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Volvo XC60 T6: Schwedische Sonderwege

Nicht nur in der Pandemiebekämpfung setzt man in Schweden auf eine unkonventionelle Vorgehensweise, auch die Fahrzeuge aus dem hohen Norden gehen oft andere Wege.

Und das nicht erst seit gestern: Ob Fünfzylinder oder quereingebaute V8-Triebwerke – ein Schweden-Benz war seit jeher etwas einzigartiges. Und heute? Heute baut man die Motoren immer noch konsequent quer ein, große Probleme bereiten dürfte das den Ingenieuren aber nicht: Immerhin baut Volvo als erster Premium-Hersteller überhaupt nur noch Vierzylinder in seine Autos ein.

Allerdings schwimmen die Schweden teilweise auch mit dem Strom – und zwar buchstäblich! Mittlerweile wird kein Antriebsstrang mehr in einem Volvo angeboten, der nicht zumindest mildhybridisiert wurde, Mit C40 und XC40 finden sich mittlerweile auch zwei rein elektrische Fahrzeuge in der blau-gelben Palette wieder. Ab 2030 will Volvo dann nur noch E-Autos bauen. Im Hier und Jetzt zeichnet sich das Portfolio aber vor allem durch die Vielfalt an Plug-in-Hybride aus.

Ein solcher ist auch der Volvo XC60 T6 AWD Recharge. Der hat, natürlich wie alle anderen XC60, eben ein Facelift erhalten, wir sind aber noch das „alte“ Modell gefahren. Die Veränderungen sind jedoch sowieso eher optischer Natur – mit Ausnahme des Infotainmentsystems. Da setzen die Schweden jetzt, genauso wie deren Submarke Polestar, voll auf Google.

Also: Volvo XC60 T6 AWD Recharge. Hier sorgt einer der drei Plug-in-Hybrid-Antriebe im Mittelklasse-SUV der Schweden für Fortkommen – und zwar der schwächste. Wobei „schwächste“ nicht gleichbedeutend mit „schwach“ ist, das macht schon ein Blick aufs Datenblatt klar. Systemleistung? 340 PS. Gesamtdrehmoment? Saftige 590 Nm, wobei ein Teil davon natürlich immer und überall anliegt. Das geht schon imposant nach vorne, die 100er-Marke ist nach nur 5,9 Sekunden geknackt, allerdings ist dann nach weiteren 80 km/h schon wieder Schluss.

Auch da geht Volvo andere Wege, die Schweden riegeln ihre neuen Fahrzeuge mit Verweis auf die Verkehrssicherheit allesamt bei Tempo 180 ab. Uns in Österreich kann das zwar egal sein, offiziell halt, man darf sich aber schon die Frage stellen, warum es für die Bedienung des Infotainments keine analogen Regler gibt. Herumtouchen lenkt bewiesenermaßen die Aufmerksamkeit stärker weg vom Verkehrsgeschehen und Ablenkung gehört zu den häufigsten Unfallursachen.

Wie auch immer: So postpubertäre Spompanadeln, wie die volle Leistung abrufen, entspricht ohnehin nicht dem edlen Wesen eines XC60. Selbst, wenn der in der sportlichen R-Line-Ausstattung kommt. Dabei handelt es sich um die zweitteuerste Ausstattungslinie, die es für den T6 gibt. Wer glaubt, damit das meiste abgedeckt zu haben, irrt leider gewaltig. Wo Volvo nämlich konventionelle Wege geht, ist bei der allzu deutschen Preispolitik: Man muss viel in Extras investieren, am Ende kostet der Testwagen rund 91.000 Euro – trotz null Prozent Nova.

Immerhin: Sehr viel teurer kann ein V60 T6 AWD Recharge R-Line auch nicht mehr werden. Und man bekommt schon ein äußerst feines Auto für sein Geld – samt äußerst feinem Luftfahrwerk. Dieses bügelt Unebenheiten so dermaßen kompromisslos weg, als wäre es ein Bügeleisen der Marke Laurastar. Komplett irre: Die bieten Bügelsysteme für 2.000 Flocken an, die auch voll vernetzt sind (Es gibt einen Online-Bügelcoach. Einen ONLINE-BÜGELCOUCH!).

Voll vernetzt ist man auch im Volvo XC60. Der bringt einen auch, anders als das Bügelsystem, von A nach B – und zwar mit einem Maß an Geschmeidigkeit, das kaum zu übertreffen ist. Besonders, wenn der 11,6 kWh große Akku voll ist und man lautlos dahingleitet – laut Datenblatt 49 bis 53 Kilometer weit, in der Realität eher 40 Kilometer. Lautlos übrigens nicht nur, weil der aufgeladene 2-Liter-Vierzylinder-Benziner dann Pause hat, sondern auch wegen der Akustikverglasung. Die gibt’s zum Preis eines halben Laurastar-Bügelsystems.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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