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Audi S-TDI: SQ5, S6 und S7 als Diesel-Sportler

SQ5, S6 und S7 als Diesel-Sportler

Die neuen Audi S-TDI-Modelle

Von wegen Diesel-Phobie. Zwar hat der Ruf der Selbstzünder seit den Abgasmanipulationen arg gelitten, und als vermutliche Keimzelle der fragwürdigen Abschaltsoftware steht Audi am Pranger ganz vorn. Doch drehen sie dem Ölbrenner deshalb in Ingolstadt noch lange nicht den Hahn zu. Im Gegenteil: „Für uns ist und bleibt der Diesel die ideale Motorisierung, wenn es um die beste Kombination aus Performance, Reichweite und Emissionen geht“, sagt Presssprecher Ekkehard Kleindienst und lenkt den Blick zum Beweis auf gleich drei Neuheiten für die gehobene Mittelklasse. Denn wenn die Bayern für Vielfahrer in Eile in den nächsten Wochen die S-Modelle von Q5, A6 und A7 an den Start bringen, gibt es unter der Haube nur noch einen V6-Diesel.

Von Thomas Geiger
Wer 68.900 Euro für den aufgemöbelten Q5, 76.500 Euro für dem A6 als Limousine oder 79.000 Euro für den Avant oder 82.750 Euro für dem A7 bezahlt, bekommt dann nicht nur ein eher subtil als souverän nachgeschärftes Design und eine erweiterte Serienausstattung mit ein bisschen mehr sportlichem Zierrat für den Innenraum, sondern vor allem einen so genannten S-TDI, der mit reichlich ingenieusem Feinschliff zum flotten Dauerläufer aufgerüstet wurde. Denn zum ersten Mal diesseits des SQ7 kombinieren die Bayern einen Diesel mit einem elektrischen Starter-Generator, der nicht nur besser rekuperiert und so den Verbrauch um bis zu 0,4 Liter senkt, sondern auch das Anfahrdrehmoment spürbar erhöht, und einem elektrischen Verdichter, der dem Turbo vorgeschaltet wird und so die ohnehin schon kurze Gedenksekunde beim Kickdown verkürzt.
Auf dem Papier kommt der 3,0-Liter so auf imposante 700 Nm und 347 PS im SQ5 oder 349 PS in S6 und S7. In der Praxis aber führt diese erst mit einem 48-Volt-Netz ermöglichte Aufrüstung zu einem Fahrgefühl, wie man es vom Diesel so bislang nicht gekannt hat. Denn druckvoll und schnell mögen die Selbstzünder schon immer gewesen sein, doch mit der doppelten Elektrifizierung wird der TDI jetzt auch noch spontan und aggressiv – nicht umsonst macht er beim Sprint allein in den ersten 2,5 Sekunden gegenüber einem herkömmlichen V6-TDI 2,5 Meter gut.
So startet man an der Ampel mit ordentlich Elan und nur dem serienmäßigen Quattro und der wachsamen Elektronik sei Dank, verbrennt man nicht das gesamte Profil auf dem Asphalt. Bei Sprintwerten von 5,0 oder 5,1 Sekunden wird das Überholen zum Kinderspiel und der Blick in den Rückspiegel zaubert einem bisweilen ein stolzes Grinsen ins Gesicht, und dass bei 250 km/h schon wieder Schluss ist, ist eher eine politische als eine physikalische Entscheidung. Denn so viel Dampf wie der Diesel auch jenseits von 200 Sachen noch hat, sollte bei Vollgas eigentlich deutlich mehr drin sein. Doch keine Sorge: Was dem S-TDI an Tempo fehlt, macht er mit seinem langen Atem wieder wett. Denn bei Normwertem zwischen 6,2 und 6,8 Litern kommen die S-Modelle je nach Aufbau und Tankvolumen auf eine Reichweite von bis zu 1.170 Kilometern – da sind die schnelleren RS-Modelle und die wenigen Konkurrenten längst an der Box und verlieren entsprechend Zeit.
Zwar singt Audi für die neuen S-Modelle noch einmal das Hohelied des Diesels und bietet für die Sportler gar keine Otto-Motoren mehr an. Doch bei aller Liebe für die flotten Langläufer haben die Bayern den ganz großen Kampf für den TDI mittlerweile aufgegeben – und montieren in die Modelle für Übersee nach alter Väter Sitte wieder einen V6-Benziner.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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