Aller guten Dinge sind drei?
Der VW Arteon greift an!
Phaeton und Passat CC gehören nun beide der Vergangenheit an. Doch auch wenn sich VW gerade neu sortiert und aus gegebenem Anlass vor allem auf bezahlbare Elektromobile setzt, wollen die Niedersachsen die zahlungskräftige Kundschaft oberhalb des Passat nicht von der Leine lassen. Deshalb fahren sie jetzt in Genf ihr neues Flaggschiff Arteon auf die Bühne und wollen bereits im Juni mit der Auslieferung beginnen.Von Thomas Geiger
Zwar basiert das Auto genau wie damals der CC auf dem Passat. Doch mit dem Modularen Querbaukasten als Basis hat Licharz den Arteon deutlich weiter von Limousine und Kombi abgerückt. Nicht nur das Design im Stil der gerade mal zwei Jahre alten Studie ist völlig eigenständig und zeigt mit betont scharfen Linien, einer schlanken Silhouette über rahmenlosen Türen und einem fließenden Heck, das breiter und verführerischer ist als beim Tesla Model S, mehr Präsenz als jeder Passat. Sondern auch das Format hat VW verändert: Mit fünf Zentimetern mehr Radstand streckt sich der Arteon auf 4,86 Meter und überragt den Spießer mit Stufenheck um gute zehn Zentimeter. Und vor allem durften sich die Designer ein bisschen Lust und Leidenschaft erlauben, sagt Licharz: „Während wir beim Passat um jeden Liter Innenraum ringen, mussten wir diesmal nicht ganz so hart kämpfen und haben uns manchmal lieber für die schönere als die praktischere Linie entschieden.“
Während Hinterbänkler den Aufstieg deutlich spüren, erlebt der Fahrer die Unterschiede zum Passat eher geringer: Ja, die breitere Spur und der längere Radstand lassen den Testwagen etwas ruhiger liegen, wenn er mit hohem Tempo über die einsamen Landstraßen fliegt. Doch im Cockpit sieht man die gleichen digitalen Instrumente wie im Passat, den vertrauten Touchscreen hinter der Glaskonsole, die bekannte Klimazentrale und die übliche Schaltkulisse. Und auch unter der Haube wird es erst einmal nur alte Bekannte geben. Zum Start im Sommer plant Licharz mit drei Benzinern von 150 bis 280 PS und drei Dieseln von 150 bis 240 PS, wobei die jeweils stärksten Motoren serienmäßig mit Allrad kommen.
Zwar sieht der Arteon tatsächlich nach einem Aufstiegskandidaten aus und es könnte im dritten Anlauf vielleicht doch noch einmal etwas werden mit VW auf dem Weg in der Oberklasse. Doch bei aller Liebe zum Luxus meiden die Niedersachsen diesmal einen Begriff, den sie früher vielleicht ein bisschen überstrapaziert haben: „Premium“ kommt ihnen diesmal nicht über die Lippen. Aber vielleicht könnte genau das der Schlüssel zum Erfolg werden.