Sie macht uns heiße Tage erträglich und ist heutzutage in den meisten Autos Standard. Aber: wie funktioniert die Klimaanlage im Auto eigentlich? Plus: die besten Tipps und Tricks für ein langes Klimaanlagen-Leben.
Text: Philipp Stalzer
Eine Frage, die uns Autofahrern und „Normalusern“ meist herzlich egal ist – solange die Anlage einwandfrei funktioniert und es im Auto auch an Sommertagen kühl bleibt. Aber spätestens, wenn es erstmals zu unangenehmen Fragen beim Mechaniker kommt, obwohl man eigentlich nur zaghaft nach einem „normalen Klimaanlagenservice“ gefragt hat, sollte man die Klimaanlage und Ihre Funktionsweise zumindest ansatzweise kennen. Dabei hilft es, sie als System mit zwei Medien zu sehen. Einerseits kann man bei einem Service den Kältemittelkreislauf überprüfen, der für die „Produktion der Kälte“ verantwortlich zeichnet, andererseits die Luftzufuhr, die die Kälte in den Innenraum transportiert, und alles was damit zu tun hat in Schuss halten. Aber auch durch die richtige Verwendung bleibt die Klimaanlage immer einsatzbereit.
Kältemittel-Kreislauf
Das unter Druck stehende, synthetische Kältemittel in der Klimaanlage hat nicht nur die gute Eigenschaft im Sommer für angenehme Temperaturen im Auto zu sorgen, sondern auch eine schlechte Eigenschaft: mit der Zeit verflüchtigt es sich , auch ohne jeglichen Defekt an der Klimaanlage. Etwa 10% der gesamten Menge pro Jahr gehen „flöten“ – die Auffüllung für die volle Kälteleistung der Klimaanlage ist nach etwa 3-4 Jahren nötig. Bei dieser sogenannten „Klimabefüllung“ wird auch das Öl des Klimakompressors mitgetauscht, der für die Zirkulation des Kältemittels zuständig ist.
Sollte die Klimaanlage überhaupt nicht mehr funktionieren, ist entweder der für die Zirkulation des Kältemittels zuständige „Kompressor“ defekt und muss ausgetauscht werden, oder die Klimaanlage ist „leer“, das heißt es ist kein Kältemittel mehr in der Anlage vorhanden. Dafür kann zum Beispiel eine defekte Dichtung oder ein Steinschlag im „Kondensator“ genannten Bauteil, das für die Ableitung der Wärme in der Fahrzeugfront verbaut ist, verantwortlich. Eine Fehlersuche wird nötig, der Austausch der defekten Bauteile nötig. Anschließend muss die Klimaanlage wieder mit Kältemittel (R134a bzw. in sehr neuen Fahrzeugen auch R1234yf) neu befüllt werden.Die wichtigsten Bauteile der Klimaanlage im Detail
Kompressor
Der Kompressor zweigt Energie vom sich drehenden Verbrennungsmotor durch einen Riemen ab. Mit dieser Energie hält er den Druck im Kältemittelsystem aufrecht und drückt das Kältemittel in Richtung Expansionsventil.
Kondensator
Der Kondensator ist an der Front des Fahrzeuges, meist beim Wasserkühler, zu finden. Er kühlt das durch die Kompression stark erhitzte Kältemittel, bevor es zum Expansionsventil geleitet wird, bei dem es seinen eigentlichen „Job“ verrichtet. Oft ist ein Steinschlag im Kondensator bzw. Klimakühler schuld am Austritt des Kältemittels.
Expansionsventil
Das Expansionsventil ist eine Drossel im Kältemittelkreislauf. Sie sorgt dafür, dass das Kältemittel („Klimagas“) durch das Hindurchpressen expandiert und somit Kälte entsteht. Vergleichbar mit einem Feuerzeug, aus dem Gas ausströmt.
Verdampfer
Der Verdampfer befindet sich im Armaturenbrett eines Autos, ist ein engmaschiges Metallgitter durch das Luft hindurchströmen kann und ist im Kältemittelkreislauf direkt hinter dem Expansionsventil angeordnet. Dieses Bauteil „fängt“ die Kälte des Klimagases und kühlt damit die durchströmende, für den Innenraum bestimmte Luft. Dabei entsteht Kondenswasser, das auf die Straße tropft. Das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge.
Tipps für die Verwendung der Klimaanlage
1) Klimaanlage regelmäßig verwenden
Die Klimaanlage ist ein aufwändiges System, das mit einem unter Druck stehenden Kältemittel funktioniert. Damit alle Dichtungen im Kältemittelsystem geschmeidig bleiben und der „Verdampfer“ genannte Kühlkörper der Anlage durch das Kondenswasser seine Selbstreinigungsfunktion ausüben kann, verwenden Sie die Klimaanlage mindestens einmal im Monat für einen längeren Zeitraum – unbedingt auch im Winter oder bei Regen. Die entfeuchtete Luft hilft hervorragend gegen beschlagene Scheiben.
2) Klimaanlage unterstützen
Noch schneller als mit dem „Automatikprogramm“ alleine bekommen Sie die Hitze im Sommer mit einer vollen Durchlüftung mit offenen Fenstern in den Griff. Starten Sie die Fahrt mit aktivierter Klimaanlage und allen Fenstern geöffnet. Bis die Klimaanlage kalte Luft zur Verfügung stellen kann, hilft der Luftzug durch die Fenster und eventuell durch ein Schiebedach die gestaute Hitze in allen Fahrzeugteilen innerhalb der ersten paar Minuten abzuführen. Sobald die Klimaanlage dann kalte Luft durch die Lüftungsdüsen bläst, empfiehlt es sich alle Fenster schließen und geschlossen zu halten. So kann die Klimaanlage am effizientesten arbeiten.
3) Auf gute Wartung achten
Der Luftstrom wird schwächer oder die Klimaanlage bringt nicht mehr die Kälteleistung die man gewohnt ist? Begeben Sie sich rechtzeitig zu einem Fachmann! Eine langsam schwächelnde Klimaanlage ist oft mit überschaubaren Mitteln (Wechsel des Pollenfilters siehe Punkt 6 oder Füllung mit Kältemittel) wieder in Ordnung zu bringen. Eine Klimaanlage die lange nicht in Betrieb war oder verwendet wird bis sie gar nicht mehr geht, zieht meist einen Rattenschwanz an Reparaturen im ganzen System mit sich. Rechtzeitige Fehlerdiagnose lohnt sich auf jeden Fall.
4) Wohlfühl- temperatur beachten
Ein auf niedrige Temperaturen heruntergekühlter Fahrzeuginnenraum ist eine Oase der Erfrischung an einem heißen Sommertag – jedoch sollte man es der Gesundheit zuliebe nicht übertrieben. Der Unterschied zur Außentemperatur sollte maximal 5-7 Grad betragen, andernfalls wird es beim Verlassen des Fahrzeuges unangenehm und für den Kreislauf belastend. Auf einer längeren Fahrt ist die für die meisten Menschen angenehm empfundene Einstellung von 22 Grad auch an einem heißen Tag in Ordnung. Bevor Sie das Fahrzeug verlassen ist jedoch eine schrittweise Erhöhung der Innenraumtemperatur der Gesundheit zuliebe ratsam.
5) Automatik- programm verwenden
Sollte Ihre Klimaanlage eine Automatiktaste haben, verwenden Sie sie. Die Klimaanlage gleicht den Ist-Wert der Innenraumtemperatur mit dem Soll-Wert am Bedienteil ab und stellt den gewünschten Zustand im ganzen Auto so schnell wie möglich her. Durch eine hohe erforderliche temperierte Luftmenge schaufelt der Lüfter kurz mit aller Kraft – sobald sie zur Verfügung steht – kalte oder warme Luft ins Cockpit. Es wird kurz laut und zugig, danach aber aufgrund von physikalischen Grundlagen klug geschichtete, oft sogar dem Stand der Sonne angepasste und optimal temperierte Luft im Innenraum umso angenehmer. Möchten Sie auf ein technisches Wunderwerk in Ihrem Auto freiwillig verzichten?
6) Pollenfilter aus- tauschen
Der Austausch des Innenraum- oder Pollenfilters ist in den meisten Serviceplänen der Autohersteller jährlich vorgesehen. Lassen Sie sich den Pollenfilter von Ihrer Werkstätte das Nächste mal zeigen – Sie werden die Kosten in Zukunft gerne in Kauf nehmen. Der Innenraumfilter leistet in seinem Leben Schwerstarbeit. Er filtert natürlich groben Schmutz, der über die Lüftungsgitter in der Nähe der Windschutzscheibe durch das Gebläse angesaugt werden, wie kleine Blätter oder grobkörnigen Staub. Wenn der Filter also verstopft ist, sinkt die Luftmenge und im System fängt sich leichter Schmutz. Die Leistungsfähigkeit sinkt, das System verdreckt.