Mazda CX-5
Mit anderen Augen
Wie beurteilen Menschen, die beruflich viel mit Design zu tun -haben, die Formen eines Autos? Wir baten vier Experten um ihre -Eindrücke. Das Werkstück: ein Mazda CX-5.Text: Franz J. Sauer
Man weiß ja, dass die Marke Mazda ihre USP (nebst gefinkelten technischen Komfortlösungen und fleißigen Helferlein) speziell in der äußeren Form ihrer Autos festlegt. Vom Spaßhobel MX-5 bis hin zu den SUV der CX-Reihe wird dem Design große Bedeutung geschenkt, was den Grundstein für die generelle Unverwechselbarkeit der Mazda-Formensprache im Straßenbild legt. Unterstrichen wird derlei von kreativen Farbtönen – das sogenannte „Crystal Soul Red“ der aktuellen CX-5-Baureihe ist wohl einer der durchdringendsten Farbtöne der Automobillandschaft.
Dennoch: ein SUV, das einerseits allen technischen Herausforderungen an seine Bauart gerecht werden, dabei aber gleichzeitig konkurrenzfähig im Preis bleiben muss, ohne auf Fisimatenten zu verzichten, die anderswo längst Serie sind, verlangt seinen Zeichnern einiges an Grätschen ab. Umso erstaunlicher erscheint, mit wie viel Liebe zum Detail gerade der CX-5 äußerlich auftritt. Und wie weit er sich doch letztlich seit seinem Erstmodell weiterentwickelt hat, obwohl er in den Grundlinien markant unverwechselbar geblieben ist.
Während unsereins solch gottvollen Schnick-Schnack erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennt, finden Menschen vom Fach sofort Besonderheiten in der Linienführung, auf die es ankommt. Simon Hausknost etwa – einst in Ferlach zum Büchsenmacher ausgebildet, dabei mit profundem Know-how in der Stahlverarbeitung ausgerüstet worden und später zu einem der gefragtesten Stahlschmuck-Designer Österreichs avanciert – pflegt, perfektes Design daran festzumachen, wie viel Natur in den Linien, Falzen und Verwerfungen zu finden ist. „Sucht man eine perfekte Form, wird man immer in der Natur fündig. Man denke an ein Samenkorn. Oder an einen Fisch, einen Hai. Der ist perfekt geformt, sowohl vom optischen als auch vom funktionellen Aspekt her. Die Stromlinienform, das große Maul, der flache Kopf – besser geht’s nicht, wenn man im Wasser schwimmen und sich als Raubtier verdingen muss.“ Unnatürlich wird’s, wenn sich das Licht in einer Fläche bricht. „Das ist immer die Nagelprobe für meine Schmuckstücke. Wenn nirgendwo was reflektiert wird, ist auch keine Kante drinnen.“
All seine instinktiven Kontrollmechanismen wendet der Stahlschmied, der sich selbst eher als funktionellen Autofreund betrachtet, auch beim Design des Mazda CX-5 an. Er lobt die Linienführung, ihre Schlüssigkeit in einem durch von vorne bis hinten, findet Gefallen an von ihm so genannten „gefälligen Fleißaufgaben“ beim Übergang von einem Karosserieteil zum anderen. Und er entdeckt auch schnell den Haifisch im Auto: „Das Maul stahlt Selbstbewusstsein aus. Frisst die Luft. Und liefert den starken Auftritt, ohne aufgesetzt zu wirken. Es fügt sich schlüssig ins Gesamtkonzept.“
Etwas nüchterner sieht Daniel Huber, Co-Eigentümer der hocherfolgreichen Wiener Industrial Design Agentur Spirit Design die Formensprache des Mazda CX-5, zunächst sogar mit ein paar Vorurteilen ausgestattet. „Auto-Designer toben sich gerne bei Scheinwerfern aus. Früher waren das einfache Lampen, heute mit der LED-Technik kann man da ziemlich was machen.“ Dennoch findet er beim diesbezüglichen Auftritt des Mazda CX-5 keinen Makel. Im Gegenteil, wie die Scheinwerfer der Frontpartie mit den Rücklichtern puncto Formensprache korrelieren, findet seine Anerkennung. „Der Abschluss eines Autos ist fast wichtiger als das Front-Design. Hier kann man leicht Fehler machen.“ Wichtig ist ihm auch die Haptik, „schönes Design muss sich gut anfühlen.“ Man hat den Eindruck, er streichelt den Mazda richtiggehend. „Noch viel wichtiger ist aber das Innere.“
Hier bedienen die Lüftungsdüsen das Klischee des Industrial Designers. „Am besten sind sie rund. Dann kann nix schiefgehen.“ Mit kundigem Blick sucht er nach Stellen, die man nicht gleich sieht, wo man also theoretisch sparen könnte, wird aber kaum fündig. Faszinierend kommt das Lenkrad, dick, fett, mit gut angeordneter Schalterei. Und auch an den Bedienelementen findet sich kein auffälliger Schnitzer. Im Gegenteil: Die Schlüssigkeit der Ergonomie wird ausdrücklich gelobt.
Die Besonderheiten am Profiblick: Hausknost outete einen höchst unauffälligen Schnörksel am linken und rechten Rand des Kühlergrills als „aufwändige Design-Handarbeit“, Huber entdeckte ein kongruentes Zusammenspiel von Kühler-Form und Mazda-Logo, die uns nicht auf den sechzehnten Blick aufgefallen wäre. Als schwierigste Aufgabe wird von beiden die Notwendigkeit, Technik mit Design zu vermengen, ausgelobt. Mit durchaus guten Noten für den Mazda CX-5.
„I am a stickler for details“, warnt er. Macht sich sofort auf die Suche. Und wird kaum fündig, was aus seinem Mund als Kompliment zu gelten hat. Bald wendet er sich sozusagen seinem Fachgebiet zu, taxiert den Innenraum. „Der Sitz sieht kuschelig aus. Er sieht aus, als könnte er dich halten. So richtig.“ Ein Autositz, der einen halten kann. Nicht loslassen mag. Sowohl aus sicherheitstechnischer wie aus ergonomischer Sicht eine spannende Sache. Weiters mag Lee die fette Mittelkonsole, obwohl er weder ein Freund der Chromeinfassung ist („aber bei Autos muss das wohl so sein“) noch selbst auf die Idee kommen würde, „shiny materials“ wie das Klavierlack-Dekor zu verbauen, „der Fingerabdrücke wegen“. Ausdrücklich Gefallen findet „Mafoo“ an der Beschaffenheit des Leders, wie es sich um jede Falz biegt und wirklich jede begreifbare Fläche umhüllt. Der Schalthebel liegt ebenso gut in der Hand des gelernten Tischlers wie das Lenkrad, einzig die spannende Außenfarbe geht dem leidenschaftlichen Wohnmobil-Besitzer im Inneren ab. „Everything is black here. Dabei ist die Außenfarbe so schön. It should be seen also in here.“
Dass man sich am Geräusch der Türen orientiert, ist selbst Normalo-Autofreunden kein Mysterium. Klingt es fett und nach Tresortür, spricht das für Wertigkeit. Klingt es hohl und schwingt lange nach, sieht man dem Seiten-Crash besorgt entgegen. Ein Profi-Akustiker findet allerdings weit mehr Geräuschkulisse an und in einem Auto. Also bitten wir Heinz Lichtenegger, Chef und Eigentümer von Pro-Ject, dem weltgrößten Plattenspieler-Hersteller, zum autophilen Soundcheck.
„Als erstes drück ich alle Knöpfe, dreh an allen Potis (Anmerkung: hiermit sind Drehregler gemeint), horche darauf, wie das klingt, und achte auch haptisch auf meinen Eindruck. Hält der Knopf, steckt der Regler oder fällt er bald heraus? Liefert er Feedback oder fühlt er sich schwammig an?“ Die Mazda-Performance beeindruckt den als pingelig bekannten Qualitäts-Freak, dessen neuer und voll energieautark arbeitenden Firmenzentrale bei Mistelbach man durchaus technisches Interesse über das bloße HiFi-Gebiet hinaus ansieht.
„Im Wesentlichen geht es dem Autofreund natürlich um den Klang des Motors. Der aber auch nicht störend sein darf, auf längere Sicht. Außerdem sollten nicht zu viele Geräusche von außen hereindringen. Aber das alles ist hier ansprechend gut gelöst.“ Es scheint fast, als hätte man sich nicht so viel hohes Niveau vom Mazda CX-5 erwartet.
Kleinstes gemeinsames Vielfaches? Allen taugt das Head-up-Display, das nicht nur Bilder an die Windschutzscheibe strahlt, sondern sein eigenes, kleines Glasdisplay ausklappt. Die einfache Zusammenfassung wesentlicher Informationen im Blickfeld des Fahrers überzeugt alle. Dass man auch an Stellen, die man eher nie begreift, nicht auf ordentliche Verarbeitung vergessen hat, schafft Bonuspunkte, der Materialmix im Inneren polarisiert, was aber letztlich auch wieder für ihn spricht. Auf den Fahrkomfort an sich zu achten, dazu ließen wir den Probanden mit unserer nervigen Fragerei kaum Zeit. Dass hier aber keinerlei Complaints laut wurden, spricht ebenfalls mehr für den Mazda CX-5 als gegen ihn.