Mit Hightech gegen die Konkurrenz?
Der neue Audi A6
Von Thomas Geiger
Beim Wechsel in die achte Generation gönnen die Bayern ihrem Bestseller ein gründliches Update und ködern die Dienstwagenkundschaft der Business-Klasse mit ein paar Incentives aus der First-Class. Nicht umsonst übernimmt der A6 vom großen Bruder zum Beispiel das revolutionäre Cockpit, in dem Sensorfelder und zwei große Touchscreens links und rechts der digitalen Instrumente fast alle Schalter ersetzt haben. Während damit innen tatsächlich ein frischer Wind weht, wirkt der A6 von außen einmal mehr wie ein guter alter Bekannter – obwohl sich Designchef Marc Lichte so langsam eingegroovt und in Details seht wohl eine neue Linie gefunden hat. Dazu gibt es – ebenfalls aus A7 und A8 – ein Heer neuer Assistenzsysteme, mit denen der A6 zum Beispiel auch dann Parken kann, wenn gar niemand an Bord ist. Und neben dem Fahrer schaffen die Bayern auf Wunsch auch den Zündschlüssel ab und ersetzen ihn durch eine App auf dem Smartphone.
Auch unter der Haube wird die Verwandtschaft mit A7 und A8 offensichtlich. Denn der A6 wird zur dritten Modellreihe bei Audi, die nur noch mit elektrifizierten Antrieben angeboten wird. Wobei das fürs erste noch eine ziemliche Übertreibung ist. Denn ein rein elektrischer A6 ist erst einmal nicht geplant und der Plug-In-Hybrid kommt erst später. Vielmehr meinen die Bayern damit ihre neue Generation von Startergeneratoren, die, einer 48-Volt-Versorgung sei dank, so viel Kraft haben, dass sie beim Anfahren mit anschieben, den Motor leichter anwerfen können und deshalb längere Start-Stopp-Phasen erlauben und mehr Energie rekuperieren können. So soll der A6 zugleich sportlicher werden und im Alltag trotzdem 0,7 Liter weniger verbrauchen.
Los geht es dabei zunächst mit einem V6-Benziner, der aus drei Litern Hubraum 340 PS schöpft, und mit drei Dieseln: einem 2,0-Liter mit 204 PS, sowie zwei weiteren, drei Liter großen V6-Motoren mit 231 und 286 PS. Alle vier Triebwerke fahren mit Doppelkupplung oder Achtgang-Automatik und bei den V6-Varianten ist auch der Quattro-Antrieb Standard.
Die Form hat Audi zumindest weiterentwickelt und die Technik ist nagelneu. Doch am Format ändert sich kaum etwas: Gerade mal sieben Millimeter wird der A6 länger und misst nun 4,94 Meter, und auch die zwölf Millimeter mehr Breite sieht man ihm nicht an. Weil aber der Radstand wächst und die Bayern das Package optimiert haben, bietet er innen trotzdem mehr Platz. Vor allem im Fond legt die Beinfreiheit zu und soll deutlich größer sein als bei Mercedes E-Klasse und BMW Fünfer. Für den Fahrer dagegen wird sich der A6 kleiner und handlicher anfühlen denn je. Denn zum ersten Mal gibt es die obere Mittelklasse aus Ingolstadt auch mit einer Hinterradlenkung, die den Radstand virtuell verkürzt und so den Wendekreis um mehr als einen Meter reduziert.
Der A8 vor allem fürs Image und der A7 für den schönen Schein –die ersten beiden Audi-Neuheiten in der Oberklasse waren kaum mehr als eine Fingerübung. Doch mit dem A6 wird es für die Bayern so langsam ernst. Und auch das ist streng genommen erst einmal nur das Vorspiel. Denn zumindest für Europa wird es erst im Sommer spannend, wenn auf die Limousine der neue Kombi folgt.