VW-Dreikampf
Arteon vs. T-Roc vs. Golf R auf Schnee
Text: Jakob Stantejsky
Okay, eine Sache haben die drei VWs doch noch gemein: Sie alle sind mit dem Allradantrieb 4MOTION ausgestattet und machen meinen Job so ein ganzes Stück leichter. Klar, wenn man bei 15 km/h unweigerlich in den Drift übergeht und gefühlt kilometerweit über das blanke Eis schlittert, helfen vier machtlose Reifen genausowenig wie zwei. Aber eigentlich handelt es sich hierbei eh schon eher um einen Untergrund, der nach Spikes schreit. Das war uns aber wurscht und deshalb kann ich nach einem querdynamiklastigen Tag schlussendlich festhalten, dass sowohl Arteon wie auch T-Roc und Golf R selbst auf widrigsten Bedingungen ordentlich zupacken und vor allem richtig viel Spaß machen. Egal ob langgezogene Drifts, schnelle Haken oder ein loipenartiger Rundkurs – das Grinsen vergeht erst, wenn man aussteigen muss. Dabei ist es egal, dass der Wechsel zwischen Tiefschnee und Eislaufplatz alle paar Meter unvermittelt statt findet, denn mit ein wenig Übung und Vertrauen in die Fahrzeuge laviert man sich gekonnt aus jeder Misere.
Wer von den drei Wintersportlern macht denn nun die beste Figur beim Eisballett? Wie ihr euch anhand der Fahrzeugauswahl wohl bereits denken konntet, spielt das Trio seine jeweiligen Stärken in unterschiedlichen Aspekten aus. Der Golf R lädt mit seinen 310 PS natürlich bei jedem Gasstoß dazu ein – nein, er provoziert einen geradezu – alle Vernunft in den Wind zu schlagen und volles Karacho quer zu gehen. Das kann er auch verdammt gut und dank seiner kompakten Maße bleibt er auch stets leicht beherrschbar. Der T-Roc hingegen müsste ja eigentlich der Offroadexperte unter den dreien sein und dementsprechend unbeeindruckt zu Werke gehen. Tatsächlich gibt sich der SUV am gutmütigsten und stoischsten. Klar, bei den extremen Bedingungen bricht auch ein Geländespezialist aus, doch dank des kurzen Radstandes sind solche Eskapaden schnell im Keim zu ersticken, vorausgesetzt man möchte das… Ich möchte nicht und habe daher auch mit dem 190 PS-Benziner, den es unverständlicherweise in Österreich nicht gibt, meine Gaudi. Ein bisschen zahmer geht es jedoch zweifelsfrei zu. Und die große Premiumlimousine, was macht die so? Der Arteon mutet zwar erst sehr stabil an und lässt lange auf sich warten, bis endlich das Heck um die Ecke kommt. Aber dann kommt es so richtig! Die Übergröße – im Vergleich zu den Konkurrenten – sorgt für einen peitschenhaften Effekt, der Dreher vielfach schwieriger zu kontrollieren macht. Allerdings liegt auch in der Herausforderung ein gewisser Reiz.
Mit aktivem ESC kann man übrigens ziemlich viel Schindluder treiben, ohne das Auto wirklich ins Trudeln zu bringen. Da wird hier ein Bissl Kraft abgezwackt und da ein Wenig Schwung rausgenommen – schon sind alle drei Modelle relativ unspektakulär unterwegs. Dafür aber eben umso sicherer! So muss ich es schon extra drauf anlegen, falls ich mich mit allen Stabilitätsprogrammen auf der Hut dennoch in die nächste Schneewehe verabschieden will. Dreht man bei Golf R und T-Roc das ESC jedoch ganz ab (beim Arteon geht das nur teilweise), verwandeln sich beide in waschechte Spaßschleudern, die sich dank Allradantrieb dennoch jederzeit wieder einfangen lassen. Wenn es mit Kindern doch nur auch so einfach wäre… Beim Arteon ist es wahrscheinlich weise, immer ein letztes Bisschen Assistenz in der Hinterhand zu haben, da der lange Radstand doch für ungleich heftigere Ausschläge sorgt. Trotzdem wäre es schon lustig, die Businesslimousine mal richtig herumzuprügeln.
Das Ergebnis des Dreikampfes sieht im Endeffekt so aus, wie man es sich erwartet: Der Golf R gibt seinen Spaßvorsprung dank Leistung und Abstimmung nicht her, doch sowohl T-Roc als auch Arteon beweisen eindrucksvoll, dass sie selbst jederzeit bereit für (fast) alle Schandtaten sind. Den Drehwurm kann man sich mit allen Kandidaten im Winter Wonderland einfangen, doch das ist im Sinne der Freude eindeutig ein Kompliment! Es ist schon beeindruckend, wie aus den Schelmen per Knopfdruck sofort ernste Karossen werden, die vor allem um die Sicherheit ihrer Insassen besorgt sind. Noch imposanter ist allerdings, wie unglaublich viel Gaudium sie in der richtigen Umgebung ermöglichen – und man lernt dabei noch richtig viel. Zum Beispiel dass ich beim nächsten Skiurlaub die Ski daheim lassen sollte und stattdessen direkt im Golf R auf die Piste fetze. Oder im Arteon. Oder im T-Roc. Egal, hauptsache die anderen Pistenbenutzer freuen sich genauso sehr wie ich.