Im Großstadtdschungel wird es immer voller. Denn es vergeht kaum ein Quartal, in dem nicht eine neue Marke antritt, die mit einem neuen Modell die urbane Lifestyle-Gesellschaft aufmischen will. Immer elektrisch und meist aus China, müssen sich Mini, Smart & Co so eines Konkurrenten nach dem anderen erwehren. Und diesmal wird es besonders pikant. Denn wenn Great Wall Motors im Januar die Marke Ora lanciert und den Funky Cat ins Rennen schickt, nutzt der die gleiche Technik wie der nächste elektrische Mini – nur, dass der mindestens ein Jahr später kommt.
Dabei setzen die Chinesen auf eine klassische Skateboard-Architektur, die es zunächst in zwei Konfigurationen geben wird: Mit 48 oder 63 kWh für gute 300 und etwas mehr als 400 Kilometer Reichweite. Das mag für den Stadtverkehr mehr als genügen, nur die Ladegeschwindigkeit ist mit maximal 67 kW nicht mehr wirklich konkurrenzfähig. Aber ums Tempo geht es den Chinesen auch beim Fahren nicht: Der Motor an der Vorderachse hat 171 PS und 250 Nm, gönnt sich gute acht Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 und macht bei 160 Sachen bereits wieder Schluss.
Statt auf scharfe Krallen setzt dieses Kätzchen deshalb eher auf einen eleganten Auftritt und gibt Salonlöwen unter den Kleinwagen: Außen ist der 4,24 Meter lange Fünftürer deshalb mit einem charmanten Retro-Strich gezeichnet, leistet sich große Kulleraugen und einen süßen Schmollmund. Und drinnen gibt es neben einem fast schon bescheidenen Digital-Display im Stil der Mercedes A-Klasse mehr Lack und Leder, als man es sonst in dieser Klasse kennt.
Und vor allem wird bei der Ausstattung nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das gilt für Selbstverständlichkeiten wie die Assistenzsysteme oder die Klimaautomatik und für neue Features wie die Gesichtserkennung zur stimmungsgerechten Unterhaltung oder die all umfassende Sprachsteuerung. Denn im Funky Cat funktionieren nicht nur Navigation, Radio und Klima auf Zuruf, selbst der Kofferraum lässt sich auf Kommando öffnen und schließen. Und anders als bei Siri, Mercedes & Co darf hier jeder dem Avatar seinen eigenen Namen geben.
Ja, der Funky Cat sieht charmant aus, ist innen nobel ausgeschlagen, seine Ausstattung ist üppig und der Sprachassistent eine Wucht. Doch hat die Sache einen Haken: „Als Billigauto werden wir den Funky Cat damit nicht positionieren“, sagt ein Firmensprecher. Wenn der Funky Cat im Januar zu mittelfristig rund 200 Händlern in Deutschland kommt, werden die Kunden deshalb vergleichsweise tief in die Tasche greifen müssen – unter 35.000 Euro (D) ist das elektrische Kätzchen nicht zu haben.