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BMW in der Formel E: Mit Blitz, ohne Donner

Mit Blitz, ohne Donner

BMW steigt jetzt in die Formel E ein

Die Stromer-Weltmeisterschaft säuselt jetzt auch mit bayerischem Unterton um die Welt. Mit dem i FE.18 wollen die Münchner aufzeigen und demonstrieren, wie lang ein Elektro-Atem im Renntempo durchhalten kann. Denn ab sofort muss eine Batterieladung für ein komplettes Race reichen.

Text: Beatrix Keckeis-Hiller
Belächelt, wenn – häufig ohne vorgehaltener Hand – nicht gar verlacht wurde Jean Todt, Präsident der FIA, ob seiner Initiative, eine Elektro-Formelauto-WM zu installieren. Als im Herbst 2014 der erste Lauf der Formel E in Peking, China, über die Bühne ging, war werksseitig als einziger Hersteller Renault im Rennen. Schließlich hatte die Rhombus-Marke in Kooperation mit automotiven Unterehmen wie unter anderem McLaren Electronic Systems und Dallara den Einheitsboliden – genannt Spark SRT_01E – konstruiert. Damit rollten zehn Teams à zwei plus zwei Fahrzeuge an den Start. Mit Blitz, aber ohne (Motoren-)Donner.
Dennoch erstromte sich die Formel E, anfangs abgesehen von Renault in erster Linie von Privatteams gefahren, Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt wegen der illustren urbanen Locations, darunter Paris, wo es publikums- und publizitätsträchtig rund um Les Invalides, in Sichtweite des Eiffelturms, geht. Mittlerweile ist offenbar den etablierten Herstellern das Belächeln vergangen. Einer nach dem Anderen hat ein werksseitiges Engagement angekündigt oder ist bereits drin.

Denn: Die Stromer-Weltmeisterschaft ist kostenseitig vergleichweise einigermaßen erschwinglich, nach wie vor wird mehr oder weniger mit gleichem Material gefahren. In Details sind zwar individuelle technische Lösungen zulässig, aber nach wie vor sind Rahmenbedingungen wie Leistung, Gewicht, Akku-Kapazität für alle Teams identisch. Damit hat sich die Formel E, in Zeiten der Dieselturbulenzen und dem Zurückschrauben von Emissionsgrenzwerten, zur herzeig- und vermarktbaren Racing-Alternative gemausert.
Im Hintergrund lieferten und liefern längst renommerierte Marken samt Zulieferern Techniken und Technologien. Jetzt steigen die großen Marken eine nach der anderen direkt ein. In der abgelaufenen Saison war es Jaguar. Ebenso Audi, und die Ringe-Marke hat sich dann auch gleich als Sieger-Team 2017/18 manifestiert. In der kommenden Saison, 2018/2019, – der Rennkalender ist gegenläufig zur Formel 1 programmiert -, geht jetzt auch BMW an den Start, mit dem E-Boliden iFE.18, in Kooperation mit BMW i Andretti Motorsport.
Das Starterfeld ist zum Teil neu aufgestellt: Renault hat sich zurückgezogen, vielmehr das Formel-E-Engagement an Allianzpartner Nissan weitergereicht. DS Automobiles wechselt vom bisherigen Partner Virgin Racing zu Techeeta (dem WM-Zweiten der abgelaufenen Saison), hat voraussichtlich den regierenden Fahrerweltmeister, Eric Vergne, an Bord. Diese Saison noch nicht dabei sind Mercedes und Porsche. Beide haben sich für 2019/2020 angekündigt – um das Match unter den deutschen Herstellern komplett zu machen.
Damit hat BMW ein Jahr Zeit sich einzufahren, sich – werksseitig – an Audi, DS und Jaguar zu messen. Unter vor allem einer signifikant geänderten Voraussetzung: Eine Batterieladung muss für ein volles Rennen ausreichen. Das sind 45 Minuten. Plus eine Runde. Wechseln, zur Halbzeit, ist damit nicht mehr. Das nennen die Bayern auch offiziell als Begründung, dass sie erst jetzt einsteigen. Denn sie meinen, dass es keine optimale Ausdauer-Botschaft aussendet – nicht nur in bezug auf Elektriker -, wenn ein Race Car nicht eine volle Renndistanz durchhalten kann.

Mit dieser Prämisse wird der i FE.18 am 15. Dezember in Riad, Saudi Arabien, zum ersten Mal an den Start rollen, als eines von mittlerweile elf Teams. Als Fahrer für den blau-weiß dekorierten Boliden sind der Portugiese Antonio Felix da Costa, von Beginn an in der Stromer-WM am Lenkrad, und der Brite Alexander Sims, in verschiedenen Disziplinen bereits erfahrener BMW-Werkspilot, nominiert.
Auch wenn jetzt die Hersteller elektrisch Markenflagge zeigen, bleibt es weiterhin dabei, dass Chassis und Batterien sowie das Leistungsspektrum der Boliden identisch sein müssen – um ein technisches Hochschaukeln wie in der Formel 1 hintanzuhalten. Aktuell bestimmen die Vorgaben, dass die Batterie 54 kWh Kapazität (vorher 33) haben muss, dass das Fahrzeuggewicht inklusive Akku und Fahrer mindestens 900 Kilo ausmachen muss und, dass die Leistung mit 200 kW (272 PS, im Rennen, via Fan-Boost kann kurzfristig – elektronisch ferngesteuert – gesteigert werden) bis maximal 250 kW (340 PS, im Training) limitiert ist.
Individuelle technische Lösungen sind ja bereits seit der zweiten Saison möglich. Im Falle des E-BMW-Sportlers, betrifft das den Antriebsstrang, die Hinterrad-Aufhängungen und die Steuerungssoftware. Bei der Entwicklung ihrer Version des E-Boliden haben die Bayern auf das Know-how aus ihrem Großserien-Batteriestromer, dem i3, sowie den Plug-In-Hybriden i8 und Konsorten zurückgegriffen. Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Formel-Sport sollen wiederum in künftige „zivile“ Teil- und Vollzeit-Elektriker einfließen.

Jedoch voraussichtlich eher weniger in Zusammenhang mit der Statur des i FE.18: Er ist 5,2 Meter lang, 1,8 Meter breit und einen Meter hoch. 0 auf 100 geht damit in 2,8 Sekunden. Die Top-Speed: 240 bis maximal 280 km/h, je nachdem, ob es sich um Rennen oder Training handelt. In welchem Verbrauchs- oder Rekuperationsmodus er sich gerade befindet, das signalisiert ein LED-Lichtband auf dem Halo. Denn der ist nicht nur in der Verbenner-Formel Pflicht.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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