Ist bigger vielleicht doch besser? Europa schaut gerade ein bisschen neidisch über den Atlantik, wo die amerikanische Fraktion jetzt die zweite Generation des Mazda CX-9 an den Start bringt. Ob sich der große Mazda auch bald nach Österreich verirrt?
Text: Thomas Geiger
Zwar gilt der Boom auf der Buckelpiste bei uns gerade eher den kleineren Geländewagen, und da ist Mazda mit dem CX-5 und dem CX-3 bestens gerüstet. Doch ein ebenso fesches wie stattliches SUV von fast 5,10 Metern würde den Japanern trotzdem gut in ihr europäisches Programm passen. Denn erstens fehlt ihnen aktuell ein repräsentatives Flaggschiff und zweitens ist es buchstäblich ein bisschen eng geworden in den Mazda-Modellen, seit mit dem Fünfer auch die letzte Großraumlimousine eingestellt wurde.
Aber vor allem bietet der CX-9 jede Menge Platz. In der ersten Reihe sitzt man bequemer als in jedem anderen Mazda und auch in der zweiten Reihe sind Knie- und Kopffreiheit mehr als ausreichend. Nur die beiden Klappsessel im Kofferraum erreicht man erst ach einer Kletterpartie und muss schon die Knie an die Ohren legen. Aber immerhin hat Mazda damit wieder einen Siebensitzer im Angebot. Und wer die Plätze nicht braucht, kann sie ja mit zwei Handgriffen wieder einklappen und auf dem dann topfebenen Wagenboden bis zu 2000 Liter Gepäck verstauen.
Während Mazda beim Auftritt auf Größe und beim Ambiente auf Luxus setzt, backen die Japaner beim Antrieb buchstäblich kleinere Brötchen. Denn mit dem Generationswechsel haben sie den noch vom alten Kooperationspartner Ford eingekauften V6-Motor ausgemustert und für den Mazda CX-9 einen neuen Vierzylinder entwickelt. Der hat nur noch 2,5 statt 3,7 Liter Hubraum, leistet aber trotzdem 250 PS und macht in dem großen Geländewagen mit seinen 420 Nm eine ganz ordentliche Figur. Das liegt zum einen daran, dass der CX-9 beim Generationswechsel rund 100 Kilogramm abgespeckt hat. Und das liegt daran, dass Mazda zum ersten Mal einen Turbo einbaut. Der gönnt sich zwar eine kurze Gedenksekunde, geht danach aber um so beherzter zur Sache, treibt das Dickschiff in etwa acht Sekunden auf Tempo 100 und hätte sicher auch mit 250 km/h keine Mühe, wenn man sie denn in Amerika irgendwo fahren dürfte.
Weil dort aber nach wie vor alles etwas gemütlicher zugeht auf den Straßen, fehlt dem Motor der letzte Biss, das Fahrwerk ist sehr viel entspannter abgestimmt als bei den EU-Modellen und die Lenkung ist so leichtgängig, dass man den Koloss zwar mit dem kleinen Finger rangieren kann, in schnellen Kurven dafür allerdings etwas öfter den Kurs korrigieren muss. Doch bei einer extrem steifen Karosserie und einem grundsätzlich ausgereiften Fahrwerk sollten ein paar Abstimmungsfahrten auf Autobahn und Landstraße reichen, um aus dem lässigen Ami einen verbindlichen Europäer zu machen.
Zwar reklamiert Mazda gegenüber dem V6-Motor einen Verbrauchsvorteil von etwa 20 Prozent und hat für den Turbo mal wieder einen eigenen Weg gewählt, der vor allem im Alltag größere Enttäuschungen vermeiden soll und den amerikanischen Normverbrauch von 8,7 Litern für den Highway und elf Litern für die Stadt tatsächlich zu einem zuverlässigen Richtwert macht. Auf den europäischen Zyklus übersetzt, sollten das für um die sieben, acht Liter reichen. Doch könnte der Weg nach Europa ausgerechnet an diesem Triebwerk scheitern. Denn selbst in der aktuellen Stimmungslage ist so ein großer Geländewagen mit einem Benziner kaum zu verkaufen. Erst recht nicht, wenn Mazda als Alternative zum Selbstzünder auch keinen Hybrid anbieten kann.