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Autos, deren Existenzberechtigung nicht nur darin besteht, Mensch, Kinder, Tier, Einkauf und Sportgerät von A nach B zu kutschieren, gibt es heutzutage nicht mehr viele. Aber gottlob, ein paar dieser Sorte sind noch übrig. Einer davon: Der BMW M3 Competition Touring als der ultimative Performance-Kombi, bei Bedarf mit 530 Pferden auch für die Rennstrecke ausgestattet, bringt er allerdings auch all die eingangs erwähnte Alltagstauglichkeit mit.
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Die Welt hat sich verändert. Autos dürfen heute ziemlich vieles nicht mehr: Sie sollen nicht zu groß sein, nicht viel – am besten gar nichts – verbrauchen, nicht zu laut sein, nicht zu teuer sein, nicht zu viel Spaß machen – kurzum, sie sollen sich am besten unauffällig und brav durch den Alltag schleichen, ohne groß aufzumüpfen. Die geneigte Herstellerschaft versucht hier mal mehr, mal weniger erfolgreich gegenzusteuern und die automobile Spaßbefreitheit mit tollem Design, noch viel tolleren Infotainmentsystemen und Wellness-Interieurs auszugleichen. Doch Emissionsvorgaben, Tempolimits und Fahrverbote stellen den Spaßfaktor Automobil immer mehr unter Kuratel. Die Zeiten, in denen das Starten eines mehr als vierzylindrigen Motors dem Autoenthusiasten eine Gänsehaut bescherte, gehen wohl oder übel langsam zu Ende.
Doch in dieser außen sehr bunten und innen oft grauen, ach so vernünftigen Welt gibt es Lichtblicke. Einer davon ist der BMW M3 Competition Touring. Ein Auto, das sich partout weigert, den Spaß an der Fahrerei aufzugeben. Ein Auto, das nicht nach Ausreden sucht, sondern nach Kurven. Ein Fahrzeug, das sich die Frage stellt: Kann man ein Biest zähmen, ohne ihm die Seele zu rauben?
Mit Platz und extra viel Scharf, bitte!
Der M3 Competition Touring aus dem Hause BMW ist ein waschechter Kombi mit 530 PS, der auf Wunsch brüllt, kracht und faucht wie eine Mischung aus Opernsänger und Fichtenmoped (vulgo: Kettensäge) – stets bereit, sich in den Asphalt zu krallen und die Fahrphysik herauszufordern. Ein Alltagsheld mit Wut im Bauch, ein Familienwagen mit der Seele eines DTM-Rennwagens. Doch bevor wir in poetische Schwärmereien verfallen, lassen wir den Motor an.
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Drückt man den Startknopf, erwacht der Reihensechszylinder mit einem Knurren, das irgendwo zwischen Opernarie und Kriegsbemalung rangiert. Der M3 Touring zeigt damit auf den ersten Blick: Er will nicht nur bewegt, er will artgerecht gehalten werden.
530 PS und 650 Nm Drehmoment prasseln über das 8-Gang-M-Steptronic-Getriebe auf alle vier Räder, denn der Touring kommt serienmäßig mit M xDrive. Der Sprint auf 100 km/h? In 3,6 Sekunden – falls es die Familie mal eiliger hat. Und sollte man den Familieneinkauf blöderweise im Kofferraum nur auf einer Seite geparkt haben, kann man dank Drift-Mode die geballte Kraft des Reihensechsers auch nur auf die Hinterachse loslassen – um den Wocheneinkauf derquer entsprechend flächig im Heck zu verteilen. Benoten kann man sich dann selbst, dank aufgezeichnetem Driftwinkel im Infotainmentsystem. Herrlich.
Schon bei niedrigen Drehzahlen merkt man, dass hier kein gewöhnlicher Kombi am Werk ist. Jeder Gasstoß ist eine kleine Explosion, ein mechanisches Crescendo, das bei 7.200 Touren in ein ekstatisches Schlachtgebrüll mündet. Die Lenkung? Präziser als das Skalpell eines Chirurgen und schärfer als Omas nahezu schon verschliffenes Apfelschäl- und bis aufs Schulheft schneidendes kleines Küchenmesser. Jeder Lenkimpuls wird mit Klarheit umgesetzt, als hätte der Wagen einen direkten Draht zur Straßenoberfläche.
Innenraum: Business-Class für Rennfahrer
Natürlich könnte man über den Innenraum sachlich berichten: Hochwertige Materialien, feinste Verarbeitung, BMW iDrive in seiner neuesten Version – alles da. Aber das wäre langweilig.
Denn wer in die M-Sitze steigt, hat das Gefühl, sich in die Startbox eines Formel-1-Boliden zu zwängen. Sie sind fest, umarmen einen wie ein bayerischer Onkel nach drei Bier und vermitteln das Gefühl, dass hier keine Kompromisse gemacht wurden. Und auf Knopfdruck können sie natürlich auch komfortabel für die Reise nach Rom sein.
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Das digitale Cockpit gibt sich betont sportlich, mit roten M-Tasten am Lenkrad, die wie verlockende Süßigkeiten in Griffweite liegen. Einmal gedrückt, explodiert die Konfiguration: Lenkung schärfer, Dämpfer härter, Gaspedal empfindlicher. Willkommen im Club der Unvernunft.
Alltag oder Apokalypse?
Der BMW M3 Competition Touring als der ultimative Performance-Kombi ist kein Auto für halbherzige Gemüter. Er ist entweder launischer Haustiger oder entfesseltes Raubtier. Im Comfort-Modus schnurrt er nahezu gelangweilt durch die Stadt, sammelt brav den Nachwuchs von der Schule ein und nimmt den Wocheneinkauf mit. Doch wechselt man in den Sport-Plus-Modus, dann wird aus dem freundlichen Alleskönner eine rollende Naturgewalt.
Die Kombination aus Allradantrieb und aktiven Differenzialen sorgt für eine Traktion, die fast schon an Schummelei grenzt. Die Kurvenlage ist jenseits von Gut und Böse. Die 1,8 Tonnen Lebendgewicht verschwinden förmlich unter der brachialen Ingenieurskunst.
Nun ist der M3 Touring nicht nur ein Spaßmobil, sondern tatsächlich ein Kombi mit praktischen Ambitionen. Der Kofferraum fasst 500 Liter, mit umgeklappten Rücksitzen sogar 1.510 Liter. Genug Platz für eine Rennfahrer-Ausrüstung, einen großen Hund oder die Fehler des Lebens. Der Touring ist nicht nur die Antwort auf die Frage „Warum nicht ein M3?“ – er ist auch ein klares Statement gegen SUVs, die sich in Kurven benehmen wie betrunkene Flamingos.
Die elektrische Heckklappe öffnet und schließt sich mit einem sanften Surren, als wolle sie sagen: „Ja, ich kann wild sein, aber ich kann auch praktisch.“ Ein Kombi für all jene, die unter Vernunft lediglich eine gut durchdachte Ausrede für 530 PS verstehen.
Der heilige Gral der Kompromisslosigkeit
Der BMW M3 Competition Touring ist ein Auto, das es so heutzutage eigentlich nicht mehr geben dürfte. Ein Perfektionist in allen Disziplinen, ein Widerspruch auf vier Rädern. Einerseits brachiale Fahrdynamik mit einer Aggressivität, die selbst Chuck Norris Ehrfurcht einflößen würde. Andererseits Alltagstauglichkeit mit großem Kofferraum und echtem Sitzkomfort.
Er ist der perfekte Kompromiss für Menschen, die keine Kompromisse eingehen wollen. Ein Auto, das den Spagat zwischen Wahnsinn und Vernunft beherrscht – und dabei so unverschämt viel Spaß macht, dass man sich wünscht, dass diese Ära der automobilen Unvernunft niemals zu Ende gehen möge.
Kaufen oder nicht?
Nun, die Antwort ist einfach: Wenn du darüber nachdenken musst, ist dieses Auto wahrscheinlich nicht für dich bestimmt. Für alle anderen gilt: Einsteigen, anschnallen, genießen – und am besten nie wieder aussteigen.