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BMW 840d xDrive Cabrio: Oh! It‘s a Diesel!

Zugegeben, die späten Sommer- respektive frühen Herbsttage sind auch schon ein Weilchen her. Aber sie waren verdammt schön. Hauptverantwortlich dafür: das BMW 8er Cabrio.

Text: Maximilian Barcelli

Stilechtes, weißes Kapperl, dazu eine präpotente Sonnenbrille. Daneben die Holde, ebenso stilecht mit Shades und Cabriotuch ausgestattet. Vor uns die langgezogene Motorhaube des BMW 850i Cabrios, aus der es ganz vorzüglich tönt. Einfach deliziös, dieses klassische Blubbern eines Reihensechszylinder-Diesels. Und diese Kraft, die schon in … Moment mal – was?! 850i und Reihensechszylinder-Diesel? Da stimmt was nicht.

Jetzt so im Nachhinein: Keine Ahnung, wie ich zu dem Glauben kommen konnte, dass es den M850i in den Fuhrpark hereinschneien würde (Es könnte im redaktionsinternen Testautokalender gestanden haben. Doch den managt der Chef und der verliest sich NIEMALS.). Am Heck des Cabrios stand jedenfalls Chrom auf Dravitgrau Metallic: 840d – und Badges lügen nun mal nicht (zumindest nicht serienmäßig). Na gut. Dann halt Turbodiesel. Trotzdem fein. Zwar kein fetter V8-BiTurbo – aber trotzdem fein. Zwar keine aberwitzigen 530 PS – aber trotzdem fein. Zwar kein … okay, lassen wir das.

Außerdem beschäftigte sich am Wochenende 1 ohnehin Kollege Stantejsky mit dem Spitzencabrio aus München. Denn auch, wenn der 8er selbst als Cabrio noch 350 Liter Kofferraumvolumen offeriert und die hintere Sitzbank ganz adäquat ist, so wünscht man einen sechsstündigen Aufenthalt dort doch niemanden. Nicht einmal der Schwiegermama in spe, die zufälligerweise die Person gewesen wäre, die an besagtem Wochenende auf den Notsitzen Platz nehmen hätte müssen. Und weil die Ehefrau in spe auch solche bleiben sollte, wurde es dann doch der Renault Kadjar.

Dementsprechende Neugier am Montagmorgen (okay, Montagvormittag, aber der Chef könnte das lesen). Was wird Kollege Stantejsky zu berichten haben? Zuerst einmal: Gar nix. Es war warm. Und sonnig. Also kam das 8er Cabrio samt Kollegen samt ersten Fahreindruck erst am Vormittag (okay, zu Mittag, aber eh schon wissen). Dann aber endlich, das erste Fazit. „Der Diesel ist besser.“ Pff. Blödmann. Hat von Tuten und Blasen doch keine Ahnung. Der Sparefuchs-Selbstzünder besser als der Monster-V8? Klar doch. Und als nächstes wird die abendliche Reservierung im Haubenlokal gecancelt , weil die Tiefkühlpizza gaumenschmeichelnder ist.

So und nicht anders müssen Sitze.

Halt! Stop! Einen Schritt zurück und objektiv an den 840d rangehen. Also reinsetzen, anwerfen, losfahren. Obwohl: Verweilen wir doch noch etwas beim Reinsetzen. Immerhin ist das 8er Cabrio das Maß aller Dinge, wenn es ums offene Fahren von Münchnern geht – und das merkst du auch sofort. Das Interieur ist vielleicht nicht ganz so extravagant wie das eines S-Klasse Cabrios, aber punkto Verarbeitung und Materialienauswahl gibt’s nichts zu beanstanden. Leder, wohin das Auge reicht. Außerdem großartige Sitze, die zwar komfortorientiert sind, dennoch mehr als genug Seitenhalt bieten. Und sie sind beige, was echt gut zum weißen Kapperl passt.

Punkto Bedienung muss man sich nicht großartig einarbeiten. Auch das 8er Cabrio ist – wie von BMW gewohnt – intuitiv zu handhaben. Den Bärenanteil daran trägt der iDrive-Controller, mit dem das logisch aufgebaute Infotainmentsystem bedient wird. Und weil vorhin von Extravaganz die Rede war: dass dieser jetzt in kristalliner Optik gehalten ist, verbuchen wir unter Geschmackssache. Ein noch viel wichtigerer Knopf, ebenfalls im kristallinen Design, befindet sich ebenfalls am Mitteltunnel, etwas weiter links vom iDrive-Regler. Es ist der Knopf, der den drei Liter großen Diesel zum Leben erweckt.

Zwar ohne weißen Kapperl, dafür auch mit präpotenter Sonnenbrille: Kollege Stantejsky.

Sofort fällt auf: ein flüsterleiser Selbstzünder ist das nicht. Zwar kann der Sound angenehm zurückhaltend sein, muss er aber nicht. Im Sportmodus tönt der selbstzündende Reihensechser unfassbar kernig, von Nageln keine Spur. Ungelogen: der 840d gehört zu den feinklingendsten Dieseltriebwerken überhaupt. Den brummigen Tönen dann noch so unmittelbar ausgesetzt zu sein, wie es nur im Cabriolet möglich ist, ist das Tüpfelchen auf dem i.

Doch dieser Hund bellt nicht nur, er beißt auch zu – und zwar mit der Kraft eines Weißen Haies. Die Drehmomentwand, die sich ab 1.750 Touren auftut, dokumentiert diese Kraft auch ganz trocken: Heftige 680 Newtonmeter stehen dort an. Die Gänge sortiert das pfeilschnelle, gedankenlesende 8-Gang-Automatikgetriebe. In nur 5,2 Sekunden sprintet das BMW 840d xDrive Cabrio von 0 auf 100 km/h – bei gleichzeitig vertretbaren Verbräuchen um die sechs, sieben Liter pro 100 Kilometer.

Die Querdynamik steht der Längs- in nichts nach. Besonders imponiert, wie sich der 4,843 Meter lange und vor allem rund zwei Tonnen schwere 8er durch enge Kehren schwingt. Die Hinterachslenkung ist deutlich spürbar und schrumpft den Radstand des Luxus-Cabrios gefühlt zu dem eines Kleinwagens. Doch so kernig der Diesel klingen, so direkt und verbindlich sich die Lenkung geben und so hecklastig der Allradantrieb ausgelegt sein mag; zum Messer-zwischen-den-Zähnen-Fahren animiert das BMW 840d xDrive Cabrio trotzdem nicht. Vielmehr gleitet man forciert, aber rhythmisch von Kurve zu Kurve und dreht selten aus, weil ja sowieso ganz unten schon viel Power bereitsteht.

Fazit? Sicher ist der 840d nicht der sportlichste aller 8er – ist der M850i seit dem M8 ja auch nicht mehr. Aber irgendwie passt dieser 320 PS starke Diesel in das 8er Cabrio wie die Faust aufs Auge. Das Fahrspaßlevel ist hoch, gleichzeitig gibt der 840d nicht zuletzt wegen seiner Freude am Sparen den besseren Daily Driver und Langstreckenbegleiter. Preis? Ein Gentleman genießt – und das haben wir – schweigen wollen wir aber trotzdem nicht: Knapp unter 150.000 Euro werden für den bestens ausgestatteten Testwagen fällig. Also nein: dem BMW 840d xDrive fehlt es an nichts, auch an keinen V8. Wobei gegen den BMW M8 natürlich auch nichts spricht. Der bittet nämlich als Coupé demnächst zum Testtanz. Also falls „ich“ mich da nicht wieder vertan habe …

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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