Extrovertiert
BMW X4: Lust statt Langeweile
BMW treibt das Spiel mit der Provokation im Boomsegment der SUV weiter auf die Spitze. Nachdem die Bayern gerade den X2 als Agent Provocateur in der Kompaktklasse vom Stapel gelassen haben, bereiten sie nun den Start des nächsten X4 vor. Sportlicher und präsenter gezeichnet als bisher, stempelt er nicht nur Konkurrenten wie den Mercedes GLC oder den Audi Q5 zu Spießern, sondern macht auch einmal mehr deutlich, was für ein nüchternes Auto der X3 in seiner jüngsten Auflage geworden ist.
Von Thomas GeigerZwar nutzt er natürlich die Technik des braven Bruders, doch für einen Aufpreis von geschätzten 3.000 Euro gibt es das um einiges aufregendere Auto. Nicht umsonst geht der X4 um acht Zentimeter in die Länge, wird vier Zentimeter breiter, bekommt fast sechs Zentimeter mehr Radstand und duckt sich obendrein noch ein wenig flacher in den Wind. Obwohl er sportlicher aussieht und besser fahren soll denn je, haben die Bayern aber den Sinn fürs Praktische nicht verloren. So rühmen sie die, gegenüber dem Vorgänger deutlich verbesserten, Platzverhältnisse und locken die Lademeister mit einem ausgeklügelten Kofferraum zur Lifestyle-Fraktion: Schließlich bietet der X4 nicht nur stolze 525 Liter Fassungsvermögen und eine dreigeteilte Rückbank mit Hebelzügen aus dem Kofferraum, sondern kommt serienmäßig mit einer automatischen Heckklappe sowie einem Staufach im Unterboden, das auch eine spezielle Aufnahme für die Gepäckraumabdeckung bietet. Das fehlt bisweilen sogar bei ausgemachten Praktikern.
Während hinten die Koffer verschwinden, nutzt BMW den Platz vorn unter der Haube für ein paar ausgemachte Kraftpakete. So startet der X4 mit gleich drei Benzinern und vier Dieseln, die alle in einer M-Performance-Variante gipfeln. Stärkstes Triebwerk in der Otto-Fraktion ist ein drei Liter großer Reihensechser, der auf immerhin 360 PS und 500 Nm kommt. Und im X4 M40d röhrt ein drei Liter großer Sechszylinder mit 326 PS und 680 Nm durch die obligatorischen Doppel-Endrohre. Damit schafft der schnellste X4 den Sprint von 0 auf 100 in 4,8 Sekunden und während die M-Versionen mühelos 250 schaffen, stehen für den Rest Spitzenwerte von 213 bis 240 km/h im Protokoll. An der Tankstelle zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede: Bei den Benzinern, für die das Spektrum beim 184 PS starken Vierzylindern im X4 20i beginnt, spannt sich der Bogen von 7,1 bis 9,2 Litern. Und bei den Dieseln, vom 190 PS starken X4 20d mit einem 2,0 Liter großen Vierzylinder aufwärts, stehen 5,4 bis 6,6 Liter im Datenblatt.
Genau wie die Motoren kennt man auch Ambiente und Ausstattung vom X3: Der X4 hat deshalb ein digitales Cockpit auf Wunsch mit Touchscreen und Gestensteuerung sowie der Option auf ein riesiges Head-Up-Display, er ist voll vernetzt und mit so vielen Sensoren ausgestattet, dass er nahezu autonom über die Autobahn fahren kann. Und weil es offenbar gerade Mode ist, gibt es auch für ihn eine Ambientebeleuchtung mit Lichteppich im Eingang sowie eine Duftorgel im Handschuhfach.
Mit X2 und X4 hat BMW zwar schon zwei heiße Eisen im lodernden SUV-Coupé-Feuer, doch wollen es die Bayern dabei nicht belassen. Damit das Trio komplett ist, gibt es bald auch noch ein Facelift für den X6, mit dem die ganze Coupé-Geschichte auf der Buckelpiste schließlich einmal begonnen hat.