Jaguar XE – Business Cat
Jaguar XE. Nein, hier geht’s nicht um einen bekannten Internet-Comic. Jaguar nimmt nach dem zu unrecht unterm Wert geschlagenen Jaguar X-Type (2001 bis 2009) einen erneuten Anlauf, in der Premium-Mittelklasse Fuß zu fassen. Die Marschrichtung dabei: Dynamik!
Text: Philipp Stalzer
Am Programm der Vorstellungsveranstaltung deutlich ausgelobt: Test auf der Rennstrecke. Erster Gedanke: die trauen sich was. Kommt eher selten vor, dass eine Mittelklasse-Limousine auf der Rennstrecke die Contenance behält. Das Fahrwerk gerät bei Autos aus dem Segment in flotten Kurven oft an Grenzen, die Bremsen machen das einfach falsche Terrain für eine Limo nicht lang mit. Anders beim Jaguar XE, der eine beeindruckende Rundumperformance abzuliefern vermag. Komfort: kann er. Spaß: kann er auch. Optik: mon dieu, rattenscharf! Nur der Innenraum, naja, man kann sich arrangieren – aber die Konkurrenten in der Klasse, auch die teils schon etwas angejahrten, können das leider besser.
Eine richtige Freude, mit dem vermeintlich unpassenden Vehikel auf der Rennstrecke Grenzen auszuloten – der Feschak dreht unbeeindruckt und wild fauchend seine Runden, ohne sich Ermüdungserscheinungen anmerken zu lassen. Alle Achtung, ihr Inselmenschen! So geht Fahrwerk!
Raubtier auf der Rennstrecke
Zurück auf die Rennstrecke um die flott gefahrenen Meter im Topmodell revue passieren zu lassen. Vor dem Slot auf der Strecke bekommen wir stolz ein Schnittmodell des Jaguar XE präsentiert, an dem man die aufwändigen Achskonstruktionen des Hinterradantriebchassis gut sehen kann. Das Technikerherz jubiliert, vorn wurde mit einer Doppel-Querlenkerachse (direkt aus dem Sportwagen F-Type entlehnt) und hinten mit einer in der in der Fahrzeugklasse unüblichen (weil sehr aufwändigen) Intergrallenkerachse dafür gesorgt, dass die Räder zu jedem Betriebszeitpunkt an Ort und Stelle bleiben. Das gewünschte Resultat: sattes, präzises und zackiges Fahrverhalten, trotz der erstmals zum Einsatz kommenden elektrischen Servolenkung, das der XE auch in der 340 PS starken Top-Variante mit 3-Liter Kompressor-V6 nachhaltig beweisen kann. Eine richtige Freude, mit dem vermeintlich unpassenden Vehikel auf der Rennstrecke Grenzen auszuloten – der Feschak dreht unbeeindruckt und wild fauchend seine Runden, ohne sich Ermüdungserscheinungen anmerken zu lassen. Alle Achtung, ihr Inselmenschen! So geht Fahrwerk!
Stubenkater im Alltag
Die echte Kunst ist es dann, ein Auto das gut schnell fährt, auch komfortabel langsam fahren zu lassen. Und siehe da, auch der Spagat ist auf einem neuen Benchmark-Level in der Mittelklasse geglückt. Die Lenkung gibt das richtige Maß an Feedback und lenkt gerne zackig ein. Aber auch geradeaus auf der Autobahn ist die „kleine Katz’“ in ihrem Element. Unebenheiten, egal ob kurz und stoßig oder langgezogene Wellen, verpuffen in den Federbeinen – eine so fein geglückte Abstimmung auf ein „Driver’s Car“ für jeden Tag und jeden Anlass verdient ausnehmendes Lob. Der so richtig saftig lossprintende und wohlig tönende Top-V6 passt in ein so fahraktives Auto natürlich am besten – die Absatzzahlen in der Steueroase Österreich (leider auf staatlicher Seite oasig) werden sich aber in Grenzen halten. Die Wahl wird am häufigsten auf die Dieselmotoren fallen. Alle miteinander 4-Zylinder Aggregate, die mit viel Know-How so viel Sparsamkeit wie möglich getrimmt wurden. Dabei beteiligt: der großzügige Einsatz von Alu bei der Karosserie und das geringe Fahrzeuggewicht ab 1474 kg.
Wahl der Motorisierung und des Getriebes
Unbedingt empfehlenswert ist das 8-Gang Automatikgetriebe. Die Handschaltung wirkt schon optisch mit einem billigen Kunststoff-Schaltsack, als auch von der Haptik wie notwendiges Übel für Jaguar-Techniker. Der tolle CO2-Wert für den 163 PS Diesel von 99 Gramm (entspricht 3,8l/100km) wird nur handgerührt erreicht. Die zackige Automatik hingegen, natürlich auch mit Paddles schaltbar, präsentiert sich auch für Dynamik-Fetischisten als die attraktivere Wahl. Zum Glück ist der Wandlerautomat für alle Motorisierungen erhältlich, die rund 3000 Euro Aufpreis sollte man bei der Investition von mindestens 37.000 Euro für das Grundmodell nicht scheuen. So wird der Spagat aus geschmeidigem Gleiten und der Möglichkeit zum heißen Kurvenritt möglich, auch mit den auf ganzer Linie braven 2-Liter Dieselaggregaten mit 163 oder 180 PS. Die Laufruhe geht in Ordnung, die Leistungsentfaltung verläuft solide und unauffällig. Man kann mit der typisch heimischen Kombination aus Diesel und Automatik ein durchwegs zufriedenstellendes Auto fahren, ohne den Rahmen beim Kaufpreis und der Erhaltung zu sprengen.
Business more than usual
Erklärtes Eroberungsgebiet des Jaguar XE: der Firmenparkplatz. Im klassischen Business-Segment angesiedelt, auf herausragend niedrigen CO2-Ausstoß getrimmt (und somit auch günstig im Verbrauch) zieht Jaguar mit einer 3-Jahres Garantie ohne Limit inklusive den Servicearbeiten bis 60.000km alle Register, um die Aufmerksamkeit möglichst aller Fuhrparkleiter und Firmenwagenlenker auf sich zu ziehen. Letzteres Funktioniert vor allem durch die bildhübsche Optik, weniger aber mit dem Innenraum. Zwar ist der Kunstlederbezug mit Nähten über das Armaturenbrett gut gemeint und sicher aufwändig in der Produktion – bei der Materialauswahl hapert es aber und das Premium-Gefühl bleibt aus. Auch die Sitzmaterialien mit teilweisen Kunstlederapplikationen wirken lieblos und hart durchgerechnet ausgewählt, aber immerhin die Sitzposition fühlt sich zum Auto passend sportlich-kompakt an und das erstmals im Jaguar erhältliche InControl Infotainmentsystem mit App-Funktion ist ein deutlicher und lang ersehnter Fortschritt. Es lässt sich zackig bedienen, ist logisch aufgebaut und mit einem Aufpreis von rund 1000 Euro auch in den meisten Fällen noch recht schmerzlos ins Firmenwagenbudget quetschbar.
Ausstattungen und Preise
Neben dem Topmodell „XE S“, der seine eigene Ausstattungslinie mitbringt, gibt es 2 Dieselmotoren (163 oder 180 PS), 2 Benziner (200 oder 240 PS) und für Jaguar typisch neben der Basis („Pure“) die drei Ausstattungslinien Prestige, Portfolio und R-Sport. Der elementare Prestige (im Gegensatz zur Basis schon u.a. mit Lederausstattung) beginnt bei 39.950 Euro, der dynamisch getrimmte R-Sport mit u.a. schwarzen Scheibeneinfassungen, 18-Zoll Alus, schwarzem Dachhimmel und komplettem R-Sport Exterieur (Frontstoßstange, Seitenschweller, Lufteinlässe) bei 4.300 Euro und der mit weichem Windsor-Leder mit Fischgrätenmuster und weitreichenden Chrom-Applikationen besonders luxuriöse Portfolio bei 41.950 Euro. Damit ist der XE sowohl optisch als auch preislich eine spannende Alternative in dem Segment, das die Automobillandschaft in ihrer Vielfalt ab Juni 2015 bereichern wird – da rollen die ersten Exemplare zu den Händlern.
Im klassischen Business-Segment angesiedelt, auf herausragend niedrigen CO2-Ausstoß getrimmt (und somit auch günstig im Verbrauch) zieht Jaguar mit einer 3-Jahres Garantie inkusive den Servicearbeiten bis 60.000km alle Register, um die Aufmerksamkeit möglichst aller Fuhrparkleiter und Firmenwagenlenker auf sich zu ziehen.