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Der Ignaz

Die Waffe im Stadtverkehr

Der Ignaz

Für unsere europäischen Begriffe schwelt das Feuer bei Suzuki bisweilen mehr, als dass es lodert. Brave Kleinwagen, zweckmäßige SUV, die Mini-Offroader-Legende Jimny und die Pocket-Rocket Swift Sport sind gelegentlich sogar an Petrolhead-Stammtischen zu Gast. Und dann plötzlich: der neue Ignis …

Text: Philipp Stalzer / Fotos: Eryk Kepski

Pardauz, da steht er, frech und frisch. Den Titel Ignis (den gabs ja schon) verbinden wir eher mit zweckdienlichen rollenden Quadern, für die sich mit Vorliebe Golden Ager begeistern konnten. Doch der Ignis erfindet sich seit seiner jüngsten Wandlung völlig neu und ist dabei – so viel sei schon mal verraten – quietschfidel und ein Quell der Alltagsfreude. Schon sein kesser Augenaufschlag mit im Manga-Stil überzeichneten Kulleraugen macht irgendwie gute Laune – aber ohne, dass sich der Ignis dabei selber durch den Kakao zieht. Beim mehr als markigen Design im Segment der Kleinstwagen ist auch noch Platz für eine witzige Anleihe bei einem Vorgänger-Winzling aus den späten 70ern, dem Suzuki Cervo. Die angedeuteten Lüftungsschlitze in der C-Säule hatten damals eine technische Funktion, war doch der Murl im Heck verstaut.
So extravagant ist der Ignis nicht konfiguriert – ein paar Besonderheiten bietet er aber auch aus technischer Sicht. Im Bug werkelt nicht etwa, wie man es mittlerweile schon fast als selbstverständlich erachtet, ein rachitischer, zwangsbeatmeter Dreizylinder mit weniger Hubraum als ein Dreh und Trink, sondern ein Aggregat, das für diese Fahrzeugklasse schon fast als anachronistischer Big Block durchgeht. Aus vier Zylindern und 1,2 Liter Hubraum schöpft das bisschen Sprit, das man in den Ignis tanken kann, stramme und aufgeweckte 90 PS. Und zwar welche von der echten Sorte, die den Ignis ausgelassen und flaumig-kraftvoll am Kupplungspedal vom Stand wegsprinten lassen. Keine Gedenksekunde von irgendwelchen Turbos, Kompressoren oder sonstigem Technik-Overkill, und das bei kaum einer Möglichkeit, den Verbrauch auf über 6 Liter zu bringen. Sein Trick: das Eigengewicht von rund 850 Kilo in der Basisversion. Das in Verbindung mit den ultrakompakten Außenabmessungen macht den kleinen Ignaz, wie wir gerne zu ihm sagen, zu einer Waffe im Stadtverkehr. Und zum absoluten Ass beim Parkplätze-Aufspüren.

Nichtsdestotrotz fühlt sich der Innenraum luftig und wertig an. Ein paar Farbkleckse und die sympathische Form des Armaturenbretts täuschen gekonnt über eher preiswerte Materialienauswahl – in der Fahrzeugklasse sowieso logisch – hinweg. Aber auch das Platzangebot ist erstaunlich großzügig. Zwischen dem riesigen Radstand, denn de facto hat so ein Ignis an jedem Eck ein Radl, haben nicht nur recht kommod vier Personen Platz – auch ein optionaler Allradantrieb könnte dazwischen werken und den Witz und Nutzwert des Ignis erhöhen. Das lässt die Positionierung als „Mikro-SUV“ am Puls der Zeit dann auch irgendwie plausibel erscheinen.
Unser Test-Ignaz war kein solcher Bergfex, aber eine besondere Technik-Überraschung hatte er dennoch an Bord. Ein Mild-Hybridsystem mit softer Elektro-Unterstützung und Startergenerator hat eventuell auch noch ein Scherflein zum knausrigen Verbrauch beigetragen. Nur an der etwas synthetischen, bei höherem Tempo um die Mittellage etwas indirekten Lenkung und der recht harsch abgestimmten und mit vier Passagieren stoßig werdenden Fahrwerksauslegung könnte man noch arbeiten – das schaffen aber andere in dem Segment auch kaum besser. Das kleine Raumwunder mit dem zu Schalk neigenden Charakter ist ein echter Geheimtipp unter den Winzlingen und Cityflitzern.

:Infoporn
Getriebe: 5-Gang Handschaltung
Leistung: 90 PS
Verbrauch: 4,3 l/100 km
Drehmoment: 120 Nm
Länge: 3,70 Meter
Breite: 1,66 Meter
Gewicht: 865 kg
Preis: ab 11.990 Euro

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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