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Honda Hornet 1000 SP – Konzentrierte Leidenschaft

Die neue Hornet 1000 SP kommt daher wie ein alter Schulkamerad, den du vor Jahrzehnten aus den Augen verloren hast. Damals ein bissl ein Underdog und plötzlich steht er beim Klassentreffen vor dir: breiter, kräftiger, richtig gut in Form, aber irgendwie immer noch vertraut. Außerdem halten sich die 157 Pferde unterm Tank nun nicht mehr mit Design-Spielereien auf.

25YM Honda CB1000 Hornet

Kochen Sie eigentlich? Wenn ja, dann ist Ihnen der Begriff der „Reduktion“ wohl geläufig. Doch auch für die nicht so koch-, dafür aber genussaffinen Menschen sei dieser Begriff hier nochmals kurz erläutert: Reduzieren, das ist die Kunst, Flüssigkeiten wie Fonds, Saucen oder Cremes durch langes, sanftes Köcheln einzudampfen. Dabei verdampft Wasser, während Geschmack, Farbe und Textur konzentrierter und intensiver werden. Es verschwindet also alles mehr oder weniger Unnötige, und was übrigbleibt ist ein aromatisches Konzentrat voller Tiefe und Charakter – quasi der kulinarische Extrakt der Seele eines Gerichts. So behandelt hat nun quasi Honda die 2025er Honda Hornet 1000 SP: auch groß aufgekocht und gleichzeitig ordentlich reduziert. Ohne große Schnörkel, kein unnötiges Gedöns, kein Glitzer, keine aufdringlichen Spoiler oder Carbon-Firlefanz – einfach nur eine mattschwarze, muskulöse Reduktion. Und sie summt nicht – sie schreit. Aber nur, wenn man’s will. Und ja, man will.

Kontrolliert entfesselt

Die Neo-Hornisse ist keine von der alten Sorte. Kein aufpoliertes Comeback von irgendwas, das wir schon kennen. Nein, das ist Hondas große, kompromisslose Ansage: Ein Naked Bike mit Fireblade-Genen, aber Street Credibility. Kurz: eine, die nicht nur sticht – sie rammt dir den Stachel bis ins Mark, wenn du nicht aufpasst. Die Japaner verzichten bei Honda Hornet 1000 SP Version auf allzu auffällige Bling-Bling-Einlagen. Kein Winglet-Gewedel, keine Auspuff-Oper. Stattdessen: goldene Öhlins-Federelemente, goldene Felgen und ein Look wie ein doppelter Espresso in Lederjacke. Puristisch? Vielleicht.

Aber genau darin liegt der Reiz. Denn die Hornet will nicht vordergründig nur gefallen, sie will gefahren werden. Im Zentrum der Hornissen-Schau steht ein Vierzylinder, wie man ihn sich wünscht: ursprünglich von der Fireblade SC77, aber für den Alltag gezähmt, oder eher: kontrolliert entfesselt. 157 PS bei 11.000 Touren, mit einem Klangbild, das von zart bis hart anbietet. Gepaart mit einem traumhaften Quickshifter und einem Getriebe, so direkt, als würde man’s per Gedankensteuerung bedienen.

Alltagstauglich mit Adrenalin-Kick

Zwischen 4.000 und 7.000 U/min liegt der Sweetspot für Landstraßen-Lust, darüber wird’s animalisch. Wer’s wissen will, dreht sie aus, erlebt ein Fauchen, das einem Gänsehaut aufzieht und einen Adrenalinschub, den man nur mit einem Topfenstrudel in der Kalten Kuchl wieder in den Griff kriegt. Das Vorderrad hebt sich manchmal von selbst, einfach so, komplett unaufgeregt. Wie ein guter Freund, der beim Wirten die Zeche zahlt, ohne gefragt zu werden. Natürlich – wir leben nicht alle in den französischen Seealpen oder zumindest in den Voralpen, wo die Hornet wohl am meisten Spaß bringt. Aber sie macht auch im Großstadtdschungel eine bestechende Figur. Die Sitzposition ist aufrecht, kampfbereit, aber nicht unbequem. Der Lenker schön breit, die Ergonomie passt – solange man keine zwei Meter groß oder gar breit ist. Der Tank könnte schmäler sein, aber auch ein bisschen Oldschool hat Charme.

Im Stop-and-Go ist die Kupplung ab und an ruppig, aber der Sound, der beim Ampelstart aus dem Endtopf dröhnt, macht das wett. Die Hornet ist wahrlich kein Leisetreter, sobald sie sich mal bewegt. Die SP-Version bringt einiges mit, was man sonst in höheren Preisklassen sucht: voll einstellbares Fahrwerk, Showa vorne, Öhlins TTX36 hinten. Die Balance ist traumhaft. Die Frontlastigkeit sorgt für präzises Handling, das man sonst nur von Sportlern kennt. Die Bridgestone S22 bieten Grip satt – auch wenn’s in den Kurven mal flotter wird.

Theorie und Praxis

Was theoretisch fehlt, ist eine IMU, Kurven-ABS oder Slide-Control. Aber ganz ehrlich: Wer fährt mit einer nackerten Hornisse, um sich elektronisch einlullen zu lassen? Hier geht’s ums Fühlen. Ums Erfahren. Ums Echte eben. Und das liefert die Hornet mit einer Direktheit, die fast schon ein bissl unhöflich ehrlich ist. Auf der Landstraße ist die Hornet ein Gedicht. Die Präzision, die Rückmeldung, die pure Freude am Kurvenwetzen – sie ist da. Nur wer’s ganz wild will und auf Zeitenjagd geht, wird merken, dass das Chassis irgendwann Grenzen setzt, aber da sind wir schon sehr weit in der Theorie, die Otto-Normalkradler wohl relativ selten bemühen wird.

25YM Honda CB1000 Hornet

Ein weiterer Trumpf: der Verbrauch. Im Schnitt genehmigt sich die neue Honda Hornet SP rund 5,1 Liter auf 100 Kilometer. Bei normalem Fahrstil – was bei diesem Bike allerdings Definitionssache ist. Der 17-Liter-Tank erlaubt echte Touren, ohne dass man ständig nach Zapfsäulen Ausschau halten muss.Natürlich ist nicht alles perfekt. Das ABS könnte bei Gewaltbremsungen etwas entschlossener zupacken. Und Gepäckhaken sucht man vergeblich und der angeschweißte Heckrahmen hätte auch nicht sein müssen. Aber das sind unterm Strich verkraftbare Kleinigkeiten. Im Gesamtpaket ist die Honda Hornet 1000 SP ein echter Kracher, was genau genommen auch für den Preis gilt: 13.990 Euro für die SP sind ein echtes Kampfangebot in einer Klasse, in der sich andere Hersteller für weniger Leistung deutlich mehr zahlen lassen.

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