Obwohl oder vielleicht gerade weil auch die Königsklasse des Motorsports längst auf Hybrid schwört, ist die Antriebsform für viele gleichbedeutend mit Spaßbeschnitt. Zu viel Vernunft tut dem leidenschaftlichen Fahrer eben nicht gut, da fühlt er sich in seinem Hoheitsgebiet angegriffen. Toyota beweist mit dem neuen Yaris aber, dass Hybrid und damit Vernunft doch echt cool sein kann.
Text: Jakob Stantejsky / Fotos: Toyota
Das liegt vor allem daran, dass der Fortschritt in diesem Auto nicht ausschließlich unter dem Blech erlebt wird. Schon wenn man auf den Yaris zuspaziert, definiert man sein Kleinwagenbild neu. Denn wo sonst die Form sich oft der leidigen Funktion fügen muss und jeder Zentimeter Kopf- und Kniefreiheit mit eher undynamischen Auswüchsen erkauft werden muss, steht der Yaris wirklich superschnittig da. Die Front ist sportlich gezeichnet, der Allerwerteste präsentiert sich stolz und die breiten Schultern verleihen dem Neuen einen fast schon martialischen Auftritt. Wenn er auch kein Supra ist, Fadesse scheint dem Yaris fremd – zumindest äußerlich.
Der gute erste Eindruck bestätigt sich im Weiteren, beziehungsweise im Inneren. Der Fahrer wähnt sich hier vielmehr in der Kompaktklasse, Toyota hat das Cockpit geschickt ins Jahr 2020 geholt, ohne die Kontrolle über das Design zu verlieren. Ein paar wenige Knöpferl findet man noch, es gibt eine praktische Ablage über dem Handschuhfach und die Materialien sind angenehm, wenn auch nicht protzig. Gut so, schließlich soll so ein Kleinwagen bezahlbar bleiben, sonst könnte man sich ja gleich ein paar Klassen höher umsehen.
Womit wir wieder beim Thema Hybrid wären. Denn für Schnäppchenpreise ist das Antriebskonzept wahrlich nicht bekannt. Der Yaris Hybrid startet deshalb in Österreich bei 20.990 und gipfelt bei 24.890 Euro – Geiz geht anders. Dafür bekommt man dann allerdings eben nicht nur einen 1,5 Liter-Dreizylinder-Otto mit 92 Pferden, sondern auch einen 80 PS starken Elektromotor obendrauf, der die Systemleistung auf 116 Rosse schraubt. Die Automatik ist außerdem auch serienmäßig mit an Bord und gibt sich extrem unauffällig – das beste Kompliment, das ein CVT-Getriebe bekommen kann. Diese Kombi ergibt nach WLTP einen Verbrauch von rund vier Litern pro 100 Kilometern, den man mit ein wenig Geduld und passenden Umständen auch in der Praxis zeitweise hinkriegt.
Sorgen über Steckdosen muss man sich mit dem Yaris Hybrid keine machen, denn er selbst hat schlicht keine. Dennoch sind zumindest kurzzeitig elektrische 130 km/h drin und zumindest in der Stadt kann man kleine Etappen ganz mit dem Strom schwimmen. Das ist vor allem deshalb cool, weil die Batterie sowohl kleiner als auch leichter geworden ist – und dennoch mehr Saft bietet. Beim Hybridantrieb geht eben noch sehr viel sehr rasch weiter, allein deshalb sollte man ihn nicht abschreiben.
Aber macht er auch Spaß? Wir lassen mal eine Zahl sprechen: 5,5 Meter. Das ist natürlich nicht die Außenlänge des kleinen Yaris, sondern sein Wendekreis. Klingt schon ganz witzig, oder? Mit einer Paradesprintzeit von 9,7 Sekunden reißt man natürlich keine Bäume aus, ist an der Ampel aber dank E-Power doch gut dabei. In der Stadt passt der Yaris Hybrid wie ein maßgeschneiderter Latexhandschuh, doch auch überland kommt keinerlei Frust auf. Bis 130 wird auf jeden Fall flott beschleunigt, das Auto bleibt trotz nicht einmal vier Metern Länge recht entspannt und vibrationsarm. Man sitzt nicht nur eine Klasse höher, sondern man fährt auch so.
Als Spaßgranate würde man den neuen Toyota Yaris Hybrid wohl trotzdem nicht direkt bezeichnen. Da sollte man lieber zum GRMN greifen. Aber gut, das ist ja auch nicht der Anspruch.
Denn unterm Strich steht Hybrid einfach (noch) nicht für reines Vergnügen, auch wenn immer mehr (Super-)Sportwagen sich des Systems bedienen. Was aber im Yaris offensichtlich wird: Gerade dank seines Hybridantriebs klopft der Kleinwagen frech ein Segment höher an und besticht mit Laufruhe und einer gewissen Coolness, die man sonst in seiner Liga kaum findet. Das Gesamtpaket passt außerdem (dazu) und lockt mit Stil und Raffinesse.
In einer Zeit, in der Downsizing eine Art Wetteifern in der Branche geworden ist, kommt Hybrid außerdem vor allem den Kleinsten zu Hilfe. Dreiyzlinder sind nun mal einfach weder schön noch sexy, sorry. Elektrische Unterstützung tut den Mini-Triebwerken aber verdammt gut und gibt ihnen etwas Würde und Spaß zurück. Der Toyota Yaris Hybrid nutzt diese Prämisse hervorragend und zeigt auf, wohin der Weg gehen könnte – und sollte.