Cabrio-M2?
BMW M240i xDrive: Freiluft-Session im November
Geht’s nach einem bekannten Sprichwort, dann gibt es kein schlechtes Wetter, sondern einfach nur schlechte beziehungsweise falsche Bekleidung. Offensichtlich ist dieses Sprichwort noch nie Cabrio im November gefahren – wir schon.
Es half nichts: Einmal mussten wir das Softtop des BMW M240i xDrive öffnen, das gehört einfach zum guten Ton. Und auch wenn wir uns passend einkleideten, versammelten sich die Viren dieser Welt, fielen anschließend über uns her und bescherten uns einen kleinen, weniger feinen grippalen Infekt. Ob es sich ausgezahlt hat? Nein, ehrlich gesagt nicht. Immerhin machen die 340 Pferde, die der Reihensechszylinder schöpft, auch mit geschlossenem Verdeck eine Freud. Müssen sie auch: Wenn der Einstiegspreis bei 64.200 Euro liegt, darf die Freude am Fahren durchaus groß sein.Das ist schon ein Batzen Geld für einen 2er BMW. Legt man drei Riesen mehr hin, darf man sich immerhin schon als Fahrer eines reinrassigen M bezeichnen. Doch müssen wir schon zugeben, dass sich das M240i Cabrio und der M2 in ähnlichen Sphären bewegen. Leistungstechnisch trennen die beiden Münchner nur 30 PS, beim Sprint auf Hundert ist das 2er Cabrio dank xDrive so gut wie gleich auf. Was den Preis eben auch immer in die Höhe schnalzen lässt, ist das Verdeck. Ist man kein Freiluft-Junkie, kann man das Coupé bereits ab 56.750 Euronen durch die Kurven preschen. Wo sich das M240i xDrive Cabrio leider vor dem M2 verstecken muss, ist der Sound. Der hat uns nämlich nicht vom Hocker gerissen, aber wir verstehen das: Unterschiede muss es ja geben, sonst würde niemand mehr zum M2 greifen (Ok einverstanden, da gibt es schon noch Feinheiten wie Getriebe, Interieur, Fahrwerk, usw.). Das M240i Cabrio gibt’s nämlich auch ohne xDrive als puristische Heckschleuder, die dann auch fast 4.000 Euro günstiger zu haben ist.
Aber zurück zu unserem Wochenendgefährt und zur Freude am Fahren, die man in München ja ein wenig für sich beansprucht. Und wir können nach ein paar hundert Kilometer sagen: Nicht zu unrecht. Das BMW M240i Cabrio macht Spaß. Die präzise Lenkung ist herrlich und zaubert in den engen Kurven im westlichen Hinterland von Wien ein Lächeln ins Gesicht. Auch neigt das Fahrzeug mehr dazu, hin und wieder das Heck rauszulassen, denn untersteuernd in die nächste Kehre zu schlittern. Ein ganz persönlicher Genuss: Nach all den GLC’s und T-Roc’s der letzten Wochen mal wieder richtig tief im Auto sitzen. Die Straße spüren. Ans Limit gehen, ohne dabei vorher umzukippen. Nicht, dass es keinen Spaß macht, ein SUV mit 510 V8-PS von Ampel zu Ampel zu jagen, aber waschechte Fahrfreude? Die findet man in den Kurven und ein übermächtiger Motor macht da eben absolut gar nichts aus. Gut, ein passender Antrieb muss schon gewährleistet sein, der brillante Mazda MX-5 beweist allerdings, dass auch 160 PS reichen können. Davon abgesehen mangelt es dem BMW M240i xDrive Cabrio sowieso nicht an Kraft und Längsdynamik: Nach 4,6 Sekunden erreicht man schon Landstraßentempo.
Mit dem 2er Cabrio muss man allerdings nicht immer am letzten Zacken unterwegs sein, auch wenn der Charakter des Wagens eigentlich danach verlangt. Chilliges Gecruise beherrscht der Münchner ebenso, die Außengeräusche halten sich für ein Auto mit Softtop wirklich sehr in Zaum. Und außerdem kann man sich beim Gleiten besser auf das Interieur konzentrieren, welches uns zwiegespalten zurücklässt. Denn auf der einen Seite ist das M-Lenkrad ein haptischer Leckerbissen, die Sitze ein ausgewogener Mix zwischen sportlich und komfortabel, das Infotainmentsystem der Münchner eines unserer Liebsten und auch die vielen Knöpferln an der Mittelkonsole stören uns nicht. Doch auf der anderen Seite: Plastik. Und das in keinem geringen Maße. Für 64.200 Euro darf man sich schon etwas hochwertigere Materialen erwarten (auch wenn diese an den wirklich wichtigen Stellen eh zu finden sind), unterm Strich ist das 2er Cabrio aber eben ein 2er.
Was sich auch bei den Platzverhältnissen wiederspiegelt. Die 2. Sitzreihe ist provisorisch, mehr wollen wir dazu jetzt auch nicht sagen. Für Familien ist der Münchner halt nicht geeignet – außer der Herr Doktor braucht neben X3 auch was Flottes für schöne Sonntage – allerdings ist dies auch nicht Sinn und Zweck seines Daseins. Wobei uns der Kofferraum mit seinen 280-335 Liter gar nicht schreckte!
Von außen gibt das 2er Cabrio auch was her. Zwar muss der BMW durch sein Dach etwas optische Sportlichkeit einbüßen, sonst gibt es aber nicht viel zu bemängeln. Wir mögen ja so ganz grundsätzlich die Designsprache, die man in München spricht. Die Farbe – in Bayern auch Sunset Orange genannt – ist halt Geschmackssache, lässt unsere schwarz-grau-weiß-hassende Herzen allerdings höherschlagen.
Unser Fazit? Das BMW M240i xDrive Cabrio lässt uns (wenn schon nicht das Wetter, dann wenigstens wir) Großteils strahlend zurück. Wir, wie man in München so schön sagt, erfreuten uns am Fahren und genossen sowohl ruhigeres Gleiten, als auch dynamisches Hetzen. Ein paar Sachen würden wir uns dann aber schon noch wünschen: Da wäre zum einen der etwas schwachbrüstige Sound, der eines 340 PS leistenden Reihensechszylinders nicht wirklich angemessen ist (wobei: Schlecht klingt er auch nicht) und der xDrive-Schriftzug am Heck und samt den vier angetriebenen Räder wären unsres Erachtens jetzt auch keine Notwendigkeit. Weiters täten uns 64.200 Euro und 20 Grad Celsius mehr freuen, da wird man uns in München aber auch nicht weiterhelfen können.