Audi A4 allroad im Motorblock Dauertest
Gib ihm Schubert
Kennen Sie den wunderbaren Liederzyklus „Die Winterreise“ von Franz Schubert? Irgendwie kommt einem dieser dauernd in den Sinn, wenn man mit dem schneeweißen Audi A4 Allroad unterwegs ist. Und das nicht nur auf Schnee und Eis.
von Franz Josef Sauer
Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus.“ Dazu ein gerüttelt Maß an Pathos, Drama und Schmalz, vor allem in der sagenhaft schönen Interpretation von Hans Hotter aus den Roaring Sixties. Also einer Zeit, als Hotter noch Bariton war, und noch nicht Bass.Zu viel Information? Ganz bestimmt. Auch der Audi A4 Allroad spart nicht mit Information, wenn er seinen Fahrer umhüllt. Bloß das Kuschelige der Pilotenumgebung hätte man etwas weniger eng auslegen können. Ich meine: Kann es wirklich sein, dass man als großgewachsener Mensch in einem großgewachsenen Auto wie diesem an allen Ecken und Enden anstößt, nur weil man das gottvolle Panoramadach geordert hat?
Übrigens ist der A4 Allroad das erste Auto, in dem ich mir eine elektrische Sitzverstellung gewünscht hätte – ganz einfach, weil die manuelle Runterstell-Ratsche sich oftmals weigert, ganz runterzuratschen, wenn man selbst in aller Schwere am Sitz sitzt und da erst draufkommt, dass zuvor die Chefin unterwegs war.
All jenen, die an dieser Stelle einwerfen, man hätte halt auf den A6 sparen sollen, wenn man so ein Riesengauch ist, sei entgegengebrüllt: Genau das will man ja nicht, wenn man den A4 mag. Wenige Fahrzeuge, noch dazu mit modischer Gelände-Beplankung, vereinen so viel Sportlichkeit mit kompakter Leichtfüßigkeit, geben so inbrünstig das knackige Sportauto, obwohl sie als Kombi zur Welt kamen.
Da ist der A6 selbst mit wesentlich stärkerem Antrieb lange nicht so agil zu bewegen.
Motor, Fahrwerk, Getriebe: Die Abstimmung ist perfekt gelungen, es scheint, als wären dieses Aggregat (diesfalls das kleinere der beiden 3-Liter-Diesel), diese Schaltbox (S-Tronic Doppelkupplung, Siebengang) und die patente Luftfederung in einem Kinderbettchen gelegen. Wenigen Autos ist die Beschaffenheit der Fahrbahn so wurscht wie diesem, wenige Motoren liefern massig Morch von unten so unaufgeregt. Und das auf den ersten Tritt schwerfällige Getriebe schlummert nur vor sich hin, wenn man es sparsam im D-Modus bewegt.
Kickt man per Kurz-Zug am griffigen Wählhebel (dient auch als Ballenunterlage, wenn man das Navi am Stellrad davor handschriftlich programmieren will) in den Sport-Mode, wird schnell geschaltet. Zum knackigen Fahrgefühl passt die stimmige Haptik. Zwei TFT-Displays neigen zwar dazu, oftmals dasselbe zu sprechen, so was kann aber auch praktisch sein: Das Display zwischen Tacho und Drehzahl-Kreisel (schön animiert) zeigt die nächste Umgebung, das Zentraldisplay (leider nicht wie beim A6 wegklappbar) die große Route.
Allerlei Assistenten sorgen für Wohlgefühl, besonders hervorzuheben sind das automatische Fernlicht sowie der Abstandstempomat. Beides steht bescheiden zur Seite, arbeitet seidenweich und macht sonst beschwerlichste Winter-Autobahntouren hinter Schneepflügen zur vergnüglichen Freizeit-Nebenherbeschäftigung.
Allrad? Vom Feinsten, sowieso. Deshalb und auch wegen des schneeweißen Weiß gerne Winterreise. Aber wir freuen uns durchaus auch aufs Frühjahr – der Dauertest dauert ja noch an.
Info Audi A4 3.0 TDI Allroad
Hubraum: 2.967 ccm
Leistung: 218 PS
Verbrauch: 7,6 l / 100 km
Drehmoment: 400 Nm
Beschleunigung von 0-100 in: 6,6 Sek.
Spitze: 231 km/h
Gewicht: 1.765 kg
Preis: ab 56.310 Euro