Mercedes schließt eine der letzten Lücken im Portfolio und bereitet sich auf die Markteinführung des ersten Pick-Ups mit Stern vor. Der Mercedes Concept X-Class gibt uns einen rustikalen Vorgeschmack.
Text: Thomas Geiger
Der selbsternannte Weltmarktführer unter der Nutzfahrzeugherstellern will ab Ende 2017 ebenfalls ein Stück vom Pick-Up-Kuchen sichern, mit einem Modell, das Premium-Pritsche und Lifestyle- und Luxuslaster in einem ist.
„Wir öffnen und verändern das Segment der Midsize-Pick-Ups – mit dem weltweit ersten, echten Premium-Pickup für den modernen, urbanen Lifestyle“, sagt Van-Chef Volker Mornhinweg, dessen Sparte sich den Pick-Up einen hohen dreistelligen Millionenbetrag kosten lässt. „Das Auto ist ein Pick-up ohne Kompromisse.“ Leiterrahmen, Sechszylindermotor mit hohem Drehmoment sowie permanenter Allradantrieb und eine Nutzlast von 1,1 Tonnen seien für ihn Pflicht, sagt Mornhinweg. „Als Kür bringen wir Sicherheit, Komfort, Agilität und expressives Design,“ umreißt er das Lastenheft: „Damit sprechen wir neue Kunden an, die bislang nicht an einen Pickup gedacht haben.“
Für die wilde Welt steht der „powerful adventurer“, mit dem der Mercedes Concept X-Class zum Abenteurer wird und sich bereit macht für Expeditionen weit abseits der Zivilisation. Ballonreifen, massive Schutzplanken reihum, vorne Seilwinde und hinten Schlepphaken und dazu ein innen ein Ambiente wir in der Fünf-Sterne-Version der Camel Trophy – da erwacht das Fernweh und das Reisefieber glüht schon mal vor.
Nachdem damals Ambiente, Antrieb und Ausstattung allenfalls halbherzig auf Mercedes getrimmt wurden, haben die Schwaben ihre Lektion gelernt und zeigen beim Mercedes Concept X-Class eine deutlich größere Eigenständigkeit. Das gilt für die Motorenpalette mit einem schwäbischen V6-Diesel für das Spitzenmodell genauso wie für die Assistenzsysteme und für das Innenleben der Studie – nicht umsonst thront über dem Armaturenbrett der freistehende Monitor aus der V-Klasse, das Lenkrad kennt man aus der A-Klasse und die Instrumente aus der C-Klasse. Selbst die Sitze haben die Schwaben geändert. Viel mehr als der Aschenbecher im Cupholder und die Schaltkulisse auf dem Mitteltunnel erinnern deshalb nicht mehr an die Nissan-Wurzeln.
Zwar weiß Mercedes sehr wohl um das Risiko bei der Portfolio-Erweiterung. Und der Blick nach Wolfsburg schürt die Skepsis, nachdem sich der VW Amarok zumindest in Zentraleuropa lange nicht so breitgemacht hat, wie von den Niedersachsen erhofft. Doch fußen die Schwaben ihre Zuversicht nicht zuletzt auf die Erfahrung mit dem SUV: Denn als die Schwaben dort vor über 20 Jahren mit der M-Klasse eingestiegen sind, hat sich das Segment ebenfalls gerade gedreht und aus den Matschmobilen sind Modemodelle geworden, die man aus der Stadt heute nicht mehr wegdenken kann.