Trendsetter auf Aufholjagd
Der Range Rover Evoque
Von Thomas Geiger
Dummerweise hat der Erfolg viele Nachahmer auf den Plan gerufen und der Trendsetter ist ein wenig ins Hintertreffen geraten. Doch wenn im April zu nahezu unveränderten Preisen ab 37.350 Euro die zweite Auflage an den Start geht, soll sich das wieder ändern, sagt McGovern: „Wir bringen den Evoque dorthin zurück, wo er hingehört – an die Spitze des von ihm geschaffenen Segments.”
Dafür hat McGovern allerdings vergleichsweise wenig getan. Warum etwas ändern, das weltweit extrem gut ankommt, fragt der Designer und belässt es deshalb bei kleinen, aber wirkungsvollen Retuschen. Die Form bleibt gleich, aber die Linien wurden weiter reduziert und die Karosserie geglättet. Die Fugen und Spalten sind dünner und kleiner und die LED-Leuchten sehr viel schmaler und tiefgründiger. Mehr Präzision, mehr Proportion, mehr Prestige – so fasst McGovern die Zielvorgabe zusammen.
Obwohl auch das Format identisch ist, hat Projektleiter Pete Simkin dank zwei Zentimetern mehr Radstand innen mehr Platz geschaffen – auf dem Rücksitz gibt es mehr Kniefreiheit, der 591 bis 1.383 Liter große Kofferraum fasst zehn Prozent mehr und überall im Auto gibt es mehr Ablagen für den großen und kleinen Kram, auf den heute unterwegs niemand mehr verzichten will.
Dazu hat McGovern ein Interieur entworfen, das sich stark am Velar orientiert: Das Heer der Knöpfe und Schalter wird deshalb ausgedünnt und das Cockpit ist geprägt von digitalen Instrumenten und zwei großen Touchscreens und wer will, bekommt auch einen veganen Innenraum, der zwar ohne Leder auskommt, aber trotzdem nicht billig aussieht – und natürlich teuer bezahlt werden muss.
Mehr als die Designer haben die Ingenieure am neuen Evoque gearbeitet. Sie haben den Wagen nicht nur auf eine neue, deutlich steifere Plattform gestellt und trotz der Fokussierung auf die Innenstadt auch Offroad-Kriterien wie Wattiefe und Böschungswinkel noch einmal verbessert. Sondern sie haben vor allem die Motorenpalette erneuert: Nur in der Basisversion mit Frontantrieb und sonst mit zwei unterschiedlich aufwändigen Allrad-Systemen gekoppelt, gibt es den Evoque zunächst mit Vierzylindern vom 150 PS-Diesel bis zum 300 PS-Benziner. Und wer die als Handschalter bestellt, ist selber schuld. Denn in der Kombination mit der neuen 9-Stufen-Automatik werden alle Motoren zu Mild-Hybriden aufgerüstet und bekommen dann einen 48-Volt-Starter-Generator. Der kann den Evoque zwar nicht alleine antreiben, hilft aber beim Anfahren, verlängert die Start-Stopp-Phasen und rekuperiert bei Bremsen mehr Energie, so dass der Verbrauch im Schnitt um sechs Prozent zurückgeht, versprechen die Briten. Wem das noch nicht reicht, den bitten sie um ein paar Monate Geduld. Denn später im Jahr kommt der Evoque erstmals auch mit einem Dreizylinder-Plugin-Hybrid.
Neben ernsthafter Ingenieurskunst will der neue Evoque aber auch mit ein paar coolen Gimmicks punkten. So bekommt er als weltweit erstes Auto eine „durchsichtige Motorhaube“: Dafür schauen Kameras an der Seite und im Bug des Wagens auf die Fahrbahn und die Elektronik komponiert daraus eine Live-Übertragung auf dem Bordmonitor, die Fahrten im Gelände genauso erleichtern soll wie das Rangieren.
Die größte Errungenschaft für Designchef McGovern ist aber der digitale Rückspiegel. Weil man jetzt mit einem Knopfdruck auf eine Kamera umschalten kann, durfte er die extreme Kehrseite, die so charakteristisch ist für den Evoque, auch diesmal umsetzen. Denn mit der neuen Technik sieht man jetzt nach hinten viel besser als je zuvor – selbst wenn die Heckscheibe auch weiterhin nicht viel breiter als ein Briefkastenschlitz ist.