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BMW XM: Radikale Provokation

Das eine tun, ohne das andere zu lassen – kein anderer Hersteller steht derzeit einen breiteren Spagat als BMW. Während sich alle Welt auf Elektroauto kapriziert, predigen die Bayern das Mantra der Technologieoffenheit. Und während sich die Konkurrenz für Leistung förmlich zu schämen scheint und das Hohelied der Political Correctness feiert, lassen sie in München unverhohlen die Muskeln spielen. Oder genauer gesagt in Garching. Denn als radikalen Gegenentwurf zur zunehmend grünen Flotte aus der Zentrale leistet sich die M GmbH jetzt einen Premium-Provokateur.

Wenn im Frühjahr der XM an den Start geht, ist das deshalb nicht nur das erste eigenständige M-Modell seit dem seligen M1. Sondern als SUV auf Steroiden wird der 5,11 Meter lange Koloss zudem zum König der X-Modelle und bald sogar zum bis dato stärksten Serienmodell in der Geschichte der M GmbH. Aber vor allem wird er zum protzigsten und vor allem provozierendsten Modell seit langem. Selbst der X6 wirkt dagegen brav und bieder und designierte Konkurrenten wie den Lamborghini Urus oder den Bentley Bentayga stempelt der XM zu lahmen Langweilern. 

Und das gilt nicht allein für die Form, auch wenn sich die Designer bei der beleuchteten XXL-Niere im kantigen Gesicht mit den vierfachen Schlitzaugen oder dem eigenwillig beschnittenen Heck mit der fast umlaufenden Scheibe, samt den als Erinnerung an den M1 ins Glas geätzten Markenlogos und den vier dreieckigen Auspuff-Rohren, redlich Mühe gegeben haben. 

Sondern auch der Antrieb ist die pure Provokation. Zumindest für das eine Lager. Für das andere ist es dagegen die schiere Verheißung. Schließlich wurde die exklusive Verantwortung für den XM der M GmbH übertragen, die zum 50. Geburtstag das erste eigenständige Modell seit dem M1 bauen darf und entsprechend in die Vollen gegangen ist: Schon das Grundmodell kommt auf 653 PS und 800 Nm, beschleunigt in 4,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und fährt bis zu 270 km/h schnell, Und wenn im Herbst der XM „Label Red“ kommt, steigt die Leistung auf bislang unerreichte 748 PS und das Drehmoment klettert auf 1000 Nm. Da dürfte der Lamborghini Urus wütend seine Bullenhörner in den Boden rammen, weil es vorbei ist mit der Pole Position und Zeit wird für den Streichelzoo.

Aber so sehr BMW mit dem XM auch provoziert, bleiben die M-Mannen von der Political Correctness nicht ganz unbeeinflusst. Denn damit die Klimaschützer nicht ganz quer unter der Decke hängen, gaukeln die Bayern der Welt ein wenig Nachhaltigkeit vor und gönnen dem XM den ersten Plug-In-Hybrid der M GmbH. Einer knapp 26 kWh großen Batterie und einem 197 PS starken E-Motor sei dank, surrt das SUV der Kritik damit zumindest die ersten 88 Kilometer flüsterleise davon. 

Auch wenn die Federführung bei der M GmbH lag und er wie alle Autos aus Garching auf der Nordschleife zu Hause ist, ist der XM allerdings kein spartanischer Sportler, sondern ein Luxusliner par excellence – und trägt seinen Pelz selbst im Interieur weit nach außen gekehrt. Denn extrovertierter als in diesem Auto hat man das BMW-Design noch nicht erlebt. Sitze, Seitenwände, ja selbst das Dach sind schwülstig skulpturiert und werden auf Wunsch kunterbunt illuminiert, und statt der üblichen Rückbank gibt’s ein eigenwillig gepolstertes Designer-Sofa.

Zwar mag der XM schlecht für das Renommee sein und den Klimaschützern sauer aufstoßen. Doch die CO2-Strafen spielt die Wuchtbrumme XM locker wieder ein – zumal sie als Plug-In-Hybrid ja rechnerisch auch noch ein Sparer ist und auf einen Normverbrauch von bestenfalls 1,5 Litern kommt. Und für die Rendite kann es kaum etwas Besseres geben. Denn SUV sind nach wie vor im Höhenflug und Leistung läuft – in Kalifornien genau wie in China, Russland oder den Emiraten. Deshalb leistet sich BMW für das Super-SUV noch einen weiteren Superlativ: Mit einem Grundpreis von 170.000 Euro (D) zählt der XM auch zu den teuersten Modellen im Portfolio.

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