Eine Raubkatze zu zähmen, ist eine heikle Angelegenheit. Schlag nach bei Roy von Siegfried und Roy. Der 3008 Hybrid4 ist mit 300 PS zwar der wildeste Löwe im Stall von Peugeot, geht jedoch brav an der Leine. Oder, besser gesagt: am Kabel.
Text: Jakob Stantejsky
Denn seine Naturgewalt ist nicht nur einem, sondern gleich zwei Elektromotoren geschuldet. Davon sitzt einer im Gehäuse der cremig-smoothen Achtgangautomatik und steuert 112 PS zum Gesamtpaket bei, der zweite nimmt im Heck Platz und sorgt mit seinen 113 PS (einer muss halt immer den Größeren haben) sogar für Allradantrieb – bei französischen Automobilen ja keine Selbstverständlichkeit. Zusammen mit dem auch schon 200 PS starken, 1,6 Liter großen Vierzylinder-Otto ergibt das in der komplizierten Hybrid-Arithmetik zwar leider nicht 425, aber immerhin satte 300 PS als Systemleistung. 520 Nm Drehmoment allerdings sind ein echter Batzen, mit dem der fesche Löwe seine Beute auf Kommando schlagartig anspringt. Das Ergebnis dieser Zahlenschieberei ist ein Sprint von „Sitz!“ auf „Fass!“ in 5,9 Sekunden, mit maximal 240 km/h wird schlussendlich zugebissen. Selbst die wildesten Bayern kommen ohne teures Aufpreispaket nur auf zehn Stundenkilometer mehr. Der 3008 Hybrid4 brüllt zwar nicht so gut wie ein Münchner V8, ist aber alles andere als nur ein Stubentiger.
Am wohlsten fühlt er sich dennoch zumindest in der Nähe seines Geheges, denn die 65 Kilometer elektrische Reichweite aus der 13,2-kW-Batterie sind für einen Plug-in-Hybriden zwar ein super Wert, machen ihn aber dennoch nicht zum geborenen Nomaden. Ja, auch rein elektrisch gibt der 3008 Hybrid4 bis zu 135 km/h her, und ja, der Verbrenner spendiert dem Akku bei Bedarf auch mal einen Saft, doch unterm Strich hält das E-Vergnügen doch nicht ewig. Doch solang das Hybridsystem voll aufspielen kann, schleicht der Löwe großteils lautlos dahin, und beim beherzten Gaspedal-Tritt schießt er energisch nach vorne und lässt die Muskeln spielen. Dass Hybrid nichts mit fad zu tun haben muss, beweist der Peugeot 3008 Hybrid4 jedenfalls unstrittig. Und wenn die Batterie dann doch mal leer ist, sind 200 PS immer noch eine mehr als nur annehmbare Ansage. Die Geräuschkulisse schwillt dann natürlich an, drängt sich dem Ohr des Insassen aber nie auf.
Überhaupt lässt man sich garantiert von keinem Löwen so gern verschlucken wie von diesem. Dass Peugeot die Kunst des Interieurdesigns in den letzten Jahren gemeistert hat wie kaum ein anderer Hersteller, ist ohnehin kein Geheimnis, doch unser Testwagen schießt den Vogel im besten Sinne ab. Das Cockpit besticht mit einer Mixtur aus schwarzem Leder und Softtouch, silbernen Applikationen und grauen Einlegern und Sitzbezügen, die sich tatsächlich wie das Fell einer Kurzhaarkatze anfühlen. Ja, der argwöhnische Automobilinnenraumarchäologe stößt bei seinen Untersuchungen auch auf Plastik, das aber nicht weiter unangenehm auffällt. Es lebt sich im Leib dieser Großkatze kommoder als im Bauch von Moby Dick, nur das Platzangebot ist nicht ganz so ausufernd. Der hochgeschossene Co-Herausgeber dieses Machwerkes jedenfalls musste den 3008 Hybrid4 ob zu intensivem Kontakt mit dem Dachhimmel bald wieder abgeben. Alle diesseits der 1,90 fühlen sich hier jedenfalls pudelwohl und erfreuen sich nicht nur am geschmeidigen Fahrgefühl, sondern auch an der Bedienung der beiden Bildschirme und der wirklich fantastischen Tasten.
Optisch tritt der Peugeot auf, wie man es sich vom König der Tiere erwartet. Ein scharfer, aber cooler Blick, muskulöse Flanken und ein royales Hinterteil, dem man gerne hinterherschaut. Das muss die Mitbewerberschaft im Straßenverkehr auch des Öfteren. Denn auch wenn der Peugeot 3008 Hybrid4 an seiner Elektro-Leine stets brav bei Fuß geht – wird er losgelassen, stürzt er ohne das kleinste Zögern los. Und dann kommen die meisten ihm und seinem breit grinsenden Herrchen beim besten Willen nicht mehr nach.
Peugeot 3008 Hybrid4
Hubraum: 1.598 ccm
Leistung: 300 PS
Verbrauch: 1,5 Liter
Drehmoment: 520 Nm/3.000 U/min
Beschleunigung: 0–100: 5,9 s
Spitze: 240 km/h
Gewicht: 1.915 kg
Preis: ab 49.950 Euro