lustig. Überall Karbon, hochwertiges Material, schräg überm Cockpit der kleine Stift-Schuber für den Parfum-Flakon. Radio, Navi, Bluetooth-Telefon, alles auf kleinstem Raum und mit sparsamen Mitteln untergebracht. Der Screen macht auf Touch. is er aber nicht. Dafür greift sich das Lenkrad feist an wie gut ein paar Klassen höher üblich. Die Armaturen? Extravagant und gut lesbar. Der Sound? Ab start räudig. Verschluckt sich ein paar Mal, macht trotzde auf dicke Hose, obwohl man ihm sympathischerweise anmerkt, dass er noch Brösel in den Augen hat, so früh am Morgen.

1.6 Liter Hubraum produzieren 207 PS, das deutet auf einige Zeit in der Kraftkammer hin, man könnte auch sagen: dieser Motor war auf der Sonderprüfung aufwärmen. Bissig und böse produziert sich die Leistungskurve, bald geben sich die angetriebenen Vorderräder überfordert. Dafür ist die Spur hinten um drei Zentimeter breiter als beim normalen DS3. Dass der Racing auch um 15 mm tiefer daherkommt als sein vornehmerer Bieder-Bruder, kaschieren allerdings die dick beplankten Kotflügel und die feschen, schwarzen Felgen ziemlich gut.

Letz Fetz …

Ja, der DS3 Racing geht ab wie Nachbars Lumpi (by the way, gibt’s den eigentlich wirklich? Wo kommt der Spruch überhaupt her?). Beim ersten beherzten Angasen, besonders wenn Streusplit oder sonst was schlüpfriges auf den Straßen liegt, hält man besser das Lenkrad fest, man dosiert aber eh bald richtig an der feinen Pedallerie. Besondere Freude bereitet auch der Schalthebel, oben Chrom, links und rechts gummiert, da greift sich’s fein hin. Die Lenkung funktioniert, wenn die Räder nicht gerade von den Antriebsenflüssen abgelenkt sind, kompakt wie kompetent, der Bremserei merkt man bald an, dass sie gegenüber der Serienausstattung ein bisschen mehr auf spotlich getrimmt wurde. Überhaupt, das Fahrwerk: es ist eine Freude, wie es diesen kleinen Wagen beherzt aus engen Kurven zieht, da kann man fast nix falsch machen, ausser eben ein bisserl zu früh Gas geben, was einem dann die unaufdringlich agierende Traktionskontrolle recht nett erklärt. Erstaunlich wie spurstabil sich dieses kurze Auto anfühlt, wenn man es ein wenig krachen lässt. Da gibt es dickere, teurere, sportlichere Autos, die auf der Verbindungsetappe zwischen Kurve und Kurve nicht so viel Contenance bewahren.

 … mit Stil und Style

Dafür, dass man auch an der Kreuzung Freude hat, sorgt ein wirklich durchdacht gezeichnetes Interieur voller Design-Feinheiten, an denen man sich gar nicht sattsehen kann. Klar, am Klebe-Schick des streng bepfeilten Racing-Logos auf der Carbon-Applikation vorm Beifahrer, sollte man nicht zu viel kletzeln. Aber grundsätzlich fügt sich das Kevlar-Plastik hier ebenso gut ins Gesamtbild, wie bei den normalen DS3-Modellen das üppige Chrom. Die Sitze sind, vor allem für ein Auto dieser Größe, formidabel, können Sport wie Komfort und sind auch dickeren Menschen nicht zu dünn. Einzig der Gurtaufroller nervt, weil er seinen Job kaum bis schlecht tut, den Gurt also nicht aufrollt sondern lose herunterbaumeln lässt, wenn man ihn sich von der Schulter streift. Diese klemmt sich dann  zwischen Tür und Pforte, womit diese nicht nur nicht schließt, sondern auch das Gurtschloß ruiniert. Überhaupt die Tür: eine Straßensperre von einem Eingang. Damit kann man problemlos Gehsteige sperren. Und sie trennt einem mit Vorliebe das Schienbein ab, wenn man zu abschüssig parkt.

Bedienbarkeit? Naja. Viele Tasten, viele Menüs. Der Dreh-Drücker für fast alle Funktionen der Multimedia-Einheit ist von Haptik wie Funktionsweise leider indiskutabel. Viel zu klein geraten, dieser Knubbel und von seiner Positionierung her so ungünstig, dass man sich vorbeugen und hinschauen muss – vielleicht ist es ja auch Vorsatz, dass das Teil während der Fahrt fast unmöglich zu verwenden ist. Oder aber wir sind alle mitsamt schon so verwöhnt von den diversen iDrive-Derivaten bei den anderen Marken – man weiß es nicht.

Viel Stil, viel Style, viel Liebe zum Detail (diesen gereimten Satz muss man sich, bitteschön, gesungen vorstellen …).

Wer Zeit hat, sucht all die netten DS-Logos, die sich über das ganze Auto verteilen. Wir haben bisher sechs gezählt.





Man ist verwöhnt.

Aber gut, lassen wir hier mal, wie es so schön heißt, die Kirche im Dorf. Wir haben kein Luxusklasse-Auto vor uns sondern einen Kompakt-Flitzer, der an allen Ecken und Enden Luxus-Appeal beweist, wie man ihn beim Mitbewerb in dieser Klasse vergeblich sucht. Wer Zeit hat, sucht all die DS-Logos, die sich verspielt über diverseste Design-Tools verteilen – wir haben bislang sechs gefunden. Die Scheinwerfer vereinen Optik und Hightech, dass es nur so eine Freude ist, die nach aussen laufenden Blinker, die eigentlich nur mehr so heißen, weil das schon immer so war, gefallen ausserdem, wie ein simpler Post auf unserer Facebook-Seite mit über 2000 Aufrufen unverbindlich bewies:

Freilich muss man auch satte 33.040 Euro Neupreis in eine gewisse Relation zu Größe und Praktikabilität des Wagens stellen. Aber man bekommt dafür: 6,5 Sekunden von Null auf 100, 235 km/h Spitze, ein ernsthaftes Fahrwerk, 18 Zoll Räder, Vollausstattung sowie einen Schmuckschatullen-Style, der einen auch auf gesellschaftlichen Parketts salonfähig macht, deren Protagonisten ob solch unverblümter Gasslheizer üblicherweise die Nasen rümpfen.

Franz J. Sauer

Liebt Autos, weiß auch ein bissl was, schwurbelt schön drum herum und springt für SUV in die Bresche.

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