Dolezal, Fehringer und ein Nissan X-Trail auf großer Fahrt
Es ging auf die Autobahn, Ziel Tirol, ohne Navi allerdings. Am Steuer wechselten sich eine gewisse Andrea Fehringer und dieser Rudi Dolezal ab. Und wen wir im fernen Westen besuchen würden, wollten sie beide um die Burg nicht verraten. Man hat es nicht immer leicht als SUV …
Gedanken eines Nissan X-Trail, aufgezeichnet von Andrea Fehringer
Rudi Dolezal mag es, wenn er was in der Hand hat. Egal, ob bei Frauen oder bei Autos. In der Beziehung hatte ich ihm allerhand zu bieten, der Regisseur und ich verstanden uns auf Anhieb. Die älteren Nissans im Fuhrpark hatten mir erzählt, dass ich an diesem Freitag jemanden transportieren würde, der einmal mit den Rolling Stones gearbeitet hat. Angeblich hat er auch für alle möglichen anderen Popstars gearbeitet, aber das ging mir am Auspuff vorbei. Die Stones, das ist meine Marschmusik, zu Keith Richards’ Gitarrenriffs habe ich meine ersten Ausfahrten gemacht, das ist der Soundtrack für weite Strecken. Und wie ich gehört hatte, würde die Fahrt nicht nur ums Eck gehen. Ein alter Freund sollte besucht werden, es war die Rede von Tirol.
Rauf aufs Band’l. Das Ziel heißt Tirol. Ein alter Freund soll besucht werden.
Dolezal war nicht allein, eine gewisse Andrea Fehringer war bei ihm. Bei all den Leuten, die einem aufs Gaspedal steigen, bekommt man als Testwagen schnell eine gute Menschenkenntnis, und obwohl ich noch nicht so lange auf der Straße bin, täusche ich mich selten. Auch in diesem Fall nicht. Patente Fahrerin, kann man sagen, was man will, lässt sich von größeren Dimensionen nicht beengen, und das, obwohl sie sonst mit einer Fiat Barchetta unterwegs ist, einem sportlichen Zwutschkerl, das dreimal übereinander in mich hineinpasst. Als sie einstieg, schaute sie sich andächtig in mir um und rief: »Wahnsinn, da hinten ist ja noch ein Zimmer.« Sie meinte meinen Kofferraum. Naja …
Die längste Zeit ging es ruhig dahin. Die gute Feh (so wurde sie gelegentlich genannt, wenn sie mit irgendwem per Bluetooth telefonierte) maulte über mein Navi, das ihr zu unübersichtlich war und daher gar nicht erst eingeschaltet wurde. Super, dachte ich, das kann ich schon leiden, wenn ich nicht weiß, wo’s hingeht. Ihn tangierte das nicht, sein Navi war sie. Und wohin die Reise ging, darüber wurde überhaupt nur herumgemunkelt, großes Geheimnis anscheinend.
Ansonsten schienen sie mich aber zu mögen. Insbesondere Dolezal, der sich, wenn er nicht fuhr, die Sitzlehnen rauf und runter stellte, mich an den unmöglichsten Stellen tätschelte und immer wieder murmelte: »Das ist halt ein Auto!« Verständlich bei der Barchetta, ich mein … hm! Und wen die zwei besuchen wollten, erfuhr ich auch bei Salzburg noch nicht …
Neugier …
Dolezals Handy läutete, er schaute aufs Display. »Ah, der …«, sagte er und ließ den Namen unters Armaturenbrett fallen. Bitte, an sich ist es mir ja wurscht, was Menschen so vorhaben, aber in dem Fall interessierte es mich langsam. Vielleicht war’s ein Musiker, gar ein Sänger, dann hätt ich was zu erzählen gehabt daheim im Fuhrpark. Ich spitzte die Lautsprecher, um die Stimme aus dem Telefon zu erkennen, hörte aber nur ein Brummen, womöglich war’s mein eigenes. Wenn das einer war, der singt, dann jedenfalls nicht Falsett. Aber – der Joe Cocker konnte es ja nicht sein. Ich selbst hatte per Radio meinen Insassen vor ein paar Monaten erst verkündet, dass dieser verschieden war. Ausserdem – der hat ja zwar in den Bergen, aber doch nicht in Tirol gewohnt.
Kurven
Vorm kleinen deutschen Eck saß Dolezal wieder am Fahrersitz, an sich eine hochexplosive Paarung, das. Ich schickte ein Stoßgebet in den Nissan-Himmel, ob man mir ihn nicht müde machen könnte. Es lag da ein Haufen Kurven vor uns, allerdings nicht von der Sorte, die er mag. Prompt übergab er wieder ihr das Steuer. Sie wiederum verfranste sich derart im Salzburgischen, dass mir ganz schwindlig wurde. Das Navi wurde immer noch geächtet, nicht mal mehr ich wusste beim besten Willen nicht mehr, wo wir waren. Geschweige denn, wo wir hin wollten.
Viel Raum, viel Gemütlichkeit und hinten sogar „noch ein Zimmer“. Aber mein Navi wollten die partout nicht anwerfen.
»Griaß eich«,
sagte er mit ganz und gar nicht hiesigem Dialekt. Und auf einmal wusste ich, wer das war..
Ach so, der ….!
Eine Viertelstunde nach Lofer war es dann soweit. Sie lenkte mich von der Bundesstraße herunter und folgte ein paar Wegweisern, auf denen Oas’al stand, was immer das sein mochte. Als sie mich parkte, liefen zwei Fünfjährige aus dem Haus, Bub und Mädel, schauten ziemlich gleich aus. Dahinter ein Mann, vermutlich der Vater. »Griaß eich«, sagte er mit ganz und gar nicht hiesigem Dialekt. Und auf einmal wusste ich, wer das war.
Die Tester:
Rudi Dolezal
Rudi Dolezal ist Musikjournalist, TV-Redakteur und ist einer der berühmtesten Videofilmer, nicht nur Österreichs, sondern der ganzen Welt, Spezialgebiet Popkultur. Kein großer, internationaler Musik-Act, mit denen Dolezal nicht gearbeitet hat, von Queen über Falco bis zu den Rolling Stones. Ab 28. Mai 2015 spielt es acht Folgen der neuen Sendung „Dolezal Backstage“, jeden Donnerstag 20:15 Uhr auf Servus TV; ab 25. Juni bis Oktober 2015 wird die Erfolgsserie „Austropop-Legenden“ mit Künstlern wie STS, Kurt Ostbahn oder Marianne Mendt fortgesetzt.
Andrea Fehringer
ist Journalistin, Buchautorin und Schreibcoach. Infos zu ihrer Person gibt es unter: www.xpertmedia.at, www.schreibseminar.at, www.schreib-dein-buch.at