Den Wurzeln treu
Der Smart Forfour bleibt ein Stadtauto
Die Konkurrenz im Elektrosektor schläft nie und arbeitet stetig daran, immer größere und bessere Akkus in ihren Autos zu verbauen. Nur Smart macht bei diesem Wettrüsten nicht mit. „Denn unser Focus ist der Stadtverkehr“, sagen die Schwaben und begnügen sich deshalb mit einer Batterie-Kapazität von 17,6 kWh und einer Reichweite, die in der Theorie bis zu 160 Kilometer misst und in der Praxis meist bei etwas mehr als 100 Kilometern liegen wird.Von: Thomas Geiger
Wer sich auf diese Einschränkung einlässt, erlebt den Smart als nahezu ideales Elektroauto und erkennt im Forfour ED zugleich den besten Smart. Mit dem vom Allianzpartner Renault zuglieferten 60 kW-Motor geht es jetzt in der Stadt nämlich richtig flott zur Sache: Beim Ampelsprint lassen die 160 ab der ersten Umdrehung verfügbaren Newtonmeter frech die kleinen Reifchen quietschen und wenn man in etwa 5,0 Sekunden schon bei 60 Sachen ist, schaut mancher GTI-Fahrer ziemlich dumm aus der Wäsche. Man muss ihm ja nicht verraten, dass der Smart jenseits der Stadtgrenzen keine Chance hat, weil der Sprint auf Tempo 100 mit insgesamt 12,7 Sekunden außerordentlich langatmig ist und dem Viersitzer bei 130 km/h ohnehin die Luft ausgeht. Dazu der auch beim Viertürer noch immer winzige Wendekreis von 8,65 Metern, die wunderbar stabile Straßenlage durch den vom zentnerschweren Akku weiter abgesenkten Schwerpunkt und endlich eine sämige Beschleunigung ohne Schaltpausen – so wird der Smart zum Autoscooter und die Innenstadt zum Rummelplatz. Und ganz nebenbei ist man endlich das nervige Geknatter des Dreizylinders los, das Lärmjunkies allerdings gegen Aufpreis durch ein Fiepen zur Warnung für die Fußgänger ersetzen können.
Morgens ins Büro, mittags zum Einkaufen und nach dem Feierabend noch schnell zum Sport – wer sein Leben auf kleinem Raum führt, der kommt auch mit 17,6 kWh durch den Tag und lernt dann sogar die Vorzüge der beschränkten Batteriekapazität zu schätzen: Weil ein schwächerer Akku weniger Platz braucht, wird der ohnehin nicht gerade riesige Kofferraum des Smart nicht weiter geschmälert und man kann auch noch immer die Rücksitze aufstellen als wären es Kinosessel. Statt ihn tagesweise zu laden, ist der Forfour ED selbst an der Haushaltssteckdose nach sechs Stunden zu 80 Prozent voll, kommt an der Wallbox auf eine Standzeit von drei Stunden und tankt die 80 Prozent ab Herbst mit einem Schnellader in weniger als 45 Minuten. Aber das beste Argument für den kleinen Akku ist sein niedriger Aufpreis. Natürlich ist auch der smart Forfour ED eigentlich viel zu teuer. Schließlich kostet er fast doppelt so viel wie der Basis-Benziner. Doch erstens können die Schwaben so die lächerlichen 660 Euro Preisunterschied zum Zweitürer halten. Und zweitens ist er mit 22 600 Euro schon vor Abzug der Förderung nicht so weit aus der Welt, dass er nicht mehr als Zweitwagen in Frage käme. Spätestens da schließt man sich dann der aus der Not geborenen Daimler-Argumentation an und erkennt, das weniger tatsächlich mehr sein kann.