Da steppt er
Mit dem Kodiaq beißt sich Skoda ein großes Stück aus dem SUV-Kuchen. Erste Ausfahrt.
von Thomas Geiger
Grüne Wälder, einsame Fjorde, raue Berge und schwere graue Wolken bis ans wilde, schwarze Wasser – eine viel bessere Kulisse als den hohen Norden hätte Skoda für die erste Ausfahrt seines neuen Geländewagens kaum wählen können. Denn auch wenn er später wohl doch die meiste Zeit in der Stadt oder zumindest in zivileren Landstrichen unterwegs sein wird, sind Gegenden wie diese sein natürliches Habitat. Nicht umsonst trägt der Wagen den Namen Kodiaq und erinnert an den größten aller Braunbären.Beim neuen SUV setzt sich Skoda erneut geschickt zwischen die Segmente und nascht so aus zwei prallen Honigtöpfen. Denn mit 4,70 Metern ist der Kodiaq nicht nur 20 Zentimeter länger als sein Wolfsburger Vetter Tiguan und um ähnlich viel kürzer als der Touareg. Sondern er bietet als erstes Konzern-Modell diesseits des überteuerten Audi Q7 auch die Option auf sieben Sitze, die dank einer um 18 Zentimeter verschiebbaren Bank in der zweiten Reihe sogar halbwegs bequem erreichbar sind.
Pfiffig geräumig
Wer statt Kindern lieber Koffer mitnimmt, hat im Skoda ebenfalls mehr Möglichkeiten, verspricht Entwicklungsvorstand Christian Strube: „Mit 720 bis 2.065 Litern haben wir schließlich das größte Ladevolumen dieser Klasse.“ Und Skoda wäre nicht Skoda, wenn dieser Raum nicht pfiffig zu nutzen wäre. Es gibt deshalb natürlich einen doppelten Ladeboden, den man für den Transport schmutziger Gegenstände wenden kann. Es gibt die obligatorische Magnettaschenlampe, Klappen über jeder Nische und selbstredend eine Ablage für die Kofferraumabdeckung. Und die Heckklappe schwingt bei einem angedeuteten Fußtritt nicht nur elektrisch auf, sondern genauso auch wieder zu.
Obwohl der Skoda innen einen Riese ist, wirkt der Kodiak außen dabei weder protzig noch bedrohlich. Mit kurzen Überhägen bei 2,80 Meter langem Radstand, einem vergleichsweise flachen Dach und einer schlanken Silhouette haben die Tschechen den Bären erfolgreich gezähmt und für die Stadt domestiziert.
Denn wer statt des 125 PS starken Basis-Benziners oder des 150 PS-Diesels gleich oben einsteigt, der stürmt mit Spitzenmotorisierungen wie dem 180 PS starken TFSI oder dem TDI mit 190 PS immerhin bis zu 209 km/h schnell über die Autobahn.
Noch cleverer
„Wer dachte, uns fällt nach dem Eiskratzer im Tankdeckel, den Regenschirmen in den Türen oder dem Cupholder für das einhändige Öffnen von Getränkeflaschen nichts neues mehr ein, dem werden wir mit dem Kodiaq einmal mehr überraschen“, kündigt Entwicklungsvorstand Strube einen ordentlichen Nachschlag an skoda-typischen smarten Detaillösungen an. Dazu zählt unter anderem der automatische Türkantenschutz, der mit seinen ausfahrbaren Plastikkappen vor dem Blech bei Skoda irgendwie ein bisschen besser zu funktionieren scheint als bei Ford, weiters die so genannte Schlafkopfstütze, aus der man zwei seitliche Hörner herausdrehen kann, die den müden Kopf der Passagiere schützen. Und als wäre das nicht schon genug der Vorsorge, hat Strube sogar noch eine Kuscheldecke vor die Rückbank geschnallt, unter der man sich in süßere Träume stehlen soll.
Drei Monate vor der Publikumspremiere auf dem Pariser Salon sind die Tschechen mit ihrem großen Bären-Baby bereits ziemlich zufrieden, einige kleinere Test-Macken wie die Feinabstimmung der Fahrmodi werden bis zum Produktionsstart noch feingeschliffen, verspricht Skoda-Chef Bernhard Maier bei den Abnahmefahrten.
Die Marktchancen für den smarten Bären stehen gut: Denn obwohl SUV boomen, ist das Angebot an großen und trotzdem bezahlbaren Geländewagen eher überschaubar. Zudem kommt kurz nach dem Kodiaq gleich auch noch einen neuer Yeti in die Autohäuser.