Also sprach Sergio Marchionne
Genfer Ansagen des Fiat-Bosses
Sergio Marchionne redet kein Blech, aber meistens über welches. Der Fiat/Chrysler-Boss gilt dabei als launiger Interviewpartner. Nicht im Sinne von übellaunig. Nur, wenn die Kollegen – vor allem die vom Wirtschaftsfach – bisweilen allzu oberg’scheit auftreten, lässt er sie das gerne spüren. Aber immer mit Augenzwinkern. Halbwissen und vorgefertigte Meinungen lässt Marchionne niemandem durchgehen. Weil bei Großveranstaltungen immer eine gewisse Dichte an mit Presseausweisen geschmückten Besserwissern herrscht, brachte seine Fragestunde anlässlich des Genfer Automobilsalons gleich einen ganzen Strauß an blumigen Sagern hervor. Die schönsten wollen wir nicht vorenthalten.von Stefan Pabeschitz
„Anderen den Umsatz zu überlassen, ist nicht teilen.“
Darum hat Fiat auch kein Interesse an Car-Sharing Systemen oder aktuellen Mobilitätsmodellen wie der Taxi-Revolution UBER.
„Nur über meine Leiche.“
Aus der Journalisten-Idee, die kürzlich eingestellte Marke Lancia als E-Mobilitätskonkurrenten zu Tesla wiederzuerwecken, wird wohl vorerst nichts.
„Wir bauen schon ein Elektroauto: Es heißt Fiat 500E.“
Eines Tages wird der Markt das auch merken.
„Sie sind dann wohl vom Lokalteil…“
Süffisanter kann man die Frage nach der Reaktion auf einen möglichen EU-Austritt Großbritanniens nicht beantworten.
„Wir werden es eben als Auslandsmarkt betrachten.“
Ok, kann man doch.
„Ich würde die Autoredaktion der Financial Times kaufen.“
Wenn schon unbedingt eines, dann würde Marchionne dieses Unternehmen aus dem automotiven Bereich erwerben. Zumindest dem FT-Redakteur, der die Frage gestellt hat, sollte das Sorge bereiten.
„Historisch betrachtet ist Alfa Romeo bisher immer hinter seinen technischen Ambitionen zurück geblieben.“
Die Gralshüter unter den Alfisti werden diese bittere Wahrheit nicht gerne hören.
„Wenn die Giulia nicht die beste Performance bringt, die man in diesem Segment kriegen kann, haben wir unsere Zeit verschwendet und eine Menge Geld dazu, wovon ich echt angepisst wäre.“
Wer nicht?
„Wir haben keine Investitionen verschoben, sondern den Verkaufsstart von Autos. Das ist ein Unterschied.“
Ungenauigkeiten mag Marchionne nicht.
„Ja, schon, aber können Sie das erklären?“
Manche Journalisten auch nicht.
„Nein. Aber es ist wichtig, weil ich denke, das es so ist.“
Descartes 2.0: Ich denke, also ist es so.
„Die Differenz zwischen Praxis- und Normverbrauchswerten ist ein Versagen der Behörden, nicht der Technik.“
Der Behörde, die unrealistische Normen entwirft, ins Stammbuch geschrieben.
„Der Volkswagen-Skandal betrifft das Leben aller in der Branche, und der Ruf hat enorm gelitten.“
Ferdinand Piech braucht wohl bis auf weiteres nicht noch einmal nachfragen, ob ihm Marchionne die Marke Alfa Romeo verkauft.
„Jeder hat irgendeinen Crossover. Und irgendein Elektroauto auch.“
Marchionne folgt nicht gern ausgetretenen Pfaden – selbst wenn die Suche nach eigenen noch läuft.
„Mein Rat, wenn Apple den Drang spürt, ein Auto zu bauen, ist, dass sie sich einfach hinlegen und warten, bis das vorbei geht.“
Die PC-Fraktion aller User weltweit dankt.