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BMW iX5 Hydrogen Days: Zukunftsmusik

Seit letztem Jahr ist eine Pilotflotte von nicht ganz 100 BMW iX5 Hydrogen kreuz und quer durch die Welt unterwegs. Anlässlich ihrer Station in Wien lädt BMW zu den Hydrogen Days, wo es eine Menge rund um Wasserstoff zu lernen gilt.

Wasserstoffautos, die Retter der Welt! Glaubt manch einer, bis ihm bewusst wird, dass Wasserstoff gar nicht so easy zu produzieren ist, schließlich kann man ein H2O-Molekül nicht einfach mit dem Messer durchschneiden. Für die Trennung braucht man Energie, und davon nicht gerade nichts. Und damit Wasserstoff als Treibstoff Sinn macht, muss diese Energie natürlich grün produziert worden sein. Und an erneuerbaren Energien haben wir aktuell nicht gerade Massen herumliegen. Folglich: Ein Schritt nach dem anderen.

Mit der Pilotflotte an zu Wasserstoff-Autos umgebauten X5 beweist BMW aber jedenfalls, dass das Antriebskonzept rein technisch schon jetzt viel verspricht. Das Fahrgefühl gleicht dem eines Elektroautos wie ein Ei dem anderen. Kein Wunder, schließlich steckt ein E-Motor unter dem Blech, der von einer Brennstoffzelle mit Power gespeist wird. Und die wiederum wird mit Wasserstoff aus den beiden, insgesamt sechs Kilo fassenden Tanks gefüttert. Laut WLTP ergibt das eine Reichweite von 504 Kilometern. Auf unserer kurzen Ausfahrt zeigen die Instrumente aber einen Durchschnittsverbrauch von rund zwei Kilogramm auf hundert Kilometern an. Nach Adam Riese wären das also 300 Kilometer. Da kommen inzwischen auch eine Menge Elektroautos hin. Der entscheidende Unterschied ist aber: Das Wasserstoff-Auto ist in nicht einmal fünf Minuten vollgetankt. Das probieren wir im Zuge der Fahrt auch selbst aus. Tankdeckel auf, kappe vom Ventil abziehen, Tankstutzen draufstecken und sichern. Dann noch auf den grünen Knopf drücken und es geht los. Genauso simpel wie Benzin zapfen.

Das Problem im echten Leben: In Österreich gibt es momentan gerade einmal fünf öffentliche Wasserstoff-Tankstellen. Wien, Wiener Neudorf, Asten bei Linz, Graz und Innsbruck. Das ist schon verdammt unpraktibal im Alltag. Die gute Nachricht: Das wird bis Ende des Jahrzehnts deutlich besser, denn die EU schreibt vor, dass bis 2030 auf Hauptverkehrswegen wie Autobahnen alle 200 Kilometer und in allen Städteknotenpunkten Wasserstoff getankt werden können muss. Da sieht die Geschichte dann schon anders aus. Dass es bis dahin noch sieben Jahre dauert, stört in Wahrheit gar nicht. Denn aktuell gibt es außer dem Hyundai Nexo und dem Toyota Mirai eh keine Autos, die Wasserstoff brauchen. Die sind beide verdammt teuer für ihre Größe und eignen sich somit eh nur für echte Liebhaber. Das Gleiche gilt für den Wasserstoff-Preis von über zwanzig Euro pro Kilo in Österreich. Eine Tankfüllung im BMW iX5 Hydrogen käme also auf über 120 Euro … selbst bei einer tatsächlichen Reichweite von 500 Kilometern wäre das finanzieller Irrwitz im Vergleich zu Strom, Benzin und Diesel.

Bei der Paneldiskussion sind sich die Experten rund um Dr. Guldner, Leiter BMW Group Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie, aber auch einig: Wasserstoff wird in Pkw so oder so erst ab dem kommenden Jahrzehnt in irgendeiner Form relevant sein – eventuell. Denn zuerst werden die Lkw sich der Technologie bedienen und sie somit auch massentauglicher und günstiger machen. Volvo und Daimler haben die ersten Wasserstoff-Laster schon in der Pipeline. Auch die Industrie wird Wasserstoff zukünftig zunehmend benötigen, denn manche Prozesse sind mit Strom einfach nicht zu bewältigen. Elektrolyseanlagen zur Herstellung von Wasserstoff dürften also bald starken Aufwind verspüren.

Jürgen Rechberger, VP Hydrogen & Fuel Cell AVL fasst zusammen: „Klimaneutrale Mobilität ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Um die nachhaltige Wende zu schaffen, gilt es, alle Lösungen, die uns Richtung Net Zero CO2 bringen, miteinzubeziehen und sie dort zum Einsatz zu bringen, wo sie die größte Wirkung erzielen. Wasserstoff- bzw. Brennstoffzellentechnologien sind ein wichtiges Schlüsselelement im Technologiemix der Zukunft.“ Wasserstoffautos werden Elektroautos also in vorhersehbarer Zukunft sicher nicht ersetzen. Aber als emissionsfreier Antrieb, der sich dank kurzer Tankzeiten als Langstreckenalternative eignet, könnte sich schon eine Marktlücke auftun.

Rein technologisch funktioniert Wasserstoffantrieb schon wunderbar, das stellt die iX5 Hydrogen-Flotte eindrucksvoll unter Beweis. Bis zum Durchbruch der Technologie wird es aber dennoch dauern. Das liegt aber nicht an den Autos, sondern an den Rahmenbedingungen logistischer und finanzieller Natur. Die Hydrogen Days zeigen sich in dieser Hinsicht sehr aufschlussreich und ehrlich. Und der iX5 Hydrogen macht eigentlich Lust auf mehr. Da ist halt ordentlich Geduld angesagt.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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