Dichter Verkehr soweit das Auge reicht, Rushhour von morgens bis abends und über allem eine Kakophonie von zigtausend Zylindern – Urbanisierung ist der große Trend. Das Auto wird zum Spielverderber und der Fahrspaß bleibt auf der Strecke. Es sein denn, man ist mit dem neuen Smart Electric Drive unterwegs.
Text: Thomas Geiger
Dabei hält sich der Fortschritt gegenüber dem bisher immerhin gut 15.000 Mal verkauften Vorgänger auf den ersten Blick in engen Grenzen. Denn wo sich andere elektrische Neuheiten auch diesseits von Tesla & Co gerade mit Reichweiten-Rekorden überbieten und der Opel Ampera-E mit einer Akkuladung bald mehr als 500 Kilometer stromen wird, beschränkt sich Smart auf mickrige 160 Kilometer aus denen in der Praxis kaum mehr als 120 Kilometer werden dürften. Erstens, so argumentieren die Verantwortlichen, weil der Smart schließlich ein Stadtauto ist, und zweitens, weil bei 2,69 Metern Länge partout nicht mehr als die 96 Lithium-Ionen-Zellen mit zusammen 17,6 kWh im Wagenboden unterzubringen waren. Immerhin kann man sie jetzt deutlich schneller Laden: An der normalen Steckdose dauert der Boxenstopp zwar noch immer volle acht Stunden. Doch mit der aufpreispflichtigen 22 kW-Technik sind 80 Prozent des Akkus jetzt schon nach 45 Minuten voll und schon eine Kaffeepause reicht für 30 Kilometer. Wer nur in der Stadt fährt, kommt damit fast schon über den Tag.
Davon lässt sich Smart aber nicht beirren. Nachdem der Bonsai-Benz schon seit 2007 durch die Städte stromert, treibt die Daimler-Tochter die Elektrifizierung auch weiter konsequenter voran als viele andere Hersteller. Deshalb baut sie das Akku-Paket nicht nur im Fortwo ein, sondern auch im Cabrio und sogar im neuen Forfour. „Damit sind wir die einzige Marke, die ihre gesamte Flotte elektrifiziert hat“, sagt Smart-Chefin Annette Winkler und festigt damit die Vorreiterrolle im Daimler-Konzern, der die große Schwester Mercedes so schnell wohl kaum folgen kann.
Das hilft Winkler allerdings nur bedingt. Denn in der Stadt mag der Smart nach wie vor ungeschlagen sein und seine Führung mit dem modernisierten Elektroantrieb jetzt sogar noch einmal ausbauen. Doch auf dem Land und erst recht auf der Autobahn wirkt der Winzling als Akku-Auto mehr denn je fehl am Platz. Das Tempo zu niedrig und die Reichweite zu gering – das machen andere Elektroautos mittlerweile besser. Aber damit können sie bei Smart gut leben. Erstens, weil es ja immer mehr Städte gibt. Und zweitens, weil den Rest der Welt bald die ersten vernünftigen Elektroautos von Mercedes erobern werden. Wofür hat man schließlich Geschwister.
Österreich-Preise kommen Anfang nächsten Jahres, Marktstart für den Smart Electric Drive ist Herbst 2017.