von Philipp Stalzer
Mist, wo ist der verdammte Typenschein bitte? Unlängst war der doch noch da. Ich weiß es genau. Oder wars doch ein anderer? So kanns gehen, wenn man, nunja, manchmal nicht so ganz organisiert ist. Also, Befragung des Internetzes was in so einem Fall zu tun sei. Verlorener „Besitznachweis eines Kraftfahrzeuges“: für den Wiener sieht der Ablauf den Selbstversuch Verkehrsamt vor. Oh schreck, oh graus. Der Canossagang zum Amt ob eigener Unfähigkeit, völlig selbst verschuldet. Der Prototyp der gelebten Bürokratie inklusive kratzigem Beamtenflair, beheimatet in einer Preziose der Gebrauchsarchitektur aus den 80ern steht mir bevor. Unvorstellbar, dass einst – zu Zeiten als der Nummernadel noch galt – ganz Wien hier seine Autos zum Verkehr zulassen und die Hochnäsigkeit eines Monopols in Form von Willkür und unendlichen Wartezeiten über sich ergehen lassen musste.
Schalter 31
So kennt mans aus Erzählungen, die Realität sieht mittlerweile aber anders aus, wie ich entzückt feststellen durfte. Die teils skurril anmutenden, handgeschriebenen und mit Pickbändern ausgebesserten Wegweiser im ganzen Haus leiten mich zu Schalter 14, an dem ich freundlich zu Schalter 31 weitergebeten werde. Eine Dame erledigt mein Anliegen flott und profund, nach kurzem Check im EKIS ob die Karre geklaut wurde drückt sie mir einen Zettel in die Hand der noch mit persönlichen Daten zu ergänzen ist und schickt mich zur Zahlstelle. Die 24,70 Euro (ja, selbst schuld, ärgern hilft nix) begleiche ich modern mit Bankomatkasse. Weder dort noch da Wartezeit, schikanöse Nachfrage nach irgendwelchen Papieren die ich nicht dabei habe oder sonstige schnippische Bemerkungen. Bin ich hier wirklich auf einem österreichischen Amt? Die Dame, die ich um ihre abgehalfterten Büroräumlichkeiten bei Gott nicht beneide, drückt mir meine begehrte Unbedenklichkeitsbescheinigung zur Vorlage beim Fahrzeugimporteur im Tausch gegen die Einzahlungsbestätigung unmittelbar in die Hand, sie liegt bereits parat. Ihrer Kollegin entfährt sogar ein verschmitztes Lächeln als ich mich für die Erledigung der Sache bedanke. Von gelebter Obrigkeit erfreulicherweise keine Spur, die ranzigen Räumlichkeiten des Verkehrsamtes zu besuchen war dennoch eine schräge Zeitreise.
Die Dame, die ich um ihre abgehalfterten Büroräumlichkeiten bei Gott nicht beneide, drückt mir meine begehrte Unbedenklichkeitsbescheinigung zur Vorlage beim Fahrzeugimporteur im Tausch gegen die Einzahlungsbestätigung sogar mit einem Grinsen in die Hand und das ohne Wartezeit: sie liegt bereits parat.