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Opel Rocks-e: Mobilität im Hosentaschenformat

Die Städte ertrinken im SUV. Denn immer mehr übergewichtige Möchtegern-Geländewagen verstopfen die Straßen und rauben auch noch den letzten Parkplatz. Deshalb zieht Opel jetzt die Reißleine und wagt mit seinem ersten SUM den Neuanfang im Stadtverkehr. Das Kürzel steht für Smart Urban Mobility und umreißt einen Cityflitzer, gegen den selbst der Smart Fortwo noch ein Riese ist: Gerade mal 2,41 Meter lang, soll dieser Opel Rocks zum Jahresende die Lücke zwischen Mofa und Kleinwagen schließen, und weil der nachhaltige Stadtverkehr natürlich elektrisch ist, trägt er auch noch ein „e“ im Namen. Auch beim Preis betritt Opel Neuland. Zwar bleiben die Hessen die genauen Tarife noch schuldig, versprechen aber einen Verkauf für deutlich weniger als bei einem Kleinwagen und eine Leasingrate unter dem Preis einer Monatskarte im Stadtbus. Dafür ist die Zielgruppe um so größer. Denn als Leichtkraftwagen konzipiert, darf der Rocks-e mit dem richtigen Führerschein bereits ab 15 Jahren gefahren werden.

Für Deutschland-Chef Andreas Marx ist der Rocks ein weiterer Schritt zu einem neuen Selbstbewusstsein: „Unser neuer Opel Rocks-e ist in jeder Hinsicht kompromisslos: Sein Design ist klar und mutig, seine Abmessungen sind extrem kompakt, sein Antrieb ist rein elektrisch und sein Preis unschlagbar. Unser SUM ermöglicht smarte und funktionale Elektromobilität für jedermann – und wird mit seinem Styling für Aufsehen sorgen“, frohlockt der Manager und sieht in dem Winzling den Beleg für den Wandel der Marke: „Opel ist nahbar, einfach menschlich und cool zugleich – das unterstreicht der neue Rocks‑e einmal mehr.“

Allerdings hat Opel mit dem Rocks vergleichsweise wenig zu schaffen. Denn weder ist die Idee neu, noch ist es das Auto. Schließlich ist der weitgehend aus Kunststoff gefertigte und in kostengünstig in Marokko montierte Rocks nichts anderes als ein Citroen Ami mit einem halbherzig auf Opel geschminkten Gesicht, das sie in Rüsselsheim frech als Vizor bezeichnen. Dabei hat der Plastikbürzel unter der Scheibe so gar nichts von jenem Schild, das sie bei Corsa & Co mittlerweile zum Erkennungszeichen gemacht haben. Und auch im plastifizierten und komplett abwaschbaren Innenraum mit dem Charme eines Stadtbusses zeugen nur die neuen Farben sowie der Blitz im Airbag-losen Lenkrad von der Adoption des Ami. 

Beim Antrieb bewahren die Hessen Bodenhaftung und beschränken sich auf das wirklich Nötige: Weil die Führerscheinkategorie nicht mehr hergibt und ein Gewicht von weniger als 500 Kilo nicht mehr braucht, hat der E-Motor des Rocks gerade einmal 8 PS und schafft höchstens 45 km/h. Dafür allerdings reicht ihm dann auch ein Akku von lächerlichen 5,5 kWh für bis zu 75 Kilometer Reichweite und selbst an der gewöhnlichen Haushaltssteckdose genügen 3,5 Stunden zum Vollladen. 

Zwar schmückt sich Opel beim Rocks-e mit fremden Federn und macht sich einmal mehr die Familienbande der Stellantis-Gruppe zunutze. Doch im Grunde kennen sich die Hessen mit dem Großstadtverkehr unterhalb des Autos besser aus als die meisten selbsternannten Mobilitätsrevolutionäre. Denn bevor sie in Rüsselsheim ihr erstes Auto gebaut haben, waren sie mal der größte Fahrradhersteller der Welt. 

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