Es hat etwas von einem goldenen Sonnenuntergang am Strand, in der Wüste oder in den Bergen: Zwar geht der Tag unweigerlich zu Ende, doch verabschiedet er sich mit einem spektakulären Schauspiel. So ähnlich fühlen sich in diesen Zeiten auch die Petrolheads. Denn auf der einen Seite gibt es keinen Zweifel mehr am absehbaren Ende des Verbrenners und damit auch am Abschied vom leidenschaftlichen Sportwagen für alle Sinne. Und auf der anderen Seite verwöhnen Ingenieure und Entwickler ihre treuesten Fans frei nach dem Motto „das Beste zum Schuss“ zum Finale noch einmal mit einem Feuerwerk an PS-Premieren, die lustvoller kaum sein können. In diese Phalanx reiht sich nun auch die BMW M GmbH an. Während die flotte Truppe aus Garching mit dem XM als ersten Plug-in-Hybriden aus dem Fitnesscenter den Weg in die neue Zeit probt und sich zaghaft auch an den i-Modellen versucht, zelebrieren sie deshalb jetzt mit einem neuen M2 ab April zu Preisen ab 88.000 Euro noch einmal die ungetrübte Freude am Fahren.
Genau wie das zivile 2er Coupé auf 3er und 4er basiert, ist auch der M2 ein enger Verwandter von M3 und M4 und fußt deshalb auf einer klassischen Heckantriebs-Plattform statt auf dem gemeinsamen Baukasten von Einser, Zweier und den Maxi-Minis. Allerdings ist er nicht nur rund 16.000 Euro billiger als ein M3, sondern auch 21 Zentimeter kürzer und vor allem zwei Zentner leichter, hat elf Zentimeter weniger Radstand und wird entsprechend agiler – selbst wenn er auf dem Papier natürlich nicht ganz mithalten kann: Wo der drei Liter große Reihensechser im M3 auf 480 PS und 550 Nm kommt, stehen hier erst einmal 460 PS und 550 Nm im Datenblatt und Schluss ist statt bei 290 bereits bei bestenfalls 285 km/h. Aber schon beim Sprintwert von 4,1 Sekunden nimmt der Zweier dem Dreier eine Zehntel ab. Und wer den alten M2 kennt und die Entwickler von den Prototypen des neuen schwärmen hört, der hegt keinen Zweifel mehr daran, dass das billigste echte M-Modell auch das authentischste werden wird. Nicht umsonst beschränkt sich die M GmbH einmal mehr auf den traditionellen Heckantrieb und leistet sich sogar den Luxus eines zumindest optionalen Schaltgetriebes.
Dazu gibt es ein Design, das mit dem konventionellen Zweier nur noch die Grundzüge gemein hat: Riesige Luftauslässe, weit ausgestellte Kotflügel wie bei den seligen Gruppe C-Rennwagen und ein Heck mit Stoßfängern so dezent und filigran wie Eisenbahnschwellen: Dieses Auto ist pure Provokation – und trotzdem stimmiger als manch andere Neuheit aus München, weil es den Erwartungen an so einen Ballermann entspricht und weil es ausnahmsweise sogar mit einer ansehnlichen Niere daherkommt.
Lustvoll und leistungsstark, kurz und knackig und wunderbar provozierend – so wird der neue M2 am Ende einer Ära tatsächlich zur automobilen Entsprechung für den goldenen Sonnenuntergang nach einem glorreichen Tag. Dumm nur, dass am nächsten Morgen die Parallelen enden. Denn während die Sonne dann schon wieder am Himmel steht, bricht auch auf der Überholspur die Zeit der Stromer an.