Auch nach der Überarbeitung und im scharfen Trim polarisiert der Nissan Juke Nismo RS. Über seine inneren Werte gibt’s aber nichts zu diskutieren
Text: Philipp Stalzer
Um gleich die erste Verwirrung aus der Welt zu schaffen: der „Nismo RS“ ist keine neuerliche Steigerungsstufe eines Nischenmodells, er ersetzt den bisher angebotenen „Nismo“. Seine zwei zusätzlichen „schnellen“ Buchstaben hat er sich trotzdem verdient. Seine spannendste Neuerung hat er nämlich (vermutlich) von seinen vielerorts beliebten und bejubelten schnellen Brüdern aus dem Renault Sport-Regal abgeschaut. Für besseren Grip hat er in der Frontantriebs-Version eine mechanische Differentialsperre bekommen, die verhindert dass Rad 1 nicht weiß was Rad 2 gerade macht und so den Antritt beim Herausbeschleunigen aus Kurven und bei schlüpfrigem Untergrund merklich verbessert. Das mit flauschigem Alcantara aufgewertete Lenkrad möchte trotzdem, oder auch gerade deshalb mit zwei aufmerksamen Händen geführt werden. Der Antriebseinfluss der nun 218 PS (statt ehemals 200 im Nismo) ist recht präsent. Wenn die Sperre zubeisst, sich die 280 Nm an der Vorderachse zu schaffen machen und ein Richtungsentscheid nötig ist, sollte man alles „im Griff“ haben.
Allradversion mit gewissem Haken
Wer das Gefühl hat, dass eine Allradversion in einem Mini-SUV passender wäre, bekommt auch das im Juke Nismo RS. Sogar mit „Torque Vectoring System“, das die Antriebskräfte nicht nur zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt, sondern auch den Lenkeffekt von unterschiedlich angetriebenen Rädern links und rechts nutzt (Vergleich: Kettenfahrzeug). Die japanischen Ingenieure sind aber auch im Sportmodell der Meinung, dass ein stufenloses CVT-Getriebe das Mittel der Wahl ist, an das man sich als Doppelkupplungs- und Automatikgetriebeuser nur schwer gewöhnen kann. Zwar wurden 8 Gangsprünge programmiert, das Gummibandfeeling bleibt aber. Muss man mögen, das handgerissene (und obendrein billigere) Handschalter-Paket ist sportlicher, trotz eines langsam abtourenden Motors, der die eine oder andere Extra-Sekunde am Kupplungspedal einfordert, um den Gangwechsel nicht ruppig werden zu lassen. Das agile und willig einlenkende Wesen des 1350 kg schweren Juke hat auf ein paar Testkilometern gut gefallen, der brummig-sonorige Auspuffsound untermalt das lustige Gesamtpaket würdig.
Die fahrdynamisch relevanten Recaro Halbschalensitze, bezogen mit feinem Alcantara und geschmückt mit roten Applikationen, können Komfort und wertvollen Seitenhalt gleichermaßen gut und sehen obendrein noch bombig aus.
Festgehalten von professionellem Gestühl
Viele Optionen gibt es Nissan-typisch für den Juke Nismo RS nicht, genau genommen gibt es derer zwei. Die fahrdynamisch relevanten Recaro Halbschalensitze, bezogen mit feinem Alcantara und geschmückt mit roten Applikationen, können Komfort und wertvollen Seitenhalt gleichermaßen gut und sehen obendrein noch bombig aus. Für rund 1600 Euro ein faires Angebot, wir sehen es als obligatorisches Hakerl auf der Bestellung. Zweites Extra ist ein Technologie-Paket mit Assistenten und Xenonlicht (Navi ist Serie), für die Technikfreaks eine spannende Sache – da der Juke aber eher selten als Vielfahrerauto genutzt wird, schmerzt es nicht hier zu sparen. Der Preis startet ab 30.200 Euro für einen agilen, spaßigen Renner und dank Nismo Bodykit noch strengeren Individualisten, der den Alltagseinsatz absolut nicht scheut. Gefällt uns.