Mercedes-Benz CLA Shooting Brake
Lifestyleiger Ladegeselle
Schnöden Kombi kann ja jeder. Daimler dagegen will eine Alternative zum Mainstream bieten und bringt deshalb jetzt auch in der Kompaktklasse den Mercedes-Benz CLA Shooting Brake
von Thomas Geiger
Während Praktiker und Langweiler weiterhin die B-Klasse kaufen können, locken die Schwaben damit all jene Non-Konformisten, die nur für etwas mehr Stauraum nicht auf Stil verzichten wollen und dafür auch ein bisschen tiefer in die Tasche greifen können. Denn auch wenn der ab Ende März lieferbare CLA mit großer Klappe vertretbare 1 650 Euro mehr kostet als der Viertürer, stehen am Ende trotzdem mindestens 32 540 Euro auf der Rechnung. Und selbst ohne das AMG-Modell sind die 50 000 Euro mit ein paar Extras schnell geknackt. Genau wie beim großen Bruder CLS, der bislang immerhin rund 150 000 mal verkauft wurde und auf einen Modellanteil von 25 Prozent kommt, geht auch beim CLA Shooting Brake die Form über das Volumen. Deshalb ist der Designerkombi nicht auf ein maximales Platzangebot ausgelegt, sondern auf größtmögliches Prestige. Wo andere Lademeister sich betont lang machen und eine fast aufrechte Heckklappe in den Wind recken, bleibt der CLA deshalb rank und schlank und leistet sich einen betont schrägen Abschluss
Kein Raumwunder
Entsprechend mager ist der Zuwachs beim Stauraum: Fasst der normale CLA 475 Liter, schluckt der Shooting Brake in der Standardkonfiguration gerade einmal 20 Liter mehr. Erst wenn man die Rücklehne in die Cargo-Position bringt und so steiler aufstellt, gewinnt man merklich an Platz und kann 100 Liter mehr laden. Und wenn man die Rückbank flach macht, schluckt der Designer-Kombi immerhin 1 354 Liter. Nicht schlecht für einen CLA und immerhin zehn Prozent mehr als beim A3 Sportback; aber kein Vergleich mit den 1 620 Litern des Golf Variant oder den 1545 Litern der B-Klasse aus den eigenen Reihen. Aber die ist ja auch nur was für junge Mütter und alte Männer. Doch es ist nicht nur der vergleichsweise kleine Kofferraum, der den CLA in der Kombi-Wertung zurück wirft. Sondern obendrein ist die Ladekante für Praktiker zu hoch, der Kofferraumboden dahinter zu niedrig und die Luke zu weit eingezogen. Und so richtig gut nach hinten schauen kann man im Shooting Brake auch nicht. Immerhin profitieren die Hinterbänkler vom neuen Zuschnitt, weil die Dachlinie anders verläuft: So wächst die Kopffreiheit im Fond um vier Zentimeter und durch den neuen Türausschnitt kann man bequemer einsteigen.
Im Bug nichts neues
Das Heck ist anders, aber unter der Haube bleibt alles gleich: Es gibt zwei Diesel mit 136 und 177 PS, drei Benziner von 122 bis 211 PS und mittelfristig drei Allrad-Versionen. Außerdem lässt es auch AMG die Chance auf ein paar zusätzliche Einheiten nicht entgehen und baut den 360 PS-Turbo des CLA 45 auch in den Shooting Brake ein. So schafft der schnellste Shooting Brake locker 250 km/h und der sparsamste kommt auf einen Normwert von 4,1 Litern. Und wer sich am Grummeln des Diesels nicht stört, ist wahrscheinlich mit dem ansonsten angenehm kräftigen 220er gar nicht schlecht bedient. Immerhin kann man den Motor mit seinen 177 PS und 350 Nm tatsächlich mit weniger als sechs Litern fahren und wenn’s sein muss trotzdem auf bis zu 228 km/h treiben. Nach A- und B-Klasse, GLA und CLA ist der Shooting Brake das fünfte und für diese Generation letzte Derivat auf der neuen Frontantriebs-Plattform von Mercedes. Die läuft zwar mit bislang über einer Million Einheiten und allein 460 000 Zulassungen im letzten Jahr extrem erfolgreich. Doch wenn in zwei, drei Jahren die zweite Auflage folgt, wollen es die Schwaben dabei nicht belassen, sagt Daimler Chef-Dieter Zetsche: „Da fällt uns schon noch mehr ein“, orakelt Mr. Mercedes und schürt eifrig die Spekulationen. Eine verlängerte B-Klasse, ein größerer GLA, eine kleines SUV-Coupé oder doch ein Cabrio. Nichts genaues weiß man nicht. Nur dass sie mit den kleinen Autos in Stuttgart noch große Pläne haben, daran lassen die Schwaben keinen Zweifel.